AC/DC - Maximum Rock N Roll
wegen des Equipments geklärt wurde. Angus spielte großartig Akustikgitarre. Ich weiß noch, ich sagte: ›Verdammte Scheiße, Alter! Ich wusste gar nicht, dass du so spielen kannst!‹ Und er meinte: ›Klar kann ich das, aber dafür bezahlt mich ja keine Sau.‹«
Als die Tour am 12. Dezember in Sydney Station machte, war Rory Petrie für RAM im Hordern Pavilion, um sich das Konzert anzusehen, das trotz der schwülen Sommerhitze bereits um zwei Uhr nachmittags begann.
»Laut war gar kein Ausdruck«, schrieb er in der Ausgabe vom 14. Januar 1977. »Es war mehr eine Art markerschütternder Sound, der einem direkt in die Knochen ging.«
Im Hordern, das Platz für 5000 Besucher bot, waren lediglich 2500 Fans versammelt, was deutlich machte, wie sich die Lage in den acht Monaten verändert hatte, die AC/DC im Ausland zugebracht hatten. Vor allem die schlechte Presse wirkte sich negativ aus.
Abgesehen davon, dass die Zahlen rückläufig waren, veränderte sich auch die Zusammensetzung des AC/DC-Publikums. Zwar wurde die Band in Teeniezeitschriften wie Spunky immer noch berücksichtigt – dort gab es eine Anzeige mit einem Gewinnspiel, bei dem Exemplare der Dirty Deeds verlost wurden, und in der die Leser das Bild eines höchstens 12-jährigen Mädchens sahen -, aber die wild kreischenden Teeniehorden, die rund um die Veröffentlichung von TNT bei jedem Auftritt aufliefen, blieben fern.
Stattdessen rückten nun junge Männer aus den Autowerkstätten und Fabriken überall im Land nach, vielleicht als Reaktion auf die Billardcafészene, die auf dem Cover von Dirty Deeds zu sehen war.
Michael Browning: »Bevor sie nach England gingen, spielten sie vor kreischenden Mädchen. In England hatten sie dann ein anderes Publikum, und diese neue Fanstruktur nahmen sie gewissermaßen mit zurück nach Australien.«
Malcolm gefiel das ausgesprochen gut. Er hatte AC/DC schon immer als Band von der Straße gesehen.
Malcolm Young: »Die Band gefiel den Typen. Immer mehr Jungs kamen zu den Auftritten. Schließlich war es so, dass wir dachten, hey, wir sind jetzt allmählich eine verdammte Jungsband.«
Sobald die Giant Dose -Tour in ländliche Gegenden führte, wurde es richtig lustig. Auch dorthin waren die Berichte vorgedrungen und es formierten sich entsprechende Willkommenskomitees.
In Canberra und Wollongong drohte die Polizei damit, sie würde den Strom abschalten, wenn Angus sich nicht anständig benahm und die ganze Show über angezogen blieb. Die Band umschiffte diese Klippe in Canberra, indem sie Bon Angus’ nackten Hintern mit einem »Zensiert«-Schild verdeckte.
In Albury wurde der Verkauf des Konzertprogramms verboten. Die Polizei konfiszierte alle Exemplare, weil unter einem der Fotos von Bon das berüchtigte Zitat prangte, er wolle genug Geld verdienen, um Britt Ekland bumsen zu können.
Miss Ekland tauchte übrigens Jahre später bei einem AC/DC-Konzert im Los Angeles Forum auf. Anscheinend wusste sie offensichtlich nichts von Bons Absichten.
Noch härter traf es die Band in Tamworth, wo der Bürgermeister das Konzert verbot. Die dortige Stadthalle war zuvor gebucht worden und es war sogar eine Kaution für eventuell entstehende Schäden gezahlt worden. Bei einer späteren Versammlung des Stadtrats sorgte die schlechte Presse aber doch für ein Verbot.
Die merkwürdigen Cartoons, die das Albert-Label den Presseinformationen beilegte und die damit kokettierten, dass die Band gern mal einen über den Durst trank, waren dabei nicht besonders hilfreich.
Phil Eastick zufolge hatten die Probleme in Tamworth einen ganz konkreten Hintergrund:
»Auf der Tour kursierte das Gerücht, dass schon am Nachmittag, bevor die Band überhaupt eingetroffen war, ein paar Mädels auf sie warteten, die ziemlich deutlich machten, dass sie die Jungs wirklich sehr, sehr, sehr gern kennenlernen wollten. Offenbar war auch die Tochter des Bürgermeisters darunter, was wir gar nicht wussten. Aus der Perspektive ihres Vaters war sie durch uns auf Abwege geraten. Von da an bekam die Sache ein Eigenleben.«
Das Bad-Boy-Image, das der Band in der Vergangenheit durchaus zu Diensten gewesen war, entwickelte sich mit dem Aufstieg des Punk in Großbritannien und durch die Berichte von Angus’ Stripteasekünsten zu einem echten PR-Problem.
Die Lage war nicht nur nervig, sie wurde auch zunehmend surreal. Es war wie ein Déjà-vu aus den frühen Tagen des Rock’n’ Roll, in denen man noch glaubte, die Musik würde das Denken junger Leute
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