AC/DC - Maximum Rock N Roll
war einfach unnachahmlich. Man wusste auch nie, ob er ins Publikum springen und einem der Zuschauer eine reinhauen würde. Deshalb hatten die Leute immer ein bisschen Angst vor ihm, denn sie fragten sich bei Bon stets: Wird alles glattgehen oder nicht? Seine Show vermittelte immer eine gefährliche Ungewissheit.«
Ende Dezember erschien TNT , jenes Album, das den klassischen AC/DC-Sound etablierte – mit Bons aggressiven Vocals und den bodenständigen Texten, der Zwillingsgitarrenattacke von Malcolm und Angus, die in brüderlicher Telepathie miteinander verbunden waren, und einer Rhythmussektion mit der Präzision eines Uhrwerks.
Lobby Loyde: »Der tighte Rhythmus ist etwas typisch Australisches. Unsere Rhythmusgruppen unterscheiden uns von allen anderen auf der Welt. Wenn sich da keine Energie aufbaut, ist das auch kein Rock’n’ Roll. Und wenn es nicht rockt, ist es Scheiße.«
Vor allem war TNT von einer Eigenständigkeit geprägt, die das noch ein wenig unausgereifte High Voltage noch nicht gehabt hatte. TNT war ein Manifest.
Harry Vanda: »Auf dem ersten Album waren ein oder zwei Sachen, bei denen sie noch ein bisschen experimentierten. Sachen, die sie später nicht mehr so gemacht hätten. Daher würde ich schon sagen, dass TNT das erste AC/DC-Album ist, an dem sich die Identität der Band vollständig ablesen lässt. Frei nach dem Motto: Das hier sind AC/DC, so klingen sie, so wird es bleiben. Wenn man erst einmal eine solche Identität hat, weiß man auch, was man vermeiden muss.«
Die Covergestaltung erinnerte ein wenig an die Sensational Alex Harvey Band. Die Innenseite des Klappcovers enthielt die nicht ganz ernst zu nehmenden Daten der Bandmitglieder. Die Geburtsdaten waren allesamt verdeckt, außer dem Geburtstag von Bon – warum auch immer?!
Simon Maynard von der Zeitschrift Juke bezeichnete TNT als Fantasiesoundtrack, eine Art Brats Out Of Hell . Er glaubte, die Platte sei als Anleitung für junge Rockbands entworfen worden: Zunächst gab es mit »It’s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock’n’ Roll)« eine Warnung, dann ging es weiter zur Ausbildung (»Rock’n’ Roll Singer«), weiter zu den Gesundheitsrisiken (»The Jack«) und dem Aufbau der richtigen Sänger-Persönlichkeit (»Live Wire«, »TNT« und »The Rocker«) bis zu den Triumphen (»High Voltage«).
Außerdem befanden sich auf der Platte noch eine Neuaufnahme von »Can I Sit Next To You, Girl« sowie »The Jack«, allerdings in einer textlich etwas entschärften Version, um nicht gleich wieder den Zorn der Zensoren und der konservativen Radiomacher auf sich zu ziehen.
Angus: »Als wir ›The Jack‹ erstmals im Studio spielten, hieß es, wir sollten zwei Versionen davon machen, weil es ein Song mit einer guten Hookline sei, der auch fürs Radio geeignet wäre. Also meinte Bon: ›Okay, dann werde ich mir mal was einfallen lassen.‹ Wenn wir den Song live spielten, brachte er immer die unzensierte Version. Mit seinen Wortspielen war er mehr als zufrieden. Als er den entschärften Song im Studio sang, haben wir uns vor Lachen fast weggeschmissen, weil wir ja den Originaltext kannten.«
Der Song war nach ein paar Gigs in Adelaide entstanden, als Malcolm einen Brief von einem Mädchen in Melbourne erhielt, mit dem er dort geschlafen hatte.
Malcolm: »Wir übernachteten damals in einem ziemlich großen Haus. Jimmy Barnes und Cold Chisel waren da, Swanee (John Swan) und viele Bekannte aus Adelaide. Wir saßen zusammen, spielten Gitarre und sangen. Irgendjemand gab mir einen Brief von dieser Tussi aus Melbourne, die mir vorwarf, sie hätte sich bei mir einen Tripper geholt. Dabei hatte ich so was nie gehabt. Also ging ich davon aus, wenn überhaupt, habe die Olle mich angesteckt, nicht umgekehrt! Ich bin zum Arzt und habe mich untersuchen lassen. Zum Glück war ich sauber. Aber als ich den Brief bekam, zeigte ich ihn Bon. Und weil wir gerade einen schönen Blues spielten, sangen wir gemeinsam: ›She’s got the jack – sie hat Tripper‹, haben es dann aber gleich wieder verworfen. Ein paar Tage später fielen Bon diese Zeilen bei einer anderen Jam wieder ein. Daraus hat sich dann der Song entwickelt. Bon selbst hatte sich in Melbourne schon so oft auf Geschlechtskrankheiten untersuchen lassen, dass ihn der Arzt schon beim Vornamen nannte. Alle anderen wurden mit Nummern aufgerufen, aber bei Bon hieß es nicht ›1102, bitte‹, sondern ›Bon?‹!«
Einmal steckte sich die ganze Band bei einer Gruppe von Damen an. Da
Weitere Kostenlose Bücher