AC/DC - Maximum Rock N Roll
Malcolm und Angus neun Jahre zuvor Led Zeppelin gesehen hatten, musste zweimal wegen Regen verschoben werden. Diese Entscheidung fiel der Band nicht leicht. Schließlich fand der Gig am 23. Februar vor 30 000 Fans statt.
John Swan: »Der erste Gig fiel ins Wasser, also haben wir die ganze Zeit herumgehangen, Darts gespielt und getrunken. Dann ging es zurück zum Hotel, wo wir weitergetrunken und -gefeiert haben. Brian hat mir noch um Mitternacht einen Zahnarzt besorgt. Er ist eine Seele von Mensch. Deswegen glaube ich auch, dass er der perfekte Ersatz für Bon ist. Er hat so gar nichts mit ihm gemein.«
Vorher hieß es, die Show solle die letzte an diesem Veranstaltungsort sein, weil zu viele Anwohner sich über Lärmbelästigung beschwert und sich dafür eingesetzt hätten, dass es Auftrittsverbote für Hardrockbands gab. Als AC/DC davon Wind bekamen, hatten sie, auch ohne es vorher geprobt zu haben, die richtige Antwort parat: »Rock And Roll Ain’t Noise Pollution«.
AC/DCs Lautstärke führte diese Behauptung allerdings ad absurdum. Berichten zufolge sollen in dieser Nacht 130 Dezibel gemessen worden sein, was 30 Prozent über der zugelassenen Höchstgrenze lag. Beschwerden trudelten von überall her ein.
Wie hatte schon das amerikanische Rockmagazin Creem so treffend formuliert: »AC/DC ist eine Band für jedermann, auch für die Tauben.«
Was war nicht alles in den Medien zu lesen: Berichte von Schlägereien, sieben ausgebrannten Autos, zehn Fans, die ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, und – beinahe unglaublich – es sollte auch ein Mann im Publikum gewesen sein, der mit einer Injektionsspritze in der Hand Amok lief.
Nach der Show bekam die Band in einem Zelt hinter der Bühne von Ted Albert 27 Goldene Schallplatten und acht Platinauszeichnungen verliehen. Unter den Gästen befanden sich George Young und Harry Vanda, aber auch Freunde wie Lobby Loyde, Angry Anderson und Peter Wells. Angus blieb nicht bis zur Verleihung. Er war völlig ausgelaugt und legte sich – nachdem er wie nach jeder Show eimerweise Tee in sich reingeschüttet hatte – ins Bett.
Die unglaublich wichtige Show in der Stadt, die als »AC/DC City« angesehen wurde, war so gewesen, wie jeder sie sich vorgestellt hatte. Aber die Band musste ihr Tribut zollen.
»Angus ist völlig am Ende«, erklärte Brian Kent Goddard im RAM am 3. April. »Da hat sich viel angestaut. Seine Anspannung bevor wir auf die Bühne gingen, war unglaublich.«
Die Polizei von Victoria wollte die zweite Show untersagen, nachdem sie bei der ersten mit 20 Fahrzeugen im Einsatz war und es 30 Verhaftungen gab. Auch die Angestellten der Eisenbahn liefen Sturm, nachdem es unter alkoholisierten Fans auf dem Heimweg Schlägereien in den Zügen gegeben hatte. Zeitungsschlagzeilen vom »Rock Riot« trugen zusätzlich dazu bei, die Konzerte in ein schlechtes Licht zu rücken. Und auch nach dem zweiten Konzert gab es wieder Ärger.
Durch die Tour stiegen die Verkäufe von Back In Black stetig an. Das Album schaffte es bis auf Nummer zwei und hielt sich mit 300 000 verkauften Exemplaren sechs Monate lang in den Charts. Trotz des Erfolgs war nicht zu übersehen, dass die Medien, die jetzt mit AC/DC sprechen wollten, dieselben waren, die ein paar Jahren zuvor die Band noch in der Luft zerrissen hatten.
Derweil trafen Erfolgsmeldungen aus dem Rest der Welt ein: Back In Black wurde von Creem zum zweitbesten Album des Jahres 1980 gewählt. Diesem Urteil schlossen sich die Leser des Musik Express in Deutschland an.
Die Anerkennung und die Verkaufszahlen, die dem Album zuteil wurde, bewogen Atlantic, in Amerika auf die Veröffentlichung des ursprünglich abgelehnten Dirty Deeds -Albums zu drängen. Dieser Plan bestand schon seit März 1980, doch die Band hatte sich bislang dagegen ausgesprochen. Dieses Mal gaben AC/DC unter der Bedingung nach, dass die Platte mit einem Aufkleber erschien, der erklärte, dass die Besetzung Young, Young, Scott, Evans, Rudd das Album eingespielt hatte. Außerdem sollte die Platte mit einem Preisnachlass von zehn Prozent verkauft werden.
Am 27. März 1981 erschien Dirty Deeds in Amerika, ein im Vergleich zum perfekten Sound von Back In Black rohes Album. Die Absatzzahlen von Back In Black lagen mittlerweile im Bereich von vier Millionen. Dirty Deeds erreichte Platz vier der US-Charts und sollte sich bis zum Ende des Jahres zwei Millionen Mal verkaufen – eine beachtliche Leistung für ein Album, das sein Label fünf Jahre vorher
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