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Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2

Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2

Titel: Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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verschlagen hat?« Nelly fuchtelte mit beiden Armen vor meinem Gesicht herum. »Erde an Rick, bitte aufwachen!«, rief sie.
    Was sollte ich machen? Mein Hirn war völlig leer gefegt. Schweißperlen traten auf meine Stirn.
    ›Rick Michalski, jetzt hör mir mal zu!‹, versuchte die Stimme in meinem Kopf, mich wieder unter Kontrolle zu bringen. ›Du bleibst jetzt ganz cool. Reiß dich zusammen! Sag einfach irgendwas, das dir gerade in den Sinn kommt. Ganz egal, was! Peinlicher als dieses Schweigen kann es nicht sein!‹
    Ich machte zweimal hintereinander »Grumpf!« oder so etwas Ähnliches. Dann wurde mir abwechselnd heiß und kalt und meine Unterlippe litt plötzlich unter undefinierbaren Zuckungen.
    Nelly kam hammermäßig dicht an mich heran. Ich spürte ihren warmen Atem und roch ihren Erdbeerkaugummiduft.
    »Jetzt weiß ich es«, sagte sie und umfasste mit ihren samtweichen Händen mein Gesicht. »Du kannst dein Glück kaum fassen, dass du nicht sitzen geblieben bist.«
    Verdattert schaute ich Nelly an. Seit wann hatte sie denn bernsteinfarbene Augen? Das war ganz genau das, was mir durch den Kopf ging. Mein Herz donnerte so laut gegen die Rippen, dass es bestimmt noch in Honolulu zu hören war.
    Nelly grinste. »Ich kann dein Herz kloppen hören.«
    »Kann gar nicht sein«, krächzte ich, erleichtert, endlich meine Stimme wiedergefunden zu haben.
    »Doch, ich höre es ganz deutlich.«
    Das war zu viel für mich. Nichts wie weg, dachte ich und ergriff die Flucht. Über den langen Gang, die Treppe hinauf in die erste Etage, direkt auf den Flur zu, der zu unserem Klassenzimmer führte. Obwohl mir klar war, dass ich mich gerade total idiotisch benahm, gab ich noch einmal ordentlich Gas …
    Und krachte im nächsten Moment volle Kanne gegen die Glastür.
    Schepper!
    Ich war total verwirrt und checkte nicht, dass die Tür abgeschlossen war, sondern versuchte es gleich noch einmal.
    Klirr!
    Voll mit dem Kopf dagegen. Der Rückschlag war gewaltig. Ich taumelte leicht. In meinem Schädel explodierte irgendetwas.
    Chinakracher.
    Feuerwerkskörper.
    Bestimmt fand gerade das Jahrestreffen der Pyrotechniker in meiner Birne statt.
    »Rick?«
    Das war wieder Nelly. Wieso um alles in der Welt lief sie mir hinterher? Und warum bitte schön hörte sich ihre Stimme so besorgt an?
    »Rick, ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja«, grunzte ich.
    »Hast du dir wehgetan?«
    »Nein.«
    »Hast du nicht gemerkt, dass die Tür schon verschlossen ist?«
    »Nein.«
    Dann drehte ich mich langsam um und blickte direkt in Nellys untertassengroße Augen.
    »Du … du blutest ja.«
    Unsinn. Ich blutete doch nicht. Warum auch? Ich war ja gar nicht gegen die Tür gelaufen. Kein bisschen. Das bildete ich mir alles bloß ein. Und jetzt sagte ich auch nicht, dass ich Nelly total hübsch fand, und ganz bestimmt kullerten mir keine oberpeinlichen Tränen über die Wangen, weil der Schmerz sie mir in die Augen getrieben hatte. Das war nur ein schrecklicher Albtraum. Ich musste einfach aufwachen, dann war alles vorbei.
    Nelly streckte die Hand nach mir aus. »Rick, so etwas Schönes hat noch nie jemand zu mir gesagt.« Sie tupfte mir mit dem Zeigefinger eine Träne von der Wange.
    Alles nur ein Traum, alles nur ein Traum, sagte ich mir.
    Klar war es das, denn Männer (dazu zählen auch fast zwölfjährige Jungs) weinen nicht. Und bestimmt keine Eishockeystürmer. Und garantiert nicht vor den Augen eines Mädchens.
    Mit letzter Kraft rappelte ich mich auf und rannte los. Diesmal Richtung Ausgang.
    Unten in der Aula wurde ich direkt von zwei parfümierten Armen in Empfang genommen. Den Duft kannte ich. So roch nur Mary.
    »Rick, wo bleibst du denn?«, fragte sie mit ungewöhnlich schriller Stimme. »Wir haben Finn gefunden und … Auweia, was ist denn mit dir passiert? Du blutest ja!«
    Ich öffnete den Mund, brachte aber schon wieder keinen Ton heraus. Weil da nämlich rein gar nichts mehr war.
    Alles weg!
    Sämtliche Buchstaben waren verschwunden.
    Abgehauen. Untergetaucht. Geflohen.
    Mary starrte mich an, als ob mir ein zweiter Kopf gewachsen wäre.
    »Das sieht übel aus«, hörte ich Finn sagen.
    Ich runzelte die Stirn. Stand er schon lange neben mir? Hatte ich gar nicht gemerkt.
    Mir wurde wieder kalt. Eiskalt. Überall. Nur nicht im Kopf. Da kochte es, blubberte, sprudelte und brodelte. Mein Herz war kurzerhand direkt aus meiner Brust zu den Pyrotechnikern ins Hirn gehüpft und nun feierten alle zusammen eine wilde Party.
    »Rick, jetzt sag doch

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