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Achilles Verse

Achilles Verse

Titel: Achilles Verse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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Materialschlacht. Für ein Stündchen Training braucht man einen kompletten Kombi voll Klamotten. Und hat immer noch nicht genug. Rad-Schuhe mit Klötzen, dazu leichte Laufschuhe für Achims Gazellensprint, und die Adiletten für hinterher.
    Aber welche Socken? Müssen ja für beide Disziplinen taugen. Die bunten Asics-Tukan oder Gore clima control? Sicherheitshalber beide. Und die Falkes RU 4 noch dazu. Dann der Strauß Hosen: Kann man besser mit einer Radhose laufen oder mit einer Laufhose Rad fahren?
    Mütze oder Piratentuch? Dazu natürlich Werkzeug. Ersatzschlauch. Die Standluftpumpe. Handtuch. Und Verpflegung. Eine Flasche Carboload, eine mit Magnesium-Konzentrat und eineinhalb Liter französisches Designer-Eau zum Füßewaschen. Brillen? Viel, Mann! Heute mal die schwarze, wie Lance. Warum sind diese popeligen Plastikdinger eigentlich so teuer, Herr Oakley? Hört er leider nicht. Ist gerade auf seiner 60-Meter-Yacht im Champagnerpool ertrunken.
    Am Hüttenweg ist die Hölle los. Walker-Alarm. Skater mit Kinderwagen. Radrennfahrer, die fluchend durch die Menge schneiden. Rentner mit Kniestrümpfen auf Hollandrädern. Autos. Geschrei. Halbnackte Tattoo-Elsen. Warum arbeiten all diese Faulpelze am helllichten Tag eigentlich nicht?
    Ich friemle Rolands öligen Renner zusammen. Jede Bewegung sitzt. Na ja, fast. Der Sattel ist zu hoch. Und die Schraube die falsche. Ich habe drei Dutzend Inbusschlüssel dabei. Die Hälfte davon ist von Ikea. Und der einzig passende liegt zu Hause. Ich fürchte Quetschungen in der Delikatessenabteilung. Diskretes Ordnen des Rennhoseninhalts mit Kettenfettflossen. Wie erklär ich Mona bloß die schwarzen Flecken?
    Ab auf die Piste. Als Erstes drei eiernde Skater umkurvt. Von hinten surrt ein Schwarm Renner heran. Die haben mindestens 40 Sachen drauf. Ich hinterher. Windschatten. Kopf runter. Dranbleiben, Achim, einfach dranbleiben. Wir fliegen. Hirnpulspochen.
Nach sieben Minuten ist die Rennstrecke am Ende. Ich auch. Die Jungs fahren weiter Richtung Glienicker Brücke. Ich im Regenerationstempo zurück.
    Wechseln. Rolands Vorderrad raus, die Karre ins Auto. Radschuhe aus. Laufschuhe an. Einen Schluck aus der Carbo-Pulle. Renn, Laufhamster, renn! Irgendwie fühlen sich die Beine anders an als sonst. Wackeliger. Sollte das von den paar Minuten auf dem Rad kommen? Ach Quatsch. Aber vorsichtshalber nicht so lange laufen. Zurück an den Kofferraum. Rad raus. Schuhe gewechselt. Kaltes klares Wasser.
    Zurück auf die Straße. Skatende Blagen anpöbeln. Das baut auf. So richtig rund will der Tritt nicht werden. Das ist wohl das Tückische beim Wechsel-Training: Das Radfahren tut vom Laufen weh und umgekehrt. Eigentlich sollte ich jeweils fünfmal trainieren. Das wären immerhin 40 Kilometer Rad und 5 Kilometer Laufen. Aber heute ist es zu heiß. Und zu voll. Zu viel Ozon in der Luft. Und Steinchen im Schuh, von der blöden Wechselei. Übertraining ist ganz gefährlich, und so schnell passiert. Damit ist nicht zu spaßen. Jetzt erstmal ein Bier. Das gibt’s in Hawaii ja nicht.

Wechselfieber
    Für einen Marathonläufer sollte ein Olympischer Triathlon von weniger als drei Stunden eigentlich locker aus den Beinen kommen. Problematisch sind die Wechsel, speziell der vom Rad zum Laufen. Eine tückische Angelegenheit. Die zehn Kilometer können für Neulinge zur Höllenqual werden, wenn man den Wechsel vorher nicht geübt hat. Durch das Wechseltraining tut das Laufen zwar nicht weniger weh – aber der Sportler weiß schon mal, was auf ihn zukommt.

Endlich ist es geschafft. Achim hat seinen ersten Triathlon mehr oder weniger erfolgreich hinter sich gebracht – und dabei wieder jede Menge Erfahrung für künftige Herausforderungen gesammelt. Speziell im Bereich der Ernährungswissenschaften.

    Wenn einer am Sonntagmorgen in strömendem Regen barfuß im Taucheranzug über den Hamburger Jungfernstieg schlurft, dann ist er entweder ein Perversling und reif für die geschlossene Anstalt – oder ein Triathlet. Gerade hatte ich mich von der drallen Katja gelöst, die mir im Detail erzählt hatte, wie ihr Freund, der Jörg, voriges Jahr auf der Schwimmstrecke von Meter 500 bis Meter 1000 praktisch durchgehend gereihert habe, da trete ich in etwas Schleimig-Klebriges: ein Beutel Power-Gel, Geschmacksrichtung Apfel-Guarana.
    Früher haben sie Shampoo daraus gemacht. Oder Haargel. Endlich ist das Geheimnis gelöst, wie die Leningrad Cowboys ihre Frisuren befestigt haben. Jeder Zweite hier reißt heimlich

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