AC/DC - Maximum Rock N Roll
vergiften. Es ging soweit, dass in Tamworth das Fernsehteam einer Nachrichtensendung ausschließlich zum Konzert kam, um über AC/DCs angebliche Unarten und Perversionen zu berichten.
Leider gab es keinerlei Anzeichen von Ausschreitungen, es sei denn, man hätte es als Bedrohung für das Gemeinwohl darstellen wollen, dass die arme Coral Browning – Michael Brownings Schwester, die als Presseagentin der Band arbeitete – immer mal wieder in die Swimmingpools der Hotels geworfen wurde, in denen die Band abstieg.
Gelegentlich passierte es auch, dass Hotelmöbel aus dem Poolbereich im Wasser landeten, aber dort war es nun einmal kühler als in der glühenden Sommersonne. Größere Vergehen begingen AC/DC nicht.
Beim RAM versuchte die Redaktion das Konzertverbot von Tamworth direkt mit den Ereignissen in Großbritannien in Verbindung zu bringen, denn die entsprechende Meldung auf der News-Seite fand sich direkt über einem Foto des Sex-Pistols-Sängers Johnny Rotten und einem kurzen Bericht über den Skandal, den die Briten durch ihre unflätige Ausdrucksweise bei ihrem legendären Fernsehinterview mit Bill Grundy heraufbeschworen hatten.
Wenig später konnten auch AC/DC auf ein ähnliches Fernsehskandälchen verweisen. Sie waren in eine australische Talkshow eingeladen worden, deren Moderator gut gelaunt mit ihnen schwatzte, bevor man auf Sendung ging. Dann änderte sich sein Ton: Er stellte Malcolm als Mitglied der »berüchtigten« AC/DC vor. Ähnlich wie Grundy provozierte er ihn geradezu, etwas Obszönes zu sagen. Malcolm stürmte wutentbrannt aus dem Studio, woraufhin der Sendeleiter ihm nachlief und ihn fragte, ob er das nicht noch einmal tun könne, damit man seinen Abgang besser ins Bild setzen konnte.
In Malcolms Weltbild waren AC/DC keine Punks, genauso wenig wie die anderen Bands aus Großbritannien, die in diese Schublade gesteckt worden waren. Er wusste, wer die echten Aufrührer, die echten Punks waren – seine Blueshelden, harte Männer, die im Leben und Sterben die Zähne zusammenbissen und sich einen Scheißdreck dafür interessierten, welche Klamotten sie dabei trugen.
Malcolm: »Diese alten Blueser wie Little Walter – er war ein Mundharmonikaspieler – lebten einfach ihr Leben. Ein verrücktes Leben. Walter war ein bisschen wie Bon, war jeden Abend unterwegs, trank. Und er wurde ziemlich oft zusammengeschlagen. Sie waren die wahren James Deans. In Wirklichkeit war doch James Dean kein harter Typ. Er war Mr. Cool. Er hatte was zu verstecken. Die echten Punks, das waren die Schwarzen: Sie mussten von Anfang an darum kämpfen, akzeptiert zu werden. Und die Weißen, die nachrückten, waren nur von ihnen beeinflusst.«
Angus hingegen war der Ansicht, dass es die ganze Punkgeschichte schon einmal gegeben hatte – und zwar wesentlich besser.
»Die versuchen, so wie die Small Faces rüberzukommen«, erklärte er Christie Eliezer im Juke vom 11. Dezember 1976. »Sie kommen auf die Bühne, fluchen, spucken und beleidigen das Publikum. Aber die Small Faces und die Stones waren wenigstens gute Musiker.«
Vor Ort gerieten AC/DC schließlich mit jener Band aneinander, die von der britischen Presse gerade zur Speerspitze der australischen Punkbewegung gekürt worden war. Die aus Brisbane stammenden Saints hatten mit ihrer Single »(I’m) Stranded« für großes Aufsehen gesorgt und wurden international als die australische Antwort auf die Ramones gehandelt, obwohl sich beide Bands parallel zueinander entwickelt hatten. Sie waren eine der zwei Supportbands bei der letzten Giant Dose -Show des Jahres 1976, die in der Great Miami Hall an der Goldküste von Queensland stattfand.
Saints-Gitarrist Ed Kuepper erinnert sich:
»Wir hatten keinen Durchblick, wie man sich backstage benimmt. Wir hingen noch in der Garderobe rum. Es wurde wohl erwartet, dass sich alle verkrümelten. AC/DCs Roadcrew war total genervt von uns und unseren Roadies, die ja keine echten Roadies waren, sondern nur Kumpels, die uns ohne Bezahlung dabei halfen, das Equipment zu tragen. Irgendwie kam es dann zu einer kleinen Rauferei zwischen der Crew von AC/DC und unseren Leuten.«
Browning musste sich allerdings noch mit ganz anderem Ärger herumschlagen, als er einen Anruf von Atlantic-Manager Phil Carson bekam.
Michael Browning: »Carson hatte große Schwierigkeiten, Jerry Greenberg, den Vorsitzenden des Mutterkonzerns in den USA, davon zu überzeugen, an AC/DC festzuhalten. Der Vorschuss für das nächste Album betrug nur 35 000
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