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Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer

Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer

Titel: Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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lebensgefährlich«, warnt Mona. Kommt auf der Liste der postmodernen Lebensrisiken gleich nach Gefrierbrand und VPL (die Abkürzung steht für »Visible Panty Line«; jenen sichtbaren Eindruck, den schlecht geschnittene Unterwäsche in mäßig trainiertem Bindegewebe erzeugt). Also trägt jede Frau heute in Handtasche, Rucksack oder gleich in der Hand eine Flasche Wasser spazieren, wegen der Schönheit. Im Ernst: Drei Liter trinken, das geht nur mit Bier. Dann kann ich aber nicht mehr laufen.
    Gefährde ich Menschenleben, weil ich finde, dass man nicht nur Autofahren, sondern sogar einen 90-Minuten-Lauf bei mitteleuropäischem Klima ohne Flüssigkeitszufuhr bewältigen kann? »Du musst was trinken«, ermahnt mich Mona. Früher haben wir ganze Nachmittage im Hochsommer völlig ausgetrocknet gekickt und hingen bestenfalls mal am Wasserhahn vom Gewächshaus, bis uns der Gärtner weggejagt hat. Offenbar habe ich jahrelang mit meinem Leben gespielt.
    Ich sage zu Mona, sie soll mal einem Massai erklären, der jeden Tag zwei Stunden bei mörderischen Temperaturen zu einem verschlammten Wasserloch marschiert und mit einem vollen Krug auf dem Kopf zwei Stunden zurück, warum er des Todes ist, wenn er nicht drei Liter französischen Alpenquellwassers konsumiert oder bunte Iso-Brause für drei Euro den Liter. Er würde lächeln, federnd davonlaufen und dabei noch besser aussehen als Naomi. »Das ist was anderes«, sagt Mona.
    Kein Hausfrauenproblem ist gaga genug, als dass es Läufer nicht
sofort zu einem der ihren machen würden. Nun also Wasserwahn. Der Freizeitsportler übersteht nicht mal die Autofahrt zum Walker-Treff ohne Vogesenfelsquellgletschertrank. Und hinterher erst: Da reißen sie die Kofferräume auf und pressen hochkohlehydratreiche Klebe in den trainingswunden Magen, weil der Körper ja genau in diesem Moment ganz besonders viel Glykogen speichert. Wo aber soll er es speichern, wenn man den Vorräten nicht mal die Chance gegeben hat, sich zu verflüchtigen? Respekt für alle, die danach nicht den Wald voll reihern.
    Trinken beim Laufen ist schon ästhetisch ein Problem. Mindestens die Hälfte geht daneben. Und wenn Calcium, Magnesium oder sonstwelche gelösten Gesteinsarten im Getränk schwappen, sieht die Läuferbrust aus wie ein Schlabberlatz. Der Rest klebt auf den Beinen. An den paar Tropfen, die im Mund landen, verschluckt man sich obendrein. Und spuckt das Doppelte der aufgenommenen Flüssigkeit aus.
    Mitgeführte Trinkbehälter sind wie Walking-Stöcke. Sie dienen nicht dem Sport, sondern als Signal: Achtung, hier wird sich total professionell angestrengt. Anfänger legen den Hüftgurt an, der die Dreiviertelliter-Flasche über dem Steiß wippen lässt und nach spätestens einer Viertelstunde tief ins Bauchfleisch schneidet. Aber länger bewegen sich die meisten Gehalfterten eh nicht. Freaks tragen den Trinkrucksack Camelpak. Echte Mädchen benutzen Nuckelflaschengürtel. Django trug noch gekreuzte Patronengurte, der Dehydrierungsphobiker dagegen hängt sich zehn Fläschchen in transparentem Kunststoff um.
    Da tanzen dann gelbe, grüne, rote und blaue Zaubertränke auf der Speckschürze, damit die Sportsfreunde auch sehen, dass man eine halbe Stunde in der Küche stand, um Kick-Starter mit Aminokonzentrat, Carbo-Power mit Guarana und Power-Boost mit Putenaroma anzurühren. In Wirklichkeit sind Flaschenläufer einfach nur Uschis. Und das gilt so lange, bis der erste Marathon-Sieger mit Buddelgürtel durchs Ziel läuft.

Wasserwahn
    Achtung, folgende Zeilen sind bösartig, gemein und medizinisch zweifelhaft. Aber sie stimmen trotzdem. Die Sauferei ist meistens überflüssig.
Nehmen wir einen Fast-100-Kilogramm-Klops wie Achim Achilles, der zur unangenehmen Spezies der Power-Schwitzer gehört. Schon das Aussteigen aus einem klimatisierten Auto lässt ihn das erste Hemd durchweichen. Wenn er pro Stunde tatsächlich zwei Liter Schweiß verliert, wären das bei einem 90-Minuten-Lauf etwa drei Prozent seines Köpergewichts. In diesem Moment fängt es langsam an, die Leistung zu beeinträchtigen; die Gesundheit allerdings nicht. Mit ein paar Schlucken Wasser sollten die größten Verluste auch wieder ausgeglichen sein, bei Normal- oder Wenigschwitzern allemal.
Die Unsitte, auf jeden 20-Minuten-Auslauf einen Hektoliter Isotonisches mitzunehmen, greift

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