AC/DC - Maximum Rock N Roll
gekommen. Malcolm fragte, welche Lieder Brian singen konnte, und zu seinem wie auch Angus’ Erstaunen suchte Brian sich Ike und Tina Turners »Nutbush City Limits« aus – eine willkommene Abwechslung zu »Smoke On The Water«. Auf Brians Wunsch spielten sie in einer Tonart, die ihn zwang, seine Stimme so richtig auszureizen und ihren ganzen Umfang zu demonstrieren. Damit sammelte er bei Malcolm weitere Punkte, erst recht, als er seinen Mund öffnete, zu singen anfing und sich gegen die Musik der Band durchsetzen konnte.
Zum ersten Mal während des ganzen Vorspielens erwachte Angus zum Leben.
Ian Jeffery: »Bei den ersten Zeilen, die Brian sang, konnte man spüren, wie sich die Nackenhaare aufstellten. Angus erhob sich aus seinem Schneidersitz, und sein rechtes Bein fing an zu zucken. Es ging los, wir waren wieder im Rennen!«
Danach spielten sie »Whole Lotta Rosie« und ein paar Songs von Chuck Berry. An diesem Punkt war es keine Probe mehr, es war wie ein Konzert. Nachdem sie fertig waren, hatte Brian so viel Selbstvertrauen getankt, dass er die Band darauf hinwies, dass sie »Rosie« nicht richtig gespielt hatten – der Song war ihm zu langsam.
Brian, der mit sich und dem, was er geleistet hatte, zufrieden war, wollte dem Ganzen noch nicht so viel Bedeutung beimessen. Wenn es nichts wurde, konnte er immer noch seinen Kumpels im Pub davon erzählen. Er konnte vielleicht sogar noch ein paar Freigetränke herauskitzeln, wenn er davon berichtete.
Trotzdem hatte er wenig Zeit für Smalltalk. Nach ungefähr 15 Minuten entschuldigte er sich, denn er hatte zu Hause noch Gigs mit Geordie anstehen.
»Heaton Buffs, ein Club in Newcastle, hat immer gut gezahlt«, erzählte Brian 1983 bei Tyne Tees Television. »Ich glaube, so um die 120 Pfund für uns vier, was eine fette Gage war.«
Malcolm war der Erste, der zugab, dass er sich in Brian getäuscht hatte. Er und Angus wussten, dass sie niemand anderen wollten – auch Cliff und Phil waren beeindruckt. Aber die Liste der anderen Bewerber sollte trotzdem in den nächsten Tagen abgearbeitet werden, nur um auf Nummer sicher zu gehen.
Drei Tage später rief Jeffery Brian an und fragte, ob er Montag oder Dienstag wiederkommen könnte. Einmal mehr zeigte sich seine Arbeiterklassenherkunft: Brian sagte, er hätte keine Zeit, weil er sich um sein Geschäft kümmern müsse, denn davon lebe er schließlich. Außerdem hatte er ein lukratives Konzertwochenende mit Geordie vor sich.
Ian Jeffery: »Ich habe gesagt: ›Wir fliegen dich runter. Was immer du bei euch verdienst, bekommst du von uns auch.‹ Er sagte: ›Da muss ich mal nachdenken.‹ Nicht einmal dann wollte er sich festlegen. Also habe ich gesagt. ›Okay, Kumpel, ich rufe in zehn Minuten wieder an.‹ Ich rief ihn wieder an, und dann endlich sagte er: ›Okay, das geht in Ordnung.‹«
Aber schon wieder gab es mit der Pünktlichkeit ein Problem: Brian erschien zwei Stunden zu spät zum Vorsingen am 25. März. Sein Tagesablauf war einfach komplizierter geworden, als er erwartet hatte.
Was keiner wusste: Brian hatte, nachdem Jeffery Kontakt zu ihm aufgenommen hatte, einen zweiten überraschenden Anruf bekommen. Man bot ihm 350 Pfund, wenn er bei einem Fernsehspot für Hoover singen würde. In dem Spot spielte John Cleese die Hauptrolle. Etwas naiv hatte er angenommen, dass er die Aufnahmen für den Werbespot und das Vorsingen bei AC/DC locker am selben Tag erledigen könnte.
Ian Jeffery: »Dieses Mal war die Band wirklich beunruhigt. ›Zum Teufel, glaubt ihr, dass er überhaupt will?‹ – ›Mag er uns am Ende gar nicht?‹ – ›Kommt er jetzt, oder kommt er nicht?‹ Der Wind hatte sich gedreht: Jetzt war es, als ob wir ihn unbedingt brauchten.«
Die Bedenken lösten sich aber in Wohlgefallen auf, als Brian erschien und die Situation aufklärte. In Runde zwei spielte die Band ein paar Riffs und forderte Brian auf, spontan ein paar Textzeilen zu erfinden. Eine davon war »Given The Dog A Bone«.
Einmal mehr gab es nur strahlende Gesichter. Dieses Mal würde Malcolm den Sänger nicht wieder so schnell abhauen lassen. Am Ende der Woche musste Brian nach Hause – ein Konzertwochenende wartete auf ihn -, aber er wusste, dass er sich gut geschlagen hatte, selbst wenn das endgültige Jobangebot noch immer nicht vorlag.
Keiner war mehr von den Wendungen überrascht, die die Dinge in den vorangegangenen Wochen genommen hatten, als Brian selbst. Er dachte, er hätte seine große Zeit schon nach der der ersten
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