Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2
ach, was sage ich, den Knüller meines Lebens! John Tripp, einer der Angreifer des Nationalteams, lud mich, meine Familie und meine Vereinskameraden zum nächsten Heimspiel der Nationalmannschaft gegen Kanada ein.
Ich war sprachlos. Na ja, fast.
»Warum ich?«, brachte ich noch gerade so heraus.
Er hob grinsend die Schultern. »Das lass dir mal schön von deinem Bruder erklären«, sagte er, hob die Hand und war verschwunden.
Bruder? Ich hatte keinen Bruder! Oder doch?
Mann, war ich durch den Wind.
Zu Hause machte Mary mir lächelnd die Tür auf. Sie war total aufgeregt. »Rick, Rick, war das ein tolles Erlebnis?!«
Ich nickte mechanisch und Mary plapperte hektisch weiter: »Schade, dass ich nicht bis zum Schluss bleiben konnte. Ich hätte wirklich gern dein Gesicht gesehen, als …« Sie schlug sich die Hand vor den Mund, so als hätte sie sich verplappert.
»Tja«, fuhr sie schließlich fort, »aber ich hatte ja versprochen zu kochen. Kommen die anderen auch gleich?«
»Mary«, sagte ich ernst und umfasste mit beiden Händen ihre Oberarme, damit sie nicht länger wie ein aufgescheuchtes Huhn vor mir herumsprang. »Ich versteh nur Bahnhof. Und Pa und Wutz wollen auch nicht mit der Sprache rausrücken. Verrate mir bitte, wie das alles zustande gekommen ist. Hat Finn was damit zu tun?«
Mary grinste geheimnisvoll. »Da musst du dich wohl noch ein bisschen gedulden.«
Ich schüttelte den Kopf und Mary befreite sich aus meinem Griff. »Du kannst schon mal den Tisch decken. Zur Feier des Tages essen wir im Billardzimmer. Los, husch, husch!«, sagte sie und verschwand Richtung Küche.
Nach und nach trudelten die anderen in der WG ein. – Auch Linda. Sie umarmte mich und spitzte gefährlich die Lippen. Doch bevor sie mir einen fiesen Knutscher aufdrücken konnte, hüpfte ich erschrocken zur Seite.
»Ach, Rick, sei doch nicht so«, kicherte sie und knutschte stattdessen Pa. Der machte Herzchenaugen und säuselte verliebten Schwachsinn.
Okay, alles wie gehabt, stellte ich – komischerweise erleichtert – fest. Obwohl nicht ganz, Finn fehlte.
Mary klatschte in die Hände. »Setzen! Essen ist fertig!«
Artig folgte ich ihrer Aufforderung und blickte dann von einem zum anderen – gespannt wie ein Flitzebogen.
»Wo ist Finn?«, fragte ich schließlich.
Linda zog die Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch. »Warum interessiert dich das?«
Blöde Frage. Weil … tja, warum eigentlich?
»Nur so«, murmelte ich und lief tomatenrot an.
Da kam Gismo ins Zimmer geschlendert und ließ im Vorbeigehen ordentlich einen fahren.
Mary warf Wutz einen bösen Blick zu, weil Helena nicht aus dem Gästezimmer durfte. Und zwar solange irgendwelche Lebensmittel in der Nähe waren, in die der arme Gismo springen konnte, jetzt da Helena ihr neues Bulldoggen-Ich entdeckt hatte. Wutz hatte diese WG-Regel erst heute Morgen aufgestellt.
Es war wirklich alles wie immer.
»Was ist denn jetzt mit Finn?«
Pa kniff die Augen zusammen. »Er wollte nicht kommen.«
»Und warum nicht?«
»Hallo? Rick, geht’s noch?«, rief Wutz quer über den Tisch. »Du hast doch selbst gesagt, dass er aus deinem
Dunstkreis
verschwinden soll.« Seine Stimme hörte sich gewaltig nach Vorwurf an.
Pa setzte noch einen hinterher: »Du bist voll drauf reingefallen, Rick.«
»Worauf?«
»Am Telefon neulich haben wir nur so getan«, erklärte Linda. »Wir wollten dich ein bisschen ärgern und natürlich solltest du auf keinen Fall im Vorfeld etwas von dem Spiel mitbekommen. Aber dann warst du gleich so sauer … Trotzdem wollte Finn dich unbedingt richtig überraschen und alle haben dichtgehalten.«
Heiliger Katerfurz! Hatte ich also recht gehabt mit meiner Vermutung! Aber wie war das möglich? Ein Elfjährigerkonnte sich doch nicht einfach wünschen, dass mal eben die Nationalmannschaft aufkreuzt.
»Und das Eis?«, fragte ich reichlich plemplem.
Wutz verstand mich trotzdem. »Der Verein war natürlich begeistert. Ich meine, wann hat man schon mal die Nationalmannschaft am Pferdeturm? Sie haben sich sofort bereit erklärt, die Saison drei Wochen früher als geplant zu eröffnen.«
Ich schluckte schwer. Dann stand ich auf und sah zu, dass ich aus der Wohnung kam. Mit fiesem schlechtem Gewissen. Und Chaos in der Birne.
Mary kam mir ins Treppenhaus hinterhergestürmt und hielt mich fest. »Falls du Finn suchst, läufst du am besten zum Maschsee. Du weißt schon, wo.« Sie wuschelte mir lächelnd durchs Haar – und ich rannte los.
Mir war natürlich
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