Achtmal kam der Tod Kommissar Morry
Ordnung“, knurrte Edward Clifton zwischen den Zähnen. „Komm! Wir wollen nicht länger hier herumstehen.“
Widerstrebend und unschlüssig ging Hazel Playford auf das Hausportal zu. Sie schloß die Tür auf. Sie hatte kaum Licht im Wohnzimmer gemacht, da stand Edward Clifton schon hinter den Vorhängen und spähte auf die Straße hinaus.
„Soll das die ganze Nacht so bleiben?“, fragte Hazel Playford spöttisch.
Edward Clifton gab sich einen energischen Ruck. Sollten sie draußen auf ihn warten. Sollten sie ihn am Morgen in Empfang nehmen. Diese Nacht gehörte noch ihm.
„Bring etwas zu trinken“, sagte er zu Hazel Playford. „Und setz dich dann bitte zu mir.“
Er sah, daß sie in ihr Schlafzimmer ging und sich dort umkleidete. Sie behielt nur wenig an. Lässig und mit verspielten Bewegungen hüllte sie sich in einen weichen Hausmantel. Dann kam sie mit wiegenden Hüften zu ihm her. Sie blieb vor ihm stehen und blickte ihn lange von oben bis unten an.
„Komm doch“, sagte Edward Clifton drängend. Er streckte seine Hände nach ihr aus, um sie an seine Seite zu ziehen.
Aber sie wich hartnäckig seinen Griffen aus. „Ich habe eben durchs Fenster geschaut“, sagte sie mit spröder Stimme. „Die beiden Herren stehen noch immer draußen. Ich glaube, es wäre besser, wenn du zu ihnen hinaus gingst. Ich will sie auf keinen Fall hier im Haus haben.“
„Aber laß doch“, wehrte Edward Clifton hastig ab. „Wir wollen jetzt nicht daran denken. Komm! Wir trinken auf unsere große Reise!“
„Ich verzichte auf eine Reise, die im Gefängnis endet“, sagte Hazel Playford herb. „Es wäre mir lieber, wenn du in Zukunft wieder wegbleibst. Ich bedauere es jetzt, daß ich dich mitgenommen habe.“
So war sie eben. Sie wechselte ihre Launen wie andere Menschen das Hemd. Sie ließ nicht mehr mit sich reden. Spöttisch und verächtlich kehrte sie Edward Clifton den Rücken. Sie ging in ihr Schlafzimmer und schloß die Tür hinter sich ab. Klirrend drehte sich der Schlüssel im Schloß. Dann war Stille. Da saß er nun und starrte enttäuscht auf die versperrte Tür. Er goß sich ein paar Schnäpse ein. Aber das Zeug schmeckte fade und bitter. Angewidert schob er die Flasche zur Seite. Er hatte genug für heute. Der viele Alkohol machte ihn müde. Er löschte das Licht und streckte sich auf dem Sofa aus. Schon nach wenigen Minuten schlief er ein. Er träumte von Hazel Playford. Er träumte, daß sie in seinen Armen liegen würde, und er glaubte ihre heißen Küsse auf seinen Lippen zu spüren. Es war auf einmal alles so hell und leicht. Es gab keine Sorgen mehr. Hazel war ja bei ihm. Aber dann erwachte er plötzlich. Ein spitzes Klirren riß ihn jäh aus seinen Träumen. Schlaftrunken fuhr er von seinem Lager empor.
Er sah die Tür halb offen stehen. Und er wußte doch ganz genau, daß er sie fest geschlossen hatte. Sollte irgendein Eindringling . . . ?
Er spürte einen merkwürdigen Druck auf der Brust. Gerade so, als läge ein Zentnergewicht auf seinen Rippen. Mühsam rang er nach Atem. Keuchend sog er die giftige Luft in die Lungen. In diesem Moment endlich loderte ein furchtbarer Verdacht in ihm auf. Er wollte zum Lichtschalter gehen. Aber er kam einfach nicht vom Sofa hoch. Seine Beine waren wie gelähmt. Mit fahrigen Bewegungen kramte er sein Feuerzeug aus der Tasche. Das zuckende Flämmchen huschte nur noch für den Bruchteil einer Sekunde um den Docht. Edward Clifton hatte keine Zeit mehr, die schwelenden Gasdämpfe zu erkennen. Eine grellweiße Stichflamme schoß durch den Raum und fegte alles beiseite, was ihr im Wege stand. Die Druckwelle war so ungeheuer, daß sie Edward Clifton an die Wand fegte und Türen und Fenster zersplitterte. Sie richtete eine unbeschreibliche Verwüstung an. Und sie brachte Edward Clifton den Tod. Wachtmeister York und Sergeant Palmer hatten ihre Lauscherposten in einem gegenüberliegenden Garten bezogen. Sie hatten gesehen, daß das Licht im Wohnzimmer erlosch und hatten sich dabei verständnisinnig angegrinst. Einmal war ihnen zumute gewesen, als hätten sie die Haustür gehen hören. Sie starrten angespannt in das Schneetreiben. Aber sie konnten nichts erkennen. Keinen Schatten, keine Gestalt, rein gar nichts.
„Das war eine Täuschung“, brummte Wachtmeister York gedämpft.
„Warum sollte sich auch Edward Clifton heimlich davonstehlen wollen. Er liegt dort drinnen im warmen Nest.“
„Hm. Und wir stehen hier in der Kälte“, knurrte Sergeant Palmer
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