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Achilles Verse

Achilles Verse

Titel: Achilles Verse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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Walkerpärchen hat sein mörderisches Tempo gedrosselt und steht nun kichernd hinter mir. Die beiden haben ihre Krückstöcke in den Sand gerammt und reißen sich die Hochtechnologiefasern von den schlaffen Leibern. Ein Aroma von altem Iltis hängt plötzlich über dem Morgen. Schlimmer als Walker sind nur nackte Walker. Die beiden Sportskanonen stürzen sich quiekend ins Wasser. Angeber, dämliche. Also gut. Ich zähle leise bis drei. Dann ein paar kraftvolle Schritte, die Arme ausgebreitet und den Johnny Weissmüller gemacht.
    Vorsichtshalber beginne ich mit Brustschwimmen. Kraulen ist so eine Sache: Nach sechs bis sieben Zügen bin ich vollständig entkräftet. Und der Weg zur Boje ist weit. Sobald sich mein sensibler Hochleistungsorganismus an die feindliche Umgebung gewöhnt hat, werde ich ein paar Kraulzüge machen. Dann Brust zum Erholen. Dann wieder Kraul. In ein paar Jahren werde ich dank dieser ausgefeilten Methodik 100 Meter am Stück bewältigen können.
    Wenn man das Ufer hinter sich gelassen hat, wird das Wasser sauberer. Leider auch kälter. Ich schwimme und schwimme, aber die
verdammte Boje kommt keinen Millimeter näher. Vielleicht eine Wanderboje. Ich werde die ersten Kraulzüge machen. Wie war das noch? Dreier-Atmung, wegen der Stabilität, den Arm anwinkeln und unter den Körper drücken, die flache Hand am Oberschenkel entlang aus dem Wasser führen, so als ob man sie aus der Hosentasche zieht.
    Verdammt. Zu viel Technik gleichzeitig. Ich schlucke Wasser. Husten. Luftschnappen. Zu Hilfe. Wo bleibt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger? Wozu schmeiße ich mein ganzes Leben lang in jeder Kneipe ein paar Münzen in die Plastikschiffe auf dem Tresen? Ich mache toter Mann. Das Wasser schmeckt merkwürdig. In irgendeinem Berliner See soll seit 60 Jahren ein britisches Jagdflugzeug liegen, samt Pilot. Ich schwimme lieber wieder. Was ist, wenn ausgerechnet heute Morgen der letzte Rest vom Sicherheitsgurt durchgegammelt ist und der arme Kerl direkt unter mir aufsteigt? Ich spüre schon was an meinem Bauch. Da, die Boje.
    Auf dem Rückweg mache ich zehn brillante Kraulzüge am Stück. Ich spüre respektable Muskelstränge in den Schultern wachsen. Die Schwäne lauern am Ufer, aber sie haben offenbar Respekt vor meiner kraftvollen Anmut. Ich denke an Hawaii. Wenn das hier 380 Meter waren, dann müsste ich nur noch neunmal hin und zurück. Was kümmern mich die Quallen, Haie und Flugzeugträger im Pazifik. Ich habe nackte Walker und gierige Welse überlebt.

Mach mir den Mark Spitz
    Schwimmen ist eine ausgesprochen anstrengende Angelegenheit. Militante Laufkameraden können der Fortbewegung zu Wasser schon deswegen nichts abgewinnen, weil die Muskelmasse am Oberkörper durch regelmäßiges Schwimmen deutlich zunimmt, dadurch auch das Körpergewicht, was sich wiederum negativ auf Statik und Laufleistung auswirkt. Andererseits: Wer viel läuft, hat gelegentlich Probleme mit dem Rücken oder der Hüfte. Eine halbe Stunde Kraulen, zweimal die Woche, entspannt die Wirbelsäule und stabilisiert den ganzen Körper. Kurz vor Olympia können die Freaks das Schwimmtraining ja wieder absetzen.

Triathlon-Novize Achim glüht vor Wettkampffieber. Letzte Vorbereitungen für den Holsten-Cityman. Läuft man besser in einer Radhose? Oder radelt es sich besser in einer Laufhose? Und welche Socken wählt man zur Designerbrille?

    Heißa, die Panik ist wieder da. Wie vorm Marathon. Schöne, echte, ehrliche, nackte Angst. Diesmal nur viel mehr. So viel neues. Triathlon meint abtrocknen, zweimal umziehen, Schuhe wechseln.
    Gestern mal probehalber im Garten aus dem Neo gepellt, mit einem Fuß in dem verfluchten Gummiteil stecken geblieben und wie eine Bahnschranke auf den Rasen gekippt. Mona hat sich schlapp gelacht. Welcher Idiot hat eigentlich Foto-Handys erfunden?
    Klaus Heinrich sagt, das Schlimmste am Triathlon seien die Wechsel, vor allem der vom Rad zum Laufen. Das ist natürlich Unsinn. Klaus Heinrich ist einfach nur ein elendes Sensibelchen und horcht ständig auf jede Faser im Leib. Hätte er prächtige Läufermuskeln wie ich, würde ihm das bisschen Wechseln nichts ausmachen.
    Sicherheitshalber mache ich heute trotzdem noch mal Spezialtraining. Acht Kilometer Rad auf dem Kronprinzessinnenweg, dann einen Kilometer laufen, wieder acht auf dem Rad, noch mal laufen, so lange, bis ich was merke. Also stundenlang. Gewechselt wird im Kofferraum auf dem Parkplatz Hüttenweg.

    Das Schönste am Triathlon ist die

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