Accra: Roman (German Edition)
Toilette ermordet hat. Die Polizeisicht zu diesen Verbrechen liefert Detective Inspector Darko Dawson, der ebenfalls zu uns ins Studio gekommen ist.«
Kaum begann die Sendung, gingen auch schon jede Menge Anrufe ein, die Bola mit gewohnter Souveränität meisterte.
»Salifu aus Koforidua«, sagte er mit Blick auf sein Schaltbrett, »Sie sind auf Sendung.«
»Ich wollte den Doctor und den Inspector fragen, was sie so sicher macht, dass einer allein all die schrecklichen Morde begangen hat.«
»Wegen der sogenannten Handschrift, wie wir es nennen«, antwortete Botswe. »Selbstverständlich dürfen wir hier keine Einzelheiten preisgeben, aber die Morde weisen ein einzigartiges Muster auf, das keine zweite Person exakt so kopieren könnte.«
»Möchten Sie dem noch etwas hinzufügen?«, fragte Bola Dawson.
»Dr. Botswe hat recht. Die Merkmale der einzelnen Morde bringen uns zu dem Schluss, dass es sich um ein und denselben Täter handelt.«
»Erica ruft aus Labone an. Sie sind auf Sendung, Erica.«
»Heißt das, dass dieser Mann, der Latrinenkiller, nur bestimmte Leute wie Straßenkinder umbringt? Oder, anders gefragt, muss ich mir Sorgen um meine Tochter machen, die im Teenageralter ist, aber kein Straßenkind?«
»Ich denke nicht, dass Sie sich vor diesem Täter fürchten müssen, dem Latrinenkiller, wie Sie ihn nennen«, antwortete Botswe. »Sie sollten allerdings eine vernünftige Vorsicht walten lassen, die von allen Eltern gefordert ist, die ihre Kinder schützen wollen.«
»Als Nächsten haben wir Samson in der Leitung, der uns direkt aus dem Zentrum von Accra anruft.«
»Guten Abend, meine Herren. Wie geht es Ihnen?«
Als er die Stimme hörte, setzte Dawson sich unwillkürlich gerader hin. Sie klang wie ein leeres Ölfass, das hallend über Kopfsteinpflaster rollte.
»Gut, danke«, sagte Bola. »Stellen Sie Ihre Frage.«
»Der Täter beschränkt sich nicht zwangsläufig auf diese Straßenkinder.«
Dawson bedeutete Carlos und dem Joy-FM-Techniker, dass sie diesen Anrufer zurückverfolgen sollten. Der Techniker machte sich sogleich an einer Reihe von Schaltern zu schaffen. Und Carlos rief von seinem Handy aus in der Tigo-Zentrale an.
Auf einem Zettel notierte Dawson, er soll möglichst lange reden, und schob ihn Bola hin. Der Moderator nickte.
»Das ist interessant, Samson«, sagte Bola. »Woher wissen Sie, was der Täter vorhat?«
»Weil ich es bin. Ich bin der Täter, und ich weiß, was ich vorhabe.«
Nun war selbst der unerschütterliche Bola für eine Sekunde sprachlos. Er blickte zu Botswe und Dawson, der ihm mimisch befahl weiterzureden.
»Wenn das stimmt, warum rufen Sie dann Joy FM an?«, fragte Bola.
»Ich habe eine Nachricht für den Inspector.«
»Ach ja, Samson?«, fragte Dawson. »Und was für eine Nachricht?«
»Seien Sie vorsichtig.«
»Was soll das heißen?«
»Während Sie herausfinden wollen, was mit den Kindern passiert ist, die ich umgebracht habe, sollten Sie lieber auf Ihren siebenjährigen Sohn aufpassen.«
Dawson fühlte, wie er eine Gänsehaut bekam. »Falls Sie wirklich der Mörder sind, Samson, geben Sie mir irgendeinen Hinweis, dass Sie wissen, wie diese Jugendlichen gestorben sind.«
»Sie meinen, was ich mit ihnen gemacht habe? Sagen wir, es bestand ein enger Kontakt. Ich muss jetzt auflegen, denn ich bin sicher, dass Sie schon versuchen, mich zu orten.«
»Samson, hier ist Dr. Botswe. Darf ich Sie fragen ...«
»Oh, sieht aus, als hätten wir Samson verloren«, sagte Bola.
Dawson riss sich die Kopfhörer herunter und rannte nach nebenan. »Habt ihr ihn?«
Carlos war aufgestanden, sein Handy am Ohr.
»Ich glaube, sie haben ihn. Moment, Moment, es kommt.«
»Bitte, beeilt euch«, raunte Dawson. »Laufen wir los.«
Chikata, Carlos und er stürmten zur Treppe.
»Hier ist es«, rief Carlos, als er eine SMS bekam. »Drei-dreiundfünfzig Faanofa Street, Kokomlemle. Was? «
»Scheiße«, fluchte Chikata. »Das ist nebenan.«
Dawson spürte ein Kribbeln. »Gott, wir haben ihn!«
Grelle Lichter erhellten die Front von Nummer 353 Faanofa Street, denn hier befand sich das Schaufenster von »Come Closer Fashions«.
»Ich gehe rein, du siehst hinten nach«, sagte Dawson zu Chikata.
Der Detective Sergeant bog in die Seitengasse ein, während Dawson in das klimatisierte Geschäft ging. Hip-Hop-Musik wummerte durch den Raum, in dem eine junge Frau in hautengem, schwarz-weißem Outfit und mit Stilettos Kleider auf einem Gestell sortierte.
»Hallo.« Sie kaute
Weitere Kostenlose Bücher