AC/DC - Maximum Rock N Roll
Unterstützung zu werben. Es stand jedenfalls fest, dass etwas so Ruppiges wie Dirty Deeds es nie aus eigener Kraft auf die Radio-Playlists schaffen würde.
Zwar sagte es niemand offen, aber die Ablehnung der Amerikaner verletzte die Band. Es war ja prima, allabendlich das Gehör einiger tausend britischer Fans zu ruinieren und ihnen in der Marquee-Sauna ein paar Liter Flüssigkeit zu entziehen, aber das eigentliche Ziel war natürlich, die USA zu erobern.
Dass nun das zweite Album komplett zurückgewiesen wurde, war psychisch schwer zu verkraften. Aber noch bitterer waren die Gerüchte, die immer wieder aus den Staaten zu ihnen drangen: Dort wollte man, dass sich AC/DC einen besseren Sänger suchten.
Angeblich hatten die amerikanischen Plattenbosse Schwierigkeiten damit, Bon zu verstehen. Und wenn schon die Leute, die mit der Band arbeiten sollten, die Texte nicht verstanden, wie sollte es dann bei den allmächtigen amerikanischen Radiostationen klappen?
Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass die Amerikaner das Album nicht wollten, wenn man bedachte, dass die Band gleichzeitig bei einer feierlichen Verleihung Doppel-Gold für die australischen Verkäufe von Dirty Deeds und zwei Platin-Platten für TNT überreicht bekam. TNT hatte sich inzwischen mehr als 100 000 Mal verkauft. Schon vorher hatten AC/DC acht Goldene Schallplatten eingeheimst.
Was wussten die Amis schon?
Die Verleihung war nicht nur Geschäft. Bon präsentierte ein neues Tattoo mit einer Blume und zwei Schwalben, das gefährlich nahe an der Schamhaargrenze prangte, und Angus zeigte – was man inzwischen schon von ihm erwartete – mal wieder seinen Hintern.
Überraschenderweise waren es weder diese Extravaganzen noch die vielen Auszeichnungen, die in den Medien die meiste Aufmerksamkeit erhielten, sondern die Tatsache, dass die Band damit angab, seit ihrer Rückkehr aus England mit etwa hundert Mädchen ins Bett gegangen zu sein.
»AC/DC prahlen mit Sexorgien«, titelte der Sunday Mirror am 5. Dezember. Es war genau die Art von Publicity, die AC/DC nicht gebrauchen konnten.
An dem Tag, an dem die »Orgien«-Geschichte herauskam, war die Band in der Myer Music Bowl in Melbourne gebucht, während die Bay City Rollers und ihre Schottenkaro-Fans die Festival Hall auf der anderen Seite der Stadt belagerten. AC/DCs neu bearbeitete Version von »The Jack« unterstrich auf simple Art den Unterschied zwischen ihnen und dem blitzsauberen Teeniepop ihrer schottischen Landsleute, den Rollers. Der Song bekam diesmal eine beinahe opernhafte Einleitung, bei der Bon zur Melodie von »Maria« aus der West Side Story davon erzählte, wie er sich den Tripper eingefangen hatte.
Richard Guilliatt vom RAM berichtete später, die Show in der Myer Music Bowl »war ohne Zweifel das wildeste Konzert, bei dem ich je war. Das Publikum bestand aus ausflippenden Teeniemädchen und aggressiven Jungs.«
Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als Bon verlangte, die 2000 Fans, die vor den Toren des Stadions zuhörten, hineinzulassen, womit das Publikum auf insgesamt 5000 Zuschauer anwuchs.
Aber nicht jeder in der südlichen Hauptstadt – wo die Band im Tiger Room des Royal Oak Hotel in Richmond ein Überraschungskonzert gab – hieß die Band willkommen. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass AC/DC Jungs aus der Gegend waren, die international den Durchbruch geschafft hatten. Für Bon wiederholte sich wieder einmal die Geschichte.
Ein junges Mädchen, das zu Hause ausgerissen war, hatte sich bis zum Hotel von AC/DC durchgeschlagen. Dort hielt sie sich zwar nur kurze Zeit auf, aber wenig später erschien die Polizei, die der Vater des Mädchens alarmiert hatte. Die Beamten durchsuchten die Zimmer der Band, fanden aber nichts. Das Drama war deswegen aber noch nicht vorbei.
Kurz darauf tauchte die Polizei ein zweites Mal auf und informierte Bon, dass der Vater alles andere als beruhigt sei. Er habe beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und mit einigen Freunden bei Bon vorbeizuschauen.
»Der Bulle sagte zu ihm«, erzählte Angus Ian Flavin im National Rock Star vom 5. März 1977, »›Alter, wenn ich du wäre, würde ich schon mal auf Knien rutschen!‹«
Glücklicherweise beruhigte sich die Lage, und es waren keine Gebete notwendig.
Hinter den Kulissen ging es dabei verhältnismäßig gesittet zu, wie Crewmitglied Phil Eastick berichtete:
»Eines Tages saß Angus hinter der Bühne einfach nur da und wartete darauf, dass irgendwas
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