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Ach du lieber Schwesternschreck!

Ach du lieber Schwesternschreck!

Titel: Ach du lieber Schwesternschreck! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Zöller
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Kitty, haben die Tonne hinterm Tor platziert. Insgesamt acht Tore. Kitty war friedlich, Kitty war begeistert. Kitty wollte gar nicht wieder weg. Sie brüllte, als wir sie aus der Tonne holten. Sie war auch ein bisschen schmutzig. Wir haben sie direkt vor der Waschmaschine ausgezogen. Aber das stört keinen echten Erfinder.

     
    Zwischengedanke:
    Ich glaube, echte Erfinder arbeiten gar nicht immer an ihren Erfindungen, sie machen Vorerfindungen, Nebenerfindungen, Randerfindungen und dann auf einmal ist es da! Peng!
     
    Abends im Bett rechne ich aus, wie viel Stunden wir wohl noch warten müssen.
     
    3 Tage = 72 Stunden
    5 Tage = 120 Stunden
    6 Tage = 144 Stunden
    10 Tage = 240 Stunden
     
    Grausam.
    Ich mach eine Wette mit mir. Wenn ich morgen auf dem Weg zur Schule nicht auf den Strich trete (zwischen den Gehwegplatten), dann wird es was mit der Erfindung. Bis zur Schule sind es 1485 Schritte.
     

SKORBUT UND STRICKEN
     
    Mittwoch.
    Heute kommt der Brief mit Sicherheit an -wenn er nicht gestern schon angekommen ist. Wir wollen um zehn Uhr eine Schweigeminute einlegen. Ab heute wollen Flo und ich am Telefon sitzen und warten, bis einer anruft.
    »Tausend Euro«, wollen wir sagen. »Tausend Euro auf die Hand oder gar nichts.«
    Aber für tausend Euro tun wir’s.
    Mama ist stolz auf mich, das merk ich.
    Was wird Mama erst stolz sein, wenn wir den Patentbrief haben! Oder vielleicht steht es sogar in der Zeitung: Flo und Jo, die jüngsten Erfinder aller Zeiten.
    Warum ruft keiner an?
    Aber: Ein Blick in den Spiegel. Mein Mund ist blutig. Ich bin verletzt. Hilfe! So kann ich nicht gehen. Zur Schule, meine ich. Mir ist in der Nacht mein Hauptvorderzahn ausgegangen. So kann ich nicht gehen. So kann ich nicht vor meine Lehrerin treten. Ich muss mir einen Stiftzahn machen lassen und bis dahin bin ich krank. Mama meint, ich spinne. Jeder verlöre Zähne. Aber doch nicht da! Ich seh völlig entstellt aus. Ich werde kein Wort sagen, nicht eines. Ich werde meinen Mund geschlossen halten. Habe es genau vorm Spiegel geübt. Ich werde nur mit dem Kopf nicken.
    Ich schleiche ins Badezimmer. Ich werde meinen Mund nicht aufmachen. Auch nicht zum Zähneputzen. Vielleicht geht dann ja -dann ganz genau - der nächste Zahn aus. Oder das ganze Gebiss. Es gibt eine Gebisskrankheit, da fallen alle Zähne aus, die hatten sie früher auf den Schiffen. Die kriegt man bei Vitaminmangel, wenn man kein Obst isst. Skorbut heißt sie und ich hasse Obst. Hilfe, ich habe Skorbut!

     
    Zähneputzen kann gefährlich sein dabei, sehr gefährlich. Vor allem bei Obsthassern. Diese Botschaft richte ich an alle Kinder, die es hören können. Sie muss natürlich geheim bleiben, völlig geheim, denn sonst gibt es einen öffentlichen Aufstand der Mütter und Väter und Zahnärzte.
    Meine zehn Minuten Badbenutzung scheinen abgelaufen zu sein, es klopft.
    Ich zieh noch einmal die Klospülung. Mach meine Zahnbürste nass. Papa. Ich verkrümel mich. Grüße von der Seite. Ich werde den Mund nicht öffnen!
    Es ist ein Pechtag, ein schwarzer Tag, rabenschwarz. Ein Unglück kommt selten allein. Der Absturz ist gewiss, das weiß ich. Seit fünf Minuten weiß ich es. Endgültig. Ich habe meine Schultasche gepackt. Die Hefte aus dem Regal geangelt, hab auf meinen Stundenplan geguckt und was sieht mein entzündetes Auge? Wir haben Stricken! Skorbut und Stricken! Das ist zu viel!
    Kein Probelappen fertig, kein Bär fertig. Und ein Vorderzahn raus. Dabei hatte ich eine neue Methode entwickelt für die Strickstunde. Nach hinten setzen, Mickymausheft auf dem Schoß auf die Knie gekippt und wenn die Mücke (sie heißt Muckermann) ihren Kontrollgang macht, wird es schnell unter die Bank geschoben.
    Pro Doppelstunde schaffe ich dann etwa zwei Reihen. Der Bär wird natürlich nicht fertig, der Probelappen auch nicht. Oh, die verfluchte Welt!
    Dabei wollte ich ein Mädchen bestechen. Gegen 3 Aufsätze oder 3 Rechenaufgaben 2 Lappen. Macht insgesamt 8x3 Hausaufgaben.
    Oder Knut. Der hätte das auch gemacht. Der strickt astrein. Aber ich wäre ja erstickt in Hausaufgaben. Und vor lauter Schreck hab ich all meine Pläne fallen lassen und heute ist Abgabetag. Das weiß ich. Dann wird die Mücke ungemütlich.
    Und noch etwas: Englisch ist auch. Wir kriegen den Test zurück. Der Tag ist verknarzt.
    Der Bauch zieht sich zusammen, der Kopf, alles. Jo, der große Erfinder, ist zusammengeschrumpft zu einem kleinen Männlein aus Angst, Bauchzwicken, Schweiß auf der Stirn. Und

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