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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Kröten zufriedenstellen?“
    „Sie haben wieder einmal recht, Sir“, stotterte Inspektor Winter anerkennend. „Ich werde diese Tänzerin in der Havana-Bar unauffällig beschatten lassen. Edward Clifton werde ich selbst unter meine Fittiche nehmen. Vielleicht stoßen wir dann auf eine warme Fährte.“
    „Ich wünsche Ihnen jetzt schon die besten Erfolge“, sagte Kommissar Morry.
     
    6
     
    Am nächsten Morgen stand Edward Clifton minutenlang hinter den Vorhängen des gemeinsamen Schlafzimmers und spähte auf die Straße hinunter.
    Er verharrte regungslos wie eine Säule. Immer wieder suchten seine Blicke die dämmerigen Gehsteige ab. „Was hast du denn?“, fragte Marion beunruhigt. „Warum ziehst du dich nicht an? Du wolltest doch zu den Jaspers Werken gehen.“
    Edward Clifton wandte ihr hastig das Gesicht zu. Es war entstellt und verwüstet. Seine Augen hatten einen irren, flackernden Glanz. „Sie sind schon hinter mir her“, würgte er heiser durch die Zähne. „Ich beobachte schon die ganze Zeit zwei Männer, die zu unseren Fenstern heraufstarren. Den einen kenne ich. Es ist Wachtmeister York aus der Abteilung Inspektor Winters. Der andere . . .“
    „Na und?“, fragte Marion befremdet. „Warum fürchtest du dich vor ihnen? Du hast doch ein reines Gewissen. Man will dich wieder in deiner früheren Firma anstellen. Das ist doch der beste Beweis, daß sie selbst dort allen Verdacht gegen dich fallen ließen.“
    Edward Clifton drehte sich brüsk um und starrte wieder durch die Scheiben auf die winterliche Straße hinunter. Bleich zog die Dämmerung über den Dächern auf, die Laternen brannten noch. Wirbelnd tanzten die Schneeflocken in ihrem Schein herum.
    „Sie werden mich verhaften“, preßte Edward Clifton hervor. Die Worte kamen brüchig von seinen blutleeren Lippen. „Sie warten nur darauf, daß ich die Straße betrete. Sie werden mich festnehmen und ins Gefängnis . . .“
    „Nun mach aber Schluß“, rief Marion erregt. „Seit vielen Wochen habe ich auf diesen Tag gewartet, da man dich in allen Ehren wieder in deiner Firma aufnimmt. Und jetzt, wo es endlich so weit ist, wagst du dich nicht hinaus, nur weil du ein paar Polizeibeamte siehst? Wenn du Angst vor ihnen hast, werde ich dich begleiten. Auf keinen Fall darfst du dich heute um deine einmalige Chance bringen lassen. Ich flehe dich an, Edward! Denk an unsere bedrängte Lage. Ich wüßte sonst nicht mehr, woher ich das Geld für das tägliche Leben nehmen soll.“
    Es dauerte fast noch eine halbe Stunde, bis sich Edward Clifton endlich aus seiner Apathie aufraffte. Er kleidete sich an und nahm in aller Eile eine Tasse Tee zu sich. Kurz nachher stand er in Hut und Mantel an der Tür.
    „Komm bitte heute gleich nach Hause, Edward“, sagte Marion mit feuchten Augen zum Abschied. „Ich möchte wissen, wie du aufgenommen wurdest. Vielleicht kannst du einen kleinen Vorschuß bekommen. Wir hätten das Geld bitter nötig.“
    Sie wartete, bis er die Treppe hinunterging, dann kehrte sie rasch in die Wohnung zurück und trat ans Fenster. Sie sah Edward die Fahrbahn überqueren und an der nächsten Ecke im Schneetreiben verschwinden. Niemand hielt ihn an. Kein Mensch wollte hin verhaften. Da wandte sich Marion langsam vom Fenster ab und begann ihr eintöniges Tagewerk. Um neun Uhr traf Edward Clifton am großen Tor der Jaspers Werke ein. Der Portier zog seine Kappe und grüßte ihn ehrerbietig.
    „Willkommen, Sir!“, rief er erfreut. „Ich hörte schon, daß man Sie wieder an Ihren Arbeitsplatz zurückgerufen hat. Ich wünsche einen glücklichen Anfang!“
    „Danke“, murmelte Edward Clifton mit belegter Stimme. Er fühlte sich sehr unbehaglich, als er den Fabrikhof überquerte. Mit schiefen Blicken tastete er die langen Fensterreihen der Gebäude ab. Sein Atem ging gepreßt und unruhig, während er die breite Treppe nach oben stieg. Vor dem Zimmer des Chefingenieurs hielt er an. Er hörte leises Stimmengemurmel nach außen dringen. Zögernd klopfte er.
    „Come in!“, schnarrte eine befehlsgewohnte Stimme.
    Das war George Atkins. Edward Clifton erinnerte sich noch deutlich an sein lautes Organ. Er öffnete beklommen die Tür und trat unschlüssig über die Schwelle.
    Auf den ersten Blick erkannte er alle seine früheren Kollegen, die sich hier zur Begrüßung versammelt hatten. Sie wollten fröhlich erscheinen, aber auf ihren Gesichtern lagen dunkle Schatten der Angst und Unsicherheit.
    George Atkins nahm eine straffe, würdevolle

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