AC/DC - Maximum Rock N Roll
vermutlich jeden Abend aus Erschöpfung zusammengebrochen.
Mark Sneddon: »Angus bewegte sich immer auf seine ganz eigene Art. Er stand nur da, warf sich in Pose und rührte sich kein bisschen, zuckte vielleicht mal mit dem Bein. Aber er sprang nicht viel herum.«
Neben eigenen Kompositionen wie »The Kantuckee Stomp« hatte die Band eine Zeit lang bis zu zehn Mountain-Nummern im Set, darunter »Long Red«, »Blood Of The Sun« und »Mississippi Queen«, außerdem Material von Leafhound, Bulldog und Cactus. Ihr 1972 erschienenes Album ’Ot’N’ Sweaty war ein wichtiger Bestandteil des Kantuckee-Programms und wurde fast in voller Länge gespielt.
Die Dynamik innerhalb der Band begann sich zu verändern, als Sneddon zeigte, dass er nicht nur Gitarre spielen, sondern auch singen konnte. McGlynn erkannte die Zeichen der Zeit und beschloss auszusteigen. Daraufhin bot man Dave Evans, der kurzzeitig nach Malcolms Weggang bei Pony, den früheren Velvet Underground, gesungen hatte, den Job am Mikrofon an. Wie schon McGlynn fiel auch Evans sofort der Zustand von Angus’ Zähnen auf.
Dave Evans: »Das fand ich echt eklig. Ich hab gleich gesagt: ›Verdammt, der Typ muss sich mal die Zähne reinigen!‹ Dann hatte er immer diesen großen Bassisten dabei, ein Typ hoch wie breit. Das war vielleicht ein Paar – der Bassist gut eins achtzig, Angus daneben eins fünfzig oder so. Er stellte sich mir als Angus Young vor, Bruder von George Young von den Easybeats und Bruder von Malcolm Young. Von Malcolm hatte ich aufgrund von Velvet Underground natürlich schon gehört. Sie spielten harten Gitarrenrock, weniger Songs mit viel Text. Ich hörte mir an, was sie machten, aber ich stand nicht auf ihren Stil. Daher schloss ich mich ihnen nicht an.«
Die geschrumpfte Band machte also mit Sneddon als Sänger und Gitarristen weiter und taufte sich in Tantrum um. Die Gigs häuften sich, und Tantrum spielten nun auch im Blacktown RSL im Westen von Sydney und im Coogee Oceanic, das in einem der östlichen Vororte der Stadt gelegen war. Besonders gern traten sie im Manly Vale Hotel an Sydneys Nordstrand auf. Eines Abends bekam Stevens Streit mit ein paar Stammgästen, und die schlecht gelaunten Einheimischen drohten damit, die Band gründlich auseinanderzunehmen.
Ein anderes Mal wurden sie fälschlicherweise als gemütliche Country-und-Western-Band engagiert. Nach den ersten sechs Songs, bei denen sie einigen Zuschauern die Trommelfelle weggesprengt hatten, machte man ihnen unmissverständlich klar, dass ihre Dienste nun nicht mehr benötigt würden.
Und dann kam der Abend, an dem sie ihre Instrumente noch gar nicht richtig eingestöpselt hatten, als man sie schon wieder zum Gehen aufforderte.
Mark Sneddon: »Wir hatten unseren ganzen Kram zwei Treppen runtergeschleppt, aufgebaut und machten gerade Soundcheck, als ein Typ ankam und sagte: ›Hör mal, Alter, du bist noch keine 18.‹ Und Angus darauf: ›Klar bin ich das.‹ Er hatte Geburtstag und er hatte sogar seine Geburtsurkunde dabei, eine schottische mit einer Distel drauf, die er dem Kerl zeigte und sagte: ›Guck, ich bin 18, ich habe heute Geburtstag.‹ Aber die glaubten uns nicht. Also mussten wir unser Equipment zusammenpacken und wieder raustragen.«
Angus nutzte es gründlich aus, dass er endlich volljährig war. Als Sneddon eines Abends eine Party veranstaltete, kam außer der Band kein Mensch.
Mark Sneddon: »Er kreuzte total breit bei uns auf, in der Hand eine Flasche Bond 7. Darauf fuhr er damals total ab. Er trank allerdings nie richtig viel, er war mehr der Rauchertyp.«
Gelegentlich tauchte Malcolm bei den Proben der Band in Rhodes auf und jammte mit. Nicht nur, um seinen Bruder zu unterstützen, sondern auch, weil ihm schlicht gefiel, was sie da trieben.
Malcolm: »Sie waren keine schlechte Band, ich war ehrlich überrascht, als ich sie das erste Mal sah. Es war richtig laut, und Angus machte auf der Bühne mächtig Lärm.«
Es dauerte nicht lange, bis auch George sich einmal ansah, was sein kleinster Bruder so trieb. Irgendwann 1973 erschien er mit Harry Vanda und einem riesigen Tonbandgerät und machte Aufnahmen. Kantuckee konnten kaum glauben, dass sie selbst es waren, die sie da hörten.
Mark Sneddon: »Wir hörten uns das irgendwann mal an und dachten nur: ›Holy shit! Das sind wir? Fuck! Das hört sich ja echt fett an!‹«
Wenig später ging es mit George und Harry in die EMI-Studios zu einer Session, bei der »Evie«, ein Song der beiden, und
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