AC/DC - Maximum Rock N Roll
Punks.
Michael Browning: »AC/DC wurden von vielen Leuten, die sich unter anderen Umständen sicher sofort für sie begeistert hätten, lange ignoriert. Wenn überhaupt, dann arbeitete die Punk-Ära mehr gegen sie als für sie.«
Trotz dieser Verwirrung überzeugten AC/DC ihr Publikum bei vereinzelten Clubgigs im Mai mit ihrer Energie – und mit dem angeblich erst 16-jährigen Angus. Jedenfalls stand es so im Presseinfo der Band, obwohl Angus bereits 21 war.
Die erste Großbritannien-Tour begann am 11. Mai. Unter anderem waren neun Konzerte als Support der wiederauferstandenen Back Street Crawler darunter, aber auch die ersten AC/DC-Shows im berühmten Marquee am 11. und 12. Mai. Dort zeigte Angus das erste Mal außerhalb Australiens seinen nackten Hintern – für ihn war das eine ähnliche Showeinlage, als wenn Little Richard seine Kleidung zerfetzte oder Jerry Lewis mit seinen Absätzen die Tasten seines Klaviers malträtierte. Aber auch wenn die Gigs mit »Back Scratcher« jetzt zustande kamen, war es kein Vergleich zu der ursprünglich geplanten Tour. Aus 30 Konzerten waren neun geworden, und darüber hinaus mussten AC/DC jetzt für eine Band den Anheizer spielen, die ohne Kossoff noch unbekannter war als sie selbst.
Da sie am 15. Mai einen freien Abend hatten, fanden sich AC/DC im Hammersmith Odeon ein, um herauszufinden, was es mit dem ganzen Wirbel um Kiss und ihrem Rock-’n’-Roll-Zirkus auf sich hatte. Bon war ausgesprochen beeindruckt.
Eine Woche später sahen sie sich die Rolling Stones an, die eine Reihe von Konzerten im Londoner Earl’s Court gaben.
»Sie waren grässlich«, erklärte Angus Bob Hart im Spunky am 6. September 1976. »Die hätten wir von der Bühne gepustet.«
Am 4. Juni spielten AC/DC erstmals als Headliner im Marquee, nachdem sie am Tag zuvor vier Songs für John Peels Radiosendung aufgenommen hatten Für sie war es ein ganz besonderer Moment. Die Stones, die Yardbirds, Hendrix und The Who – all die Helden der AC/DC-Entourage – waren schon mal im Marquee aufgetreten, auch wenn der Club immer wieder mal die Adresse gewechselt hatte.
Brothers in arms: Bon und Angus im Marquee – London, 1976.
Nur wenige Tage nachdem diese erste Tour am 8. Juni beendet war, ging es am 11. schon mit der Lock Up Your Daughters- Tour weiter, die 19 Clubkonzerte umfasste und auf Vorschlag von Atlantic-Boss Phil Carson vom Musikwochenmagazin Sounds präsentiert wurde. Die Sounds -Ausgabe vom 12. Juni zierte ein anzüglich grinsender, schwitzender Angus, und darunter prangte die Frage: »Würdet ihr diesem Schulabgänger einen Job geben?«
Michael Browning: »Bei Sounds arbeitete ein Journalist namens Phil Sutcliffe, der sehr stark daran beteiligt war, dass die Stimmung in den Medien umschwang. NME und Melody Maker waren der Band gegenüber sehr kühl gewesen, aber bei Sounds urteilte man sehr positiv. Für Sounds war das natürlich auch gut.«
Das Konzept der Tour versprach eine satte Rockshow. Für 50 Pence Eintritt bot man den Zuschauern einen DJ, Filmclips der großen Rockbands der damaligen Zeit, darunter auch von den Stones und Kiss, dann einen Auftritt von AC/DC. Die Zuschauer, die als Erste Eintritt zahlten, bekamen zudem noch eine Single geschenkt. Die Band konnte es kaum fassen, dass sie sozusagen als Support für einen Typen auftrat, der Platten auflegte.
Ian Jeffery, der bereits mit Rick Wakeman von Yes gearbeitet und von Carson den Auftrag erhalten hatte, sich um die Band zu kümmern, solange sie in Großbritannien auf Tour war, erinnert sich:
»Es gab Wettbewerbe für den ›bestgekleideten Schuljungen‹ und das ›heißeste Schulmädchen‹ bei diesen Veranstaltungen. Die Zuschauer stimmten ab, wer das beste Outfit hatte. ›Wie findet ihr sie?‹ Und alle brüllten: ›Suuuper! ‹ Die Typen wurden hingegen ausgebuht, daher gewannen hier immer jene, welche die lautesten Buhrufe bekamen.«
Es stand nun offiziell fest: AC/DC waren in England eine Männerband. Die schreienden Teenie-Mädchen hatten sie in Australien gelassen.
Die Reaktionen auf die Tour waren durchwachsen, je nachdem, wo die Konzerte stattfanden. Gut kamen sie in Glasgow an, der eigentlichen Heimat von Angus, Malcolm und Bon, der stolz sein neues schottisches Tattoo zeigte und die Menge damit zum Toben brachte. Die Fans lieferten sich schon nach dem ersten Song eine Schlacht mit den Sicherheitskräften der City Hall und zündeten schließlich die Sitze an. Die ersten fünf oder sechs Reihen wurden
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