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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Eben nahm die kleine Kapelle auf der Empore Platz. Von Hazel Playford war noch nichts zu sehen. Edward Clifton setzte sich an einen Tisch unmittelbar neben der Tanzfläche. Hier mußte sie ihn auf den ersten Blick erkennen, wenn sie auftrat. Sie konnte ihm nicht ausweichen, auch wenn sie gewollt hätte. Das erste Tanzlied erklang. Die Tische füllten sich mehr und mehr. Zehn Minuten später erloschen die Lichter. Zwei dunkelrote Scheinwerfer flammten auf. Sie tauchten die Parkettfläche in märchenhaftes Licht.
    Und nun wirbelte Hazel Playford herein. Sie trug ein schillerndes Schuppenkostüm, das wie eine Schlangenhaut ihren Körper umhüllte. Die nackten Glieder schimmerten in sanftem Goldton. Biegsam und geschmeidig begann sie sich zu drehen.
    Edward Clifton war von ihrem Anblick so hingerissen, daß er seine Zigarette vergaß, die im Aschenbecher verkohlte. Jetzt spürte er ihren Blick über sich hingleiten. Kühl und lässig. Sie zuckte mit keiner Wimper. Sie behandelte ihn wie einen Fremden. Hochmütig sah sie über ihn hinweg. Als sie ihren Tanz beendet hatte, ging sie rasch in ihre Garderobe hinaus, ohne ihm auch nur einen Blick zu gönnen. Er rief ihr leise ein paar Worte nach. Aber sie hörte ihn nicht. Sie entschwand mit leichtfüßigen Schritten. Edward Clifton hielt es nicht länger auf seinem Platz aus. Er lief wie ein dummer Junge hinter ihr her. Mit hochrotem Kopf tauchte er in ihrer Garderobe auf.
    „Hazel“, sagte er demütig zur Begrüßung. „Ich war heute schon bei dir in der Lambert Ave. Du warst anscheinend nicht zu Hause. Aber jetzt . . . ich meine . . . jetzt . . .“
    Hazel Playford hob hochmütig die Brauen. „Und?“, fragte sie gedehnt. „Was willst du noch? Soll ich dir etwa Geld leihen?“
    „Nein“, stotterte er und hielt ihr zwei sorgsam verschnürte Päckchen entgegen. „Ich bin reicher als du denkst. Du kannst dir noch mehr wünschen. Ich . . .“
    Hazel Playford ließ die Päckchen unbeachtet liegen. „Geh jetzt“, sagte sie ungeduldig. „Ich muß gleich wieder auftreten. Vielleicht habe ich später ein paar Minuten Zeit für dich.“
    Das war zunächst alles. Sie tat fremd und abweisend. Aber Edward Clifton kannte sie besser. Er wußte, wie leicht man sie mit Geld und Geschenken ködern konnte. Er hatte seine Erfahrungen mit ihr gesammelt.
    „Bis später also“, sagte er bittend und ließ sie allein in ihrer Garderobe. Er kehrte an seinen Platz zurück und bestellte eine Flasche Sekt mit zwei Gläsern. Schon nach der ersten Pause erlebte er die Genugtuung, daß Hazel Playford sich an seinen Tisch setzte. Um ihre Mundwinkel spielte ein verstecktes Lächeln.
    „Ich danke dir“, sagte sie ihm schmeichelnd ins Ohr. „Die Uhr ist wundervoll. Ich werde sie in Zukunft immer tragen, wenn ich mit dir zusammen bin. Auch nachts . . .“
    Sie trank ihr Glas aus und blickte ihn unter halbgesenkten Lidern verführerisch an. In ihren Augen lag wieder jenes betörende Locken, dem er vom ersten Augenblick an verfallen gewesen war. Dreimal mußte sie noch auftreten, dann blieb sie ganz an seiner Seite. Sie schmiegte sich eng an ihn und streichelte seine Hand.
    „Wie reich bist du denn?“, fragte sie mit verschleierter Stimme. „Am Samstag läuft mein Vertrag hier ab. Ich könnte zwei Wochen Urlaub nehmen. Wollen wir verreisen?“
    Welch eine Frage! Als ob es darauf ein Nein gegeben hätte. Edward Clifton war jetzt schon sicher, daß er das nötige Geld noch beschaffen würde. „Wir reden später noch darüber“, raunte er ihr zu. „Ich darf dich doch heimbegleiten?“
    „Natürlich“, lächelte Hazel Playford. „Du kannst bleiben, solange du willst.“
    Um Mitternacht brachen sie auf. Sie bestellten eine Taxe und ließen sich nach Richmond fahren. In der Lambert Ave stiegen sie aus. Edward Clifton entlohnte den Fahrer. Die Taxe hatte kaum gewendet, da sah er einen anderen Wagen in einiger Entfernung halten. Zwei Männer in dunklen Ledermänteln stiegen aus und huschten unauffällig in den Schatten der nächsten Toreinfahrt. Aber Edward Clifton hatte sie doch gesehen. Augenblicklich sank seine Stimmung auf den Nullpunkt.
    „Polizei!“, raunte er gehetzt. „Ich möchte nur wissen, was diese Burschen von mir wollen. Sie gönnen mir keine ruhige Stunde mehr.“
    „Polizei?“, fragte Hazel Playford peinlich berührt. Ihr eben noch so heißes Temperament war merklich abgekühlt. „Was wollen sie denn von dir? Hast du das Geld etwa . . . ?“
    „Nein, es ist alles in

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