AC/DC - Maximum Rock N Roll
wirken ließen.
Steve Morcom erinnert sich an eine Unterhaltung mit Angus, in der es um Yes und deren Gitarristen Steve Howe ging. »Angus sagte: ›Klar, Malcolm kann genauso spielen, aber wir wollen uns auf die wesentlichen Elemente konzentrieren.‹ Das meinte er ganz positiv. Ich wusste, dass Malcolm durchaus in der Lage war, komplexere Musik zu spielen. Er war ein sehr ausgefuchster Gitarrist, als AC/DC anfingen.«
Den Auftritt, bei dem diese Formel offiziell erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, hatte Allan Kissick im Chequers für den Silvesterabend 1973 organisiert. Die Band hatte dort schon öfters gespielt und war auch gelegentlich kurzfristig für andere eingesprungen. Dieses Mal aber war es eine große Sache: Sie sollten eine Woche lang im Chequers die Headliner sein.
Der Club, der am südlichen Rand des Geschäftsviertels im Sydneyer Zentrum lag, war in den Sechzigern eine der ersten Adressen der Stadt gewesen. Der Club im Souterrain war über eine weiß gefleckte Marmortreppe zu erreichen, und innen war er so glamourös und elegant, wie man es angesichts der Künstler erwartete, die dort aufgetreten waren, unter anderem auch Frank Sinatra und Shirley Bassey. Durch die Abende führte der oft in einen lila Anzug gekleidete Mr. Casey.
In den Siebzigern war der Club mehr zum Trinktreffpunkt für Leute aus der Musikindustrie geworden, aber er zählte noch immer zu den angesagten Plätzen, an denen man sehen und gesehen werden konnte. AC/DC erschienen zu jenem Auftritt ganz normal in ihren Straßenklamotten.
Angus zeigt Zähne im Chequers – Sydney, Mai 1974.
Angus: »Ich glaube, ich war ein bisschen nervös. Aber wir hatten das Gefühl, nicht viel verlieren zu können. Schließlich war Silvester, und im Laufe des Abends würden sich die meisten Leute betrinken und nicht mehr mitkriegen, was wir machten. Casey war mir und Malcolm gegenüber sehr nett. Das Gute daran war, dass wir zu den wenigen Bands gehörten, denen er ein bisschen mehr bezahlte. Davon waren alle ziemlich beeindruckt.«
Das Engagement im Chequers beinhaltete drei oder vier Sets jeden Abend, sodass die Band insgesamt bis zu fünf Stunden auf der Bühne stand. Dafür brauchte man eine schnelle Auffassungsgabe und musste viel jammen. Van Kriedt spielte gelegentlich auch Saxophon, Malcolm übernahm dann den Bass. Sie brachten eigene Songs wie »The Old Bay Road« und »Midnight Rock«, und um die Zeit rumzukriegen, erzählten sie zwischendurch auch ein paar Witze.
Angus: »Ich glaube, wir spielten ein paar Sachen von den Stones, viel Chuck Berry und Little Richard – ›School Days‹, ›Nadine‹ und dann noch ›No Particular Place To Go‹. Von den Beatles hatten wir ›I Want You (She’s So Heavy)‹ im Programm. Bei anderen Nummern haben wir manchmal auch nur so ein bisschen vor uns hingeklampft. Malcolm sagte: ›Das ist jetzt unsere Jazz-Einlage: Ang, spiel mal ein Gitarrensolo. Beschäftige dich mal für eine halbe Stunde.‹«
Auf die Gigs im Chequers folgten andere in der Sydneyer Clubszene. Die Musiker und das Equipment wurden dabei in Malcolms VW-Bus von einem Ort zum anderen transportiert. Die Attraktion jedes Konzerts war immer wieder das musikalische Feuerwerk, das die beiden kleinen Gitarristen gemeinsam abfeuerten.
Dave Evans: »Die zwei fochten richtige Gitarrenduelle auf der Bühne aus. Diese beiden kleinen Kerle hauten die Leute wirklich um. Malcolm drehte total auf, dann zog Angus nach, dann kam Malcolm wieder und schließlich spielten beide gleichzeitig. Es war ziemlich abgefahren.«
Zwischendurch gab es immer wieder ein paar ungewöhnliche Gigs, etwa, als die Band gebeten wurde, bei der griechischen Hochzeit des Cousins eines Freundes von Dave Evans aufzutreten. Alles lief gut, bis einer der Gäste die wohl nicht völlig überraschende Bitte äußerte, er wolle die Titelmelodie von Alexis Sorbas hören. Die Musiker warfen sich panische Blicke zu. Dann nahm Malcolm die Sache in die Hand.
Dave Evans: »Er ist unglaublich musikalisch. Den Titel hatte er noch nie in seinem ganzen Leben gespielt. Aber er sagte: ›Klar, kein Problem! Orientiert euch an mir, Jungs.‹ Und so spielten AC/DC ›Alexis Sorbas‹ und hinterließen bei der griechischen Hochzeit einen Mordseindruck.«
Aus der Entfernung beobachtete George Young die Entwicklungen mit stolzgeschwellter Brust. AC/DC stellten für ihn eine neue Hoffnung dar, denn sie gaben ihm jenen Enthusiasmus zurück, den die letzten Tage der Easybeats aus
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