AC/DC - Maximum Rock N Roll
mehr!‹«
Der Schweiß setzte zudem den Gitarren zu.
»Das ist wie bei Surfboards. Die Gitarren saugen sich mit Flüssigkeit voll. Also müssen wir sie fast jede Woche auseinanderbauen und die Teile ersetzen, die rosten können.«
Wie schon während der Touren zu Razors Edge und Ballbreaker wurde es zu einer logistischen Herausforderung, der großen Publikumsnachfrage gerecht zu werden. Die angesetzte Tour mit 15 Open-Air-Konzerten in europäischen Stadien im Juni und Juli war bis dato das aufwändigste Unternehmen in der Geschichte von AC/DC. Im Vorprogramm spielten Megadeth, The Offspring, Buddy Guy, The Black Crowes und Die Toten Hosen.
Da die Band innerhalb kurzer Zeit schon wieder nach Europa kam, musste sie auch die Setliste überarbeiten.
Angus: »Wir waren in den Wintermonaten in Europa gewesen. Damals wussten wir noch nicht, dass wir im Sommer wiederkommen würden. Wir entschlossen uns also, ein paar Songs zu spielen, die das Publikum live schon sehr lange nicht mehr gehört hatte. Das letzte Mal, dass wir ›Up To My Neck In You‹ gespielt hatten, muss bei einem der ersten Auftritte in den USA gewesen sein. Wir spielten, wenn ich mich nicht irre, damals noch mit Bon in San Francisco in einem alten Club.«
Die Begeisterung bei den Gigs war mitunter so groß, dass die Band in manchen Städten nach dem traditionellen Schlussstück »For Those About To Rock« eine zweite Zugabe spielen musste. Das hatte es in der jüngeren AC/DC-Geschichte noch nie gegeben.
Die Reaktion in Paris, einer Stadt, die sie am Anfang ihrer Karriere nicht gerade euphorisch empfangen hatte, war umwerfend: 80 000 Zuschauer sorgten für das größte Konzert, das je in Paris stattgefunden hatte. Die Band wurde von einer Motorradeskorte zu ihrem Hotel begleitet, in dem auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton logierte.
Der Auftritt in Paris wurde von Kameras aufgezeichnet. Zum ersten Mal in der Geschichte der Band wurde das bluesige »Ride On« am Ende des Sets gespielt. Kurz vor dem Gig hatten sie es in der Garderobe schnell ein wenig umarrangiert. Am Tag zuvor war John Lee Hooker gestorben, was die Bluesfans Malcolm und Angus in tiefe Trauer stürzte. Dennoch war »Ride On« keine Hommage an den Elder Statesman des Blues.
Der Song war eher Ausdruck dafür, dass Bon zwar von ihnen gegangen war, aber mehr als 20 Jahre nach seinem Tod immer noch nicht vergessen war. Lange hatte Brian das Gefühl, dass der Song zu stark Bons Stempel trug, um sich daran zu versuchen. Nun aber schien der Zeitpunkt gekommen, ihn zu spielen. Brian war bewegt, als er ankündigte: »Dies ist ein Song von Bon Scott.« Wie der Rest der Band trug er dabei das Trikot der französischen Fußballnationalmannschaft, die drei Jahre zuvor im gleichen Stadion den Weltmeistertitel erringen konnte. Der Song war so etwas wie Brians endgültige Aufnahmeprüfung, obwohl er sich seine Sporen schon lange, lange vorher verdient hatte.
Anpfiff: Angus und Brian, Le Stade de France – Paris, Juni 2001.
Passenderweise hatte im Juni die Stadt Kirriemuir in Schottland zur Wahrung ihres Kulturerbes das »Gateway to the Glens«-Museum eröffnet. Selbstverständlich wurden Bon Scott, der größte Sohn der Stadt, und AC/DC dort ebenfalls geehrt.
Auch in Deutschland reagierte das Publikum ähnlich enthusiastisch wie in Paris. Die Show im Münchner Olympiastadion vor 80 000 Zuschauern war das erste ausverkaufte Konzert dieses Tourabschnitts und sollte deshalb ebenfalls aufgezeichnet werden. Die Bedingungen am Konzerttag waren nicht gerade ideal. Manche Fans, die keine Karten mehr bekommen hatten, versammelten sich auf einem Hügel neben dem Stadion, um einen Blick in die Arena zu erhaschen. Unglücklicherweise war das genau der Ort, an dem das große Abschlussfeuerwerk gezündet werden sollte. Die Polizei musste eingreifen.
Die Entscheidung, auch in München zu einer zweiten Zugabe auf die Bühne zurückzukehren, war sowohl ein Dankeschön an die begeisterten Fans, als auch der Versuch, die erhitzten Gemüter abzukühlen.
Angus: »Wir wollten verhindern, dass es Ärger gibt. Die Polizei da draußen hat die Leute schwer rumgeschubst. Wir hatten keine Lust, dass es böse ausgeht.«
In Deutschland war die Tournee so erfolgreich, dass der Veranstalter der Band eine Auszeichnung verlieh: Für sieben Shows wurden über eine halbe Million Tickets verkauft. Die DVD und das Video der Show, Stiff Upper Lip Live , kamen im November in Japan und Europa auf den Markt. Die
Weitere Kostenlose Bücher