AC/DC - Maximum Rock N Roll
Jungs aus der Requisite dabei, die
Auf zu neuen Ufern: Mark Evans und Angus beim Abschiedsgig im Bondi Lifesaver – Sydney, März 1976.
notfalls mit Stöcken nachhelfen sollten. Weil die Angeln nicht besonders solide waren, fiel das Ganze schon vor der Aufnahme in sich zusammen. Darüber hinaus brauchten wir ein paar Einstellungen, die zeigten, wie Bon in den Rücken geschossen wurde, inklusive einiger Nahaufnahmen. Es war das erste Mal, dass wir mit diesen explodierenden Blutpäckchen arbeiteten. Man steckte sie unter das Hemd, und innen gab es dann eine winzige Explosion, die dafür sorgte, dass das ›Blut‹ in den Stoff sickerte. Wir mussten diese Szene nach unserer Rückkehr in die Stadt drehen, in einem kleinen Park nahe dem Bahnhof Elsternwick. Wir fingen tags drauf um die Mittagszeit an. Bon rannte wieder durch die Gegend, Malcolm stand mit einer Spielzeugpistole da, und dann gab es diese kleinen Explosionen. Alle Szenen entstanden in einem Take.«
»Jailbreak« war nicht das einzige Video, das in dieser Zeit fertiggestellt wurde. Albert’s gaben noch einen dritten Clip für »It’s A Long Way To The Top« und einen zweiten Drehtermin für »Jailbreak« in Auftrag.
Nebenbei liefen in den Albert Studios bis Ende März die Aufnahmen für Dirty Deeds Done Dirt Cheap weiter.
Bevor sie nach Großbritannien aufbrachen, gaben AC/DC am 27. März ein Abschiedskonzert im Bondi Lifesaver in Sydney. Angus beschloss, die geballte Aufmerksamkeit bei diesem Großereignis auszunutzen und zeigte – vermutlich zum ersten Mal – auf der Bühne seinen nackten Hintern. Er lief auf der Bar des Clubs, die an einer Seite der Halle entlangführte, wie auf einem Laufsteg auf und ab, lediglich mit seinen Unterhosen bekleidet. Das Publikum traute seinen Augen kaum.
Billy Thorpe kam für die abschließende Jam auf die Bühne. Dann stand die große Reise nach England an. Es war alles sehr schnell gegangen: Bon war erst 17 Monate in der Band.
Aber George Young hatte einen Fünfjahresplan, in dem er Malcolm und Angus der ganzen Welt vorstellen wollte. AC/DC lagen also gut in der Zeit.
1976
Komm, mein Jung’, mach Männchen!: Bon und Angus im Marquee.
11. Kapitel
Anarchy In The UK
Vor der Abreise nach London ließ Bon sich ein neues Tattoo stechen – als Glücksbringer, vielleicht auch nur als Abschiedsgeschenk an sich selbst. Als Verweis auf seine spirituelle Heimat zierte ab jetzt der schottische Wappenlöwe seinen Arm.
Am 2. April flog die Band nach England. Eine Woche später strahlte Countdown das »Jailbreak«-Video aus – Monate, bevor die Single in die Läden kommen sollte. Es war beinahe ein symbolischer Akt: AC/DC brachen aus Australien aus.
In Großbritannien war man schon ein bisschen auf sie vorbeireitet – nicht nur durch den eindrucksvollen Clip zu »High Voltage«, die Sattelschlepper-Nummer von »It’s A Long Way To The Top« und die guten Verkaufszahlen in ihrer Heimat, sondern auch durch zahllose Artikel in Zeitschriften sowie Fotos von Bon und dem wie immer komplett durchdrehenden Angus: Lobby Loyde griff ihnen bei ihrem Siegeszug durch Großbritannien kräftig unter die Arme.
Lobby Loyde: »Ich schrieb unter falschem Namen allen möglichen Scheiß über sie. Für Browning hatte ich auch schon die ganz frühen AC/DC-Berichte verfasst. Hinter den Namen – zumindest den meisten -, die unter den ersten Artikeln stehen, stecke ich, denn ich fand die Band genial, und alle anderen Journalisten hassten sie. Wir verfassten Stapel von irgendwelchem Kram, um ihn mit nach England zu nehmen, ließen ihn setzen und drucken.«
An dem Tag, an dem AC/DC Australien verließen, erschien in Großbritannien »It’s A Long Way To The Top« mit »Can I Sit Next To You, Girl« auf der Rückseite. Der einflussreiche Sender Radio Luxembourg wählte es zur Single der Woche. Es war ein hoffnungsvoller Start, aber in der Band machte sich niemand Illusionen darüber, was noch vor ihnen lag.
»Wir waren bereit, noch einmal ganz unten anzufangen«, sagte Malcolm dem Journalisten Brad Lonard in der Zeitschrift Countdown im Februar 1988. »Aber wir wussten, dass wir gut waren.«
Lobby Loyde: »Die Leute meinten, als AC/DC nach England gingen, das sei, wie Eulen nach Athen tragen. Ich entgegnete, dass diese Typen hypnotische Riffs hätten. Wenn AC/DC sich richtig an einem Track festbissen, rockten sie wie Sau! Ich habe immer gesagt: ›Mann, ich wette meine Eier drauf, dass AC/DC richtig groß werden, während die anderen
Weitere Kostenlose Bücher