AC/DC - Maximum Rock N Roll
eines denkwürdigen Vorfalls.
Tracii Guns: »Da kommt ein Typ zu uns an den Tisch und fängt an herumzuschreien: ›Was bildest du dir denn überhaupt ein, meinst du, du darfst hier mit diesen Legenden herumhängen?‹ Da steht der kleine Malcolm – er ist wirklich sehr klein – auf und sagt ihm direkt ins Gesicht: ›Warum haust du nicht ab und fickst dich selbst? Und wenn du damit fertig bist, warum bringst du dich dann nicht um?‹ Eine bessere Bestätigung kann kein Musiker jemals erleben – dass jemand von Malcolms Kaliber sich für dich einsetzt, selbst wenn es ihn einen Fan kostet. Mick hat auf der Tour geheiratet. Angus hat für ihn und seine Frau eine ganze Woche lang eine Privatlimousine besorgt. Sie waren sehr gut zu uns.«
Und die amerikanischen Konzertbesucher waren sehr gut zu AC/DC: Die Razors Edge -Tour brachte Bruttoeinnahmen in Höhe von 17,8 Millionen Dollar, was sie zur sechsterfolgreichsten Tournee des Jahres weltweit machte.
Aber es war harte Arbeit. Die Bandmitglieder waren keine 19 mehr. Brian hielt sich mehrmals in der Woche durch Fitnesstraining für die Shows in Form, die nun eine Länge von 135 Minuten hatten und damit eine halbe Stunde länger waren als die Konzerte auf der vorangegangenen Tour.
Was er bei Angus sehen konnte, ließ ihn jedoch schnell seine Wehwehchen vergessen. »Ich habe miterlebt, wie der Doktor reinkommt, sich den Jungen ansieht und nur den Kopf schüttelt. Angus meinte dann: ›Ach, scheiß drauf, ich gehe auf die Bühne.‹ Wir haben nie ein Konzert abgesagt«, erfuhr Stuart Coupe vom Hot Metal im August 1991 von Brian.
Etwa zur gleichen Zeit wurde die Band von ihrer Mitschuld im Prozess um die Ereignisse in Salt Lake City freigesprochen. Bruce Child, der Vater des Opfers Curtis Child, hatte eine Zehn-Millionen-Dollar-Klage wegen schuldhafter Tötung gegen Band, Veranstalter und Sicherheitsfirmen angestrengt.
Die Erinnerungen an den furchtbaren Vorfall ließen sich damit jedoch nicht aus der Welt schaffen.
Vor diesem Hintergrund schien es kein günstiger Zeitpunkt für die großen Festivals zu sein. AC/DC spielten dennoch als Hauptband bei den europäischen Monsters-Of-Rock/Rock-Around-The-Bloc-Festivals, zusammen mit Metallica, Mötley Crüe, Queensryche und den Black Crowes.
AC/DC hatten vor der Bühne für eine Sperrzone und Wellenbrecher gesorgt, die verhindern sollten, dass noch einmal Menschen zu Schaden kamen.
Rich Robinson (Gitarrist der Black Crowes): »Wir fühlten uns gleich zu AC/DC hingezogen, weil sie eine Rockband sind. Ich kann mich erinnern, dass ich mir am ersten Abend angesehen habe, wie 60 000 Kids bei Metallica durchgedreht sind, und ich dachte: ›Mann, das ist schon seltsam, wie viele Leute auf Metallica stehen. Wie AC/DC wohl ankommen werden?‹ Und dann kam ›Thunderstruck‹. Angus fing an zu spielen, und das ganze Publikum ist völlig ausgerastet. Da war klar: Okay, das ist AC/DC. Denen kann keiner das Wasser reichen!«
Auch Mötley Crüe fühlten sich auf der Tour wie im Himmel.
Doug Thaler: »Mötley Crüe hatten den allergrößten Respekt vor AC/DC. Tommy Lee war ein riesiger Fan. Ich weiß aber nicht, was AC/DC von ihnen hielten, wahrscheinlich kamen sie ihnen wie ein Haufen kleiner Jungs vor. Sie bekamen keine Beschränkungen beim Sound und haben die volle Lichtanlage benutzen dürfen. Es war, als wollten AC/DC denen sagen: ›Zeigt, was ihr könnt, gebt euer Bestes. Danach kommen wir und hauen alles weg.‹«
Die Festivaltour mit 20 Shows, die am 10. August begann, führte zum ersten Mal durch Länder wie Polen, Ungarn und Russland, die sich bis kurz zuvor noch hinter dem Eisernen Vorhang befunden hatten. Für eine Band wie AC/DC, die nie Interesse an Politik gehabt hatte, war es ein ziemliches Erlebnis – und erst recht eine Offenbarung für die Zuschauer, von denen viele ihre erste internationale Rockband zu sehen bekamen.
In Polen zogen die Shows rund 40 000 Zuschauer an, in Kopenhagen kamen 25 000 und in Barcelona 45 000 Fans.
Malcolm – Castle Donington, August 1991.
Cliff – Castle Donington, August 1991.
Die Shows in Jugoslawien wurde wegen der schwierigen politischen Lage abgesagt. Abgesagt werden musste auch das Festival in Luxemburg, nachdem der Veranstalter mit den Einnahmen aus dem Vorverkauf durchgebrannt war.
In Gelsenkirchen konnte die Show nicht stattfinden, weil ein örtlicher Rechtsanwalt aus irgendeinem Grund den Stadtrat davon überzeugen konnte, die Veranstaltung zu untersagen.
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