AC/DC - Maximum Rock N Roll
An ihn hatte ich vorher gar nicht gedacht.«
Ursprünglich hatte er sich mit Mike Sheffzick, dem Bassisten der Velvets und von Pony, und mit dem ehemaligen Masters-Apprentices-Drummer Colin Burgess zusammengetan. Das lief ganz ordentlich, war aber nicht der totale Bringer. Dann ersetzte im November Larry Van Kriedt, den Malcolm schon seit einigen Jahren kannte, Mike Sheffzick, und die Band beschloss, einen Sänger zu suchen, der die Texte, die Malcolm geschrieben hatte, gut rüberbringen würde.
Nach einer Reihe wenig vielversprechender Kandidaten begegnete Dave Evans dem Young-Clan erneut, dieses Mal über eine Anzeige im Sydney Morning Herald . Der Ex-Sänger von Velvet Underground und Pony hatte sich schon lange gefragt, was hinter den kryptischen Bemerkungen steckte, die seine Bandkollegen über ein ehemaliges Mitglied machten, den sie »den Kleinen« nannten. Nun lernte er diesen Typen endlich persönlich kennen.
Evans war bei seinen Mitmusikern von Pony nicht gerade beliebt gewesen. Daher gab es durchaus ablehnende Stimmen, als Malcolm laut darüber nachdachte, ihn als Sänger zu testen. Man vereinbarte einen Probetermin in einem alten Bürogebäude in Newtown, in Sydneys westlicher Innenstadt, das Allan Kissick gehörte, einem angesehenen Szenetypen, der wesentlich einflussreicher war, als sein biederes Aussehen vermuten ließ. Er war bereits Manager, Agent und Berater vieler Bands gewesen, hatte zehn Jahre zuvor Stevie Wright mit den Easybeats zusammengebracht und die Band bei ihren ersten Schritten im Musikgeschäft betreut. Er war es auch gewesen, der Colin Burgess an Malcolms neue Band vermittelt hatte.
Evans war wie vom Donner gerührt, als er zu dem Treffen erschien und Burgess sah. Schließlich waren Masters Apprentices Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger eine von Australiens Topbands gewesen und hatten sogar schon in London gespielt.
Dave Evans: »Colin war für mich ein Riesenstar. Als ich noch zur Schule ging, waren Masters Apprentices nämlich richtig angesagt.«
Man jammte sich gemeinsam durch ein paar Standard-Zwölftakter und ein paar Free-Songs. Alle waren begeistert. Obwohl die Band noch keinen Namen hatte, stellte Evans überrascht fest, dass Malcolm schon genau wusste, wohin er mit der Gruppe wollte.
Dave Evans: »Er sagte immer: ›Dieses Land ist mir scheißegal! Australien interessiert mich einen Dreck! Wir werden richtig groß werden, Mann! Wir werden die Welt erobern!‹ Er hatte immer die Vision, international Riesenerfolg zu haben.«
Nach weiteren Proben dachte Malcolm darüber nach, Angus dazuzuholen. Die beiden Brüder gingen nicht nur ähnlich an Musik heran, sie hatten zusammen auch eine Reihe ausländischer Bands live erlebt. Dabei hatten sie ähnliche Ansichten dazu entwickelt, was im Rock’n’ Roll funktionierte und was nicht. Und das machte Angus für Malcolm zum idealen Verbündeten.
Das erste gemeinsame Konzert, das sie besucht hatten, waren die Yardbirds im Januar 1967 im Sydney Stadium gewesen. Die Geschichte der legendären Band neigte sich zwar schon ihrem Ende zu und verfügte auch schon nicht mehr über die zweifache Gitarrenpower von Jimmy Page und Jeff Beck, aber die Briten verströmten trotzdem noch jede Menge Energie und bluesgetränkte Magie. Selbst auf den billigen Plätzen machte es in Angus’ Hirn Klick. So musste Musik klingen.
Angus: »Ich schnallte erst, worauf es wirklich ankam, als ich mit zehn Jahren zusammen mit Malcolm die Yardbirds sah. Es war eine tolle Atmosphäre. Für mich waren sie immer schon eine gute Band. Sie kamen auf die Bühne und legten los. Es war echt überwältigend. Damals waren sie schon ziemlich schnell und wild, aber musikalisch wie immer sehr besonders.«
Fast auf den Tag genau ein Jahr später hinterließen The Who und die Small Faces eine Brandspur auf der australischen Erde, mit gewalttätiger Bühnenshow und ohrenbetäubender Lautstärke. Faces-Sänger Steve Marriott spuckte Gift und Galle in Richtung des Publikums im Sydney Stadium.
The Who zerschlugen alles, was sie nicht in die Luft jagen konnten. Die ganze Show war ein Paradebeispiel für das Draufgängertum im Rockgeschäft. Malcolm und Angus Young sahen es sich mit großen Augen und offenem Mund an.
Im April und Mai 1971 kamen die nächsten Großmeister harter englischer Rockmusik auf den Sydney Racecourse: Deep Purple, Free und Manfred Mann, die damals ebenso keyboardlastig waren wie Purple selbst. Wieder waren Malcolm und Angus im Publikum, aber
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