AC/DC - Maximum Rock N Roll
ein regelrechter Coup. Besonders, da sich die inländischen Plattenfirmen viel mehr darauf konzentrierten, ihr Geld für die Repräsentation internationaler Künstler rauszublasen, anstatt einheimische Gruppen wie AC/DC zu fördern.
Browning hatte für Anfang 1976 eine Großbritannien-Tour geplant. Seine Schwester Coral, die in London lebte, hatte sich nach einem Plattenvertrag umgesehen und erste Clubkonzerte gebucht. Phil Carson kannte Coral noch aus der Zeit, als sie Managerin des Keyboarders Rabbit war, der früher einmal bei Free gespielt hatte.
Phil Carson: »Da kam diese Frau in mein Büro. Die Braut ist wirklich heiß, dachte ich damals, die hätte ich gern ein bisschen näher kennengelernt. Aber sie war ein absoluter Profi. Sie setzte sich, wir redeten über Rabbit und schlossen einen Vertrag. Sie konzentrierte sich nur aufs Geschäft. Ich wollte sie gerade fragen, ob sie mit mir essen gehen wollte, als sie sagte: ›Hören Sie, ich hoffe, dass ich Ihnen nicht auf die Nerven gehe, aber mein kleiner Bruder managt in Australien eine Band, die dort extrem angesagt ist.‹ 1975 interessierte es keinen Manager, der Bands unter Vertrag nahm, was gerade in Australien lief. Aber ich wollte mit ihr ausgehen, also meinte ich: ›Wenn Sie mir Material dalassen wollen, höre ich mal rein.‹«
Coral war auf eine solche Einladung bestens vorbereitet. Sie öffnete ihren Aktenkoffer, der zu Carsons Überraschung einen Projektor und eine Leinwand enthielt und spielte ihm eine Aufnahme von einem AC/DC-Auftritt vor. Carson war begeistert: Er bot der Band einen Vertrag an und buchte sie als Vorgruppe von Back Street Crawler, deren Großbritannien-Tour ein paar Monate später anstand.
Phil Carson: »Ich dachte: Ich würde diese Band gern verpflichten, aber wenn ich jetzt warte, wird diese Managerin die Band nach England holen, und jemand anders wird sie sich schnappen. Auf der anderen Seite war es mir wichtig, dass es ein billiger Deal würde, damit Jerry Greenberg (der Präsident von Atlantic USA) nicht ausflippte, falls ihm AC/DC nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub nicht gefiel. Also einigten wir uns 1975 auf rund 12 Prozent Tantiemen und einen Vorschuss von 25 000 Dollar pro Album für die Weltrechte außerhalb Australiens. Aber es war ein Deal über ein Album, mit einer Option auf zwei weitere Alben in zwei Jahren und vier weitere gleichlautende Optionen. Ich habe AC/DC also für 25 000 Dollar verpflichtet. So lautete jedenfalls der ursprüngliche Vertrag. Damals dachte ich, es könne mir niemand übel nehmen, wenn ich die Sache so preiswert hielte. Sie mussten schließlich nur 10 000 Exemplare in England verkaufen, damit sie ihre Kosten wieder eingespielt hätten. Und ich war überzeugt, dass sie das schaffen würden.«
Carson rief Michael Browning um drei Uhr früh an und erklärte, AC/DC hätten ab sofort einen Plattenvertrag in Übersee.
Kurz vor Weihnachten kehrte die Band in die Albert Studios zurück, um zwei neue Singles aufzunehmen, darunter auch den Song »Jailbreak«.
Herm Kovac: »Eines Abends tauchte ich im Octagon Hotel in Prahran auf. Malcolm und Angus – im Grunde alle außer Phil Rudd – liefen nackt herum! Es waren noch ein paar Frauen da, und Malcolm sagte: ›Hör dir das mal an!‹ Dann spielte er mir ›Jailbreak‹ vor. Er hatte den Song gerade erst geschrieben. Ich meinte nur: ›Verdammt, Alter, das klingt ja wie ›Gloria‹!‹«
Doc Neeson (The Angels): »Diese Geschichte hat uns George Young mal erzählt: Bon war während der Aufnahmen von ›Jailbreak‹ in der Gesangskabine, die man vom Mischpult aus nicht richtig einsehen konnte. Und dann kam er schließlich zu der Zeile mit ›bullet in his back‹. Er hatte schon ein paar Flaschen Ingwerwein intus. Die anderen meinten: ›Sing es noch mal, Bon, mit ein bisschen mehr Ausdruck!‹ Meist nahm man bestimmte Parts ja mehrfach auf. Bon sang nun also: ›With a bullet in his BACK!‹. Dann hörte man ein Gluckgluckgluck. ›Bullet in his BACK!‹ Gluckgluckgluck. »Bullet in his BACK!‹ – ›… Bon?‹ Da kam dann diese kleine Pause. ›Bon? Bon?‹ Die anderen gingen rüber zur Gesangskabine. Er war aus den Latschen gekippt, denn er hatte so viel Energie in die Zeile hineingelegt, dass er ohnmächtig geworden war. Sie mussten den Song einen Tag später fertigstellen. Wenn er sang, baute er eine solche Spannung auf, als wolle er jemandem die Eier abreißen. Und wenn man dann dachte, jetzt kommt’s aber, machte er: ›Hihihi!‹ Er
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