AC/DC - Maximum Rock N Roll
Schlafentzug zur Aufgabe zu zwingen.
»Wir waren froh, bei Noriegas Ergreifung behilflich sein zu können«, so Brian zu Liam Fay in Hot Press am 18. Oktober 1990.
Ende Februar ging die Band für fünf Wochen in die Windmill Lane Studios nach Dublin. Eigentlich sollten Harry Vanda und George Young das Album erneut gemeinsam produzieren. Letztendlich arbeitete aber George Young ohne Vandas Hilfe an den ersten Aufnahmen, weil Harry aus persönlichen Gründen nach Hause zurückkehren musste. Im April zog die Band in die Little Mountain Studios nach Vancouver um, wo Produzent Bruce Fairbairn und Toningenieur Mike Fraser die Aufnahmen in die Hand nehmen sollten.
Ursprünglich hatte es Bedenken gegeben, dass Fairbairn der Band einen zu glatten, poppigen Sound verpassen könnte, wie er es bei Bon Jovis Erfolgsalbum Slippery When Wet getan hatte, das sich immerhin 14 Millionen Mal verkaufte. Aber schon bald war klar, dass Fairbairn ein riesiger AC/DC-Fan war, der die volle Dröhnung der Band einfach mal aus nächster Nähe erleben wollte.
Bereits seine Herangehensweise an die Gesangsaufnahmen war sehr eigen. Brian sollte sich in einer schalldichten Kabine die Seele aus dem Leib schreien. Erst danach durfte er sich für die Aufnahmen ans Gesangsmikro stellen.
Mit Fairbairn am Pult, der schnell das Vertrauen von Malcolm und Angus gewonnen hatte, konnten sich die beiden auf das konzentrieren, was sie am besten beherrschten.
Ohne Produktionsaufgaben konnten sie auch Brian von der Last des Texteschreibens entbinden. Brian hatte ohnehin schon das Gefühl, er würde die Band im Stich lassen, weil ihm einfach nichts mehr einfiel. Malcolm und Angus ergriffen die Gelegenheit, der Band auch bei den Texten wieder ihren Stempel aufzudrücken.
Während der Aufnahmen wurde Chris Slade gebeten, dauerhaft bei AC/DC einzusteigen. Voller Erstaunen registrierte Slade, wie bodenständig es während der Sessions zuging. Sie nahmen ihre Spuren nicht einzeln auf, sondern gemeinsam als Band. Im Unterschied zu den meisten anderen Acts spielten AC/DC auch im Studio mit Blickkontakt.
»Für Angus ist es unvorstellbar, erst zwei Wochen nachdem der Rest eingespielt wurde, im Studio vorbeizuschauen und seine Gitarrenparts aufzunehmen«, sagte Slade im Interview mit Phil Lageat im Hard Rock France im Juni 2001. »Und sie behalten immer die ersten Takes. Auf jedem Track eines AC/DC-Albums findet man Teile der allerersten Takes.«
Was auch gut so ist: Einen Song wie »Thunderstruck«, der sich um Angus’ Nahtoderfahrung während der Europatour 1988 dreht, mit dem langen und komplizierten Gitarrenintro oft zu wiederholen, wäre Folter für seine Finger gewesen.
Bei Songs wie »Mistress For Christmas« und »Moneytalks« bewiesen Malcolm und Angus trotz millionenfach verkaufter Platten ihre Arbeiterklassenherkunft und nahmen die Geschäftswelt kritisch ins Visier.
Im Mai war The Razors Edge nach sieben Wochen Arbeit vollendet. Zum Dank und als Zeichen des Respekts überreichte Malcolm Bruce Fairbairn eine Kopie seiner Gitarre »The Beast«. Im August wurde das Video zu »Thunderstruck« erneut in der Brixton Academy unter der Regie von David Mallet gedreht.
Das Album erschien am 24. September in Europa, am folgenden Tag in den Staaten und in Australien. In Amerika verkaufte es sich schnell: Zwei Wochen nach Veröffentlichung – Back In Black hatte gerade eine Auszeichnung für 10 Millionen verkaufter Exemplare verliehen bekommen – stieg es in die Billboard -Charts ein und kletterte dort bis auf Platz zwei. Die Verkäufe sollten später drei Millionen Exemplare übersteigen. Auch in Großbritannien erreichte die Platte Platz vier der Charts.
AC/DC waren zurück.
Anfang Oktober – die Gesamtzahl aller weltweit verkauften Platten der Band lag mittlerweile zwischen 50 und 60 Millionen – begannen in London die Proben für die bevorstehende Tour. Die Vorbereitungen wurden später in New York im Worcester Centrum fortgesetzt, wo mit dem gesamten Bühnenaufbau geprobt wurde. Am 2. November startete dann der erste Teil der Tour mit 34 Konzerten in den Staaten und Kanada.
Brian wärmte sich vor den Shows immer auf die gleiche Weise auf: »Normalerweise gehe ich auf die Toilette und schreie erst mal ordentlich los. Wenn ich rauskomme, fragen alle: ›Geht’s dir gut? Wir dachten, du wärst da drin überfallen worden!‹ Nee, nee, Jungs, ich habe mich nur mal geräuspert!«
Zum gewaltigen Tross der Band zählte jetzt eine 50-köpfige Roadcrew, die
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