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Ach du lieber Schwesternschreck!

Ach du lieber Schwesternschreck!

Titel: Ach du lieber Schwesternschreck! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Zöller
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Briefträger ist gerade da. Wieder nichts. Sind die langsam! Nur Tutti hat geschrieben aus Toronto. Tutti. Ich freu mich. Nein, ich freu mich doch nicht, denn sie kommt mit ihrem Pam.
    Wenn das der gleiche Dödel ist wie beim letzten Mal, dann herzliches Beileid, denn außer Händchenhalten, Knutschen und Augenaufschlägen hab ich von Tutti nicht viel gesehen. Früher war Tutti nett. Ich schwör es bei allen Geistern der Unterwelt. Aber der Dödel ist doof und macht Tutti doof. Was ich an ihm doof finde:
     
    1. Er hat einen widerlichen Bürstenhaarschnitt.
    2. Er lässt Tutti nicht einen halben Schritt alleine laufen.
    3. Er tatscht immer. Er hat unterm Tisch sogar mein Knie getatscht, weil er dachte, es wäre das Tuttiknie, bis ich ihn getreten habe.
     
    Ich habe Tutti sofort danach einen Brief geschrieben, dass der Dödel nix für sie wäre. Aber sie glaubt es nicht, weil sie denkt, sie ist größer und weiß mehr. Dabei macht Liebe doch blind. Besonders bei dem Dödel und Tutti.
     
    Heute Abend ist der Martinszug in der Schule und ich darf nicht hin. Flo bringt mir die Martinsbrezel mit.
    Jetzt könnten wir abhauen mit dem ICE nach München zum Patentamt.
    Aber
    1. müssten wir die ganze Zeit auf dem Klo bleiben, weil wir ja noch pleite sind und dann blinde Passagiere wären,
    2. müssten wir Schule schwänzen,
    3. sind die Klos für zwei zu eng und so oft müssen wir auch gar nicht!
     
    Als Flo weg ist, überleg ich mir ein Zauberprogramm. Ich hole Opas alten Zylinder aus dem Keller und versuche, ob ein Kaninchen rausspringt. Aber es klappt nicht. Dabei wollte ich es Mama verkaufen.
    Dann überlege ich mir lange und feierliche Zaubersprüche.
    »Oligera bunsi knall - Krach ist jetzt im ganzen Stall. - Omsibulla kraus - es ist laut im ganzen Haus.«
    Die wirken. Papa kommt fluchend ins Haus. Jemand hat das Garagentor so verriegelt, dass es klemmt. Ich glaube, der jemand war ich. Ich zauber mich mit einem Schnell-Zauberspruch in mein Zimmer.

    Freitag. Mir ist immer noch schlecht. Auch in der Schule morgens. Mama macht sich Sorgen und eklige Bauchwickel um meinen Bauch. Der Weg zum Telefon wird sich um 50 Sekunden verzögern, weil ich die Bauchwickel abmachen muss. Aber auf einen Erfinder wartet man. Doch ein Erfinder mit Bauchwickeln! Ich werde wütend, ich schmeiße sie in die Ecke. Mama fragt, was ich habe. Ob ich’s ihr sage?
    Aber das gehört zum Erfindersein, dass man das erträgt: das Warten. Das Alleinsein. Das Herzklopfen.
    Außerdem haben wir geschworen und es ist ein Geheimnis. Flos und meins. Geheim bleibt geheim. Wie viele Erfinder haben nächtelang das Telefon angestarrt, aber es blieb stumm?
    Das Telefon geht. Ich stürze die Treppe runter zum Hörer. Wieder nichts, aber Flo kommt.
    Wir machen eine Kissenschlacht. Dann gehen wir in den Keller, weil es da immer so schön dunkel ist und kalt. Winter. Wir spielen Eskimo. Wir sind Inuits. Das sind die nördlichsten Indianer, die es gibt, und die nennen sich selbst Inuits. Das heißt eigentlich »Menschen« und wir nennen sie Eskimos, das heißt »Esser von rohem Fleisch«. Unterm Tisch ist unser Iglu und wir rudern hinaus und fischen. Dann erfinden wir als Erste der Welt ein Motorboot und kriegen dafür einen supergoldenen Staatspreis. Als der verliehen wird, bin ich Staatspräsident. Ich verleihe ihn Flo und spiel auf der Mundharmonika unsere Nationalhymne. Da, wo der Ton fehlt, singt Flo lauter. Wir sind beide sehr gerührt.
     
    Die Zeit zieht sich lang wie ein Kaugummi, das man so kilometerlang aus dem Mund ziehen kann. Und nichts passiert. Was machen die da eigentlich den ganzen Tag?
     
    Samstag - Sonntag. Ich frage Papa, wie große Ämter wohl arbeiten. Bauamt und Arbeitsamt und Patentamt, mein ich. Er guckt mich groß an. Sagt dann, wie langsam das gehen kann. Erst kommt ein Eingangsstempel drauf, dann wandert alles von Schreibtisch zu Schreibtisch und von Zimmer zu Zimmer. »Das dauert«, sagt Papa.
    »Stunden?«, frag ich. »Tage?«
    »Wochen kann das dauern«, sagt Papa.
     
    Dann muss ich zum Chor. Abends schlaf ich bei Flo.
     
    Gute Nacht, geliebte Welt.
    Morgen hab ich wieder Geld.
     
    Morgen ist der Erste, dann krieg ich Taschengeld.
    Ich mach Plattenspringen in unserm Wohnzimmer. Ich darf auf keine Fuge treten, sonst wird es nichts. Wir haben übrigens 783 weiße Platten im Wohnzimmer liegen. Viele Fugen. Schwer.
     

SEHR GEEHRTER HERR MOSER
     
    Montag. Mathe-Brömme erzählt wieder was von halben Torten. Ich krieg Hunger. Auf

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