AC/DC - Maximum Rock N Roll
Sex Pistols auf Platz 9 und 10. Die Leser des NME waren weniger überzeugt und wählten AC/DC nur auf Platz 14 der besten Newcomer.
Es war unübersehbar – der Rest der Welt lockte. Aber das bedeutete auch, dass man weniger Zeit bei der Familie in Sydney und mit Freunden bei George in Epping verbringen konnte, wo sich Bon, Malcolm und Angus, aber auch John und Rick Brewster von den Angels gern zu Grillpartys trafen.
Die familiären Zusammenkünfte endeten oft in einer großen Jamsession, bei denen sich George ans Klavier setzte und mit den anderen die Songs von Dylan, Little Richard oder Fats Domino sang.
Im Januar war »Dirty Deeds Done Dirt Cheap« in Großbritannien mit den B-Seiten »Big Balls« und »The Jack« als Single erschienen, was einen guten Nährboden für eine Tour im Februar bereitete. Um schon im Vorfeld allen den Stinkefinger zu zeigen, prangte auf den Tourplakaten ein dicker Warnhinweis, der verkündete: »Allen Radiosendern ist der Einsatz dieser Single strengstens verboten.«
Leider symbolisierte das Cover – ein gezeichneter Angus, der die Hände suggestiv tief in den Taschen vergrub – ein Image und eine Phase, die AC/DC mit der Aufnahme von Let There Be Rock mental lämgst hinter sich gelassen hatten. Aber nun war es so, dass es auf der Tour um Dirty Deeds ging, ein Album, das zwar schon ein Jahr zuvor entstanden war, aber erst jetzt in Großbritannien veröffentlicht wurde.
Die dreißig Tourdaten nahmen die ganze Rückseite des Sounds ein; das erste Konzert fand am 18. Februar in der Edinburgh University statt und endete beinahe im Aufruhr. Bei »Dog Eat Dog« musste die Band aufhören zu spielen, damit sich die Gemüter abkühlten. Die Musiker waren nicht damit einverstanden, dass die Sicherheitskräfte mit großer Härte gegen die Fans vorgingen, die auf die Bühne kletterten.
Ein wenig erinnerte die Situation an die schwierige Zeit auf der letzten Australien-Tour, bei der drei Konzerte abgesagt wurden. Auch die örtlichen Behörden in Großbritannien fürchteten sich vor allem, das nur entfernt mit Punk zu tun hatte. Oftmals war man nicht bereit, eine Rockband, welcher Art auch immer, in den örtlichen Hallen auftreten zu lassen. Dass AC/DC eine Single im Gepäck hatten, auf der sich Songs wie »Big Balls« oder »The Jack« befanden, kam erschwerend hinzu.
In Glasgow gingen die Behörden dieses Mal auf Nummer sicher und verboten das Konzert in der City Hall – die Erinnerungen an die letzten Ausschreitungen dort waren noch zu frisch.
Die Band nahm es gleichmütig hin. Die Musiker waren sich sicher, dass man sie eines Tages wieder willkommen heißen würde. Der Tag der Rache würde schon noch kommen.
Das Konzert im Londoner Rainbow am 14. März war in doppelter Hinsicht etwas Besonderes. Zum einen nahm Angus einen Kerl, der ihn angespuckt hatte, beinahe auseinander. Zum anderen war es der Auftritt, bei dem Doug Thaler, Mitarbeiter der Agentur American Talent International (ATI), AC/DC zum ersten Mal sah.
Thaler war im Umfeld der Band durchaus bekannt, weil er George und Harry schon zu Zeiten der Easybeats Ende der Sechziger kennengelernt hatte, als er selbst noch in Gene Pitneys Band spielte.
Doug Thaler: »George Young erzählte mir schon im Sommer 1967: ›Ich habe einen elfjährigen Bruder, der spielt besser Gitarre als alle Typen auf dieser Tour!‹ Damals dachte ich, der macht Witze. 1976 machte mich dann ein Promoter aus Columbus, Ohio, auf eine Platte aufmerksam, die in seinem Marktsegment sehr gut lief: It’s A Long Way To The Top von AC/DC. Ich ließ mir ein Exemplar des Albums schicken, hörte mir den Titel an und dachte: ›Hey, das ist gut, das rockt ja wirklich.‹«
Thaler entdeckte, dass die Platte von seinen alten Freunden George und Harry produziert worden war. Es dauerte nicht lange, bis er die Telefonnummer von Albert Productions in Sydney herausgefunden hatte. Er bewarb sich darum, AC/DC im nordamerikanischen Raum vertreten zu können, eine Verbindung, die bis Ende 1979 Bestand haben sollte.
An jenem Abend im Rainbow war Thaler in Begleitung von David Krebs, der damals Ted Nugent und Aerosmith managte. Auch Krebs gefielen AC/DC, und er bot an, die Band in den USA gemeinsam mit Michael Browning zu managen und im Gegenzug dafür seinen Anteil zu teilen. Browning lehnte ab.
Währenddessen wurde immer wieder über ein Livealbum diskutiert, das aus Aufnahmen zusammengestellt werden sollte, die in Glasgow und bei einigen Gigs in Australien entstanden waren,
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