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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Haltung an.
    „Wir haben“, sagte er feierlich, „Ihren früheren Arbeitsplatz wieder für Sie freigemacht, Mr. Clifton. Ich heiße Sie im Namen der Kollegen herzlich willkommen. Die Direktion wird Sie nachher ebenfalls begrüßen. Wie ich hörte, will man Ihnen das Gehalt für die vergangenen Monate nachzahlen. Das ist eine ganz erfreuliche Nachricht für den Anfang, nicht wahr?“
    Edward Clifton fühlte forschende Blicke auf sich gerichtet. Verdammt, dachte er, ich müßte nun ein heiteres Gesicht machen. Ich müßte offensichtlich meine Freude bekunden. Mal sehen, ob sich das machen läßt. Er versuchte es. Aber sein Gesicht blieb mürrisch und verschlossen. Finster stierte er die Männer an, die ihn umstanden. Gerade in diesem Moment erinnerte er sich daran, daß seine Helfer damals vor einem ausgeraubten Tresor gestanden hatten. Einer von diesen Männern hier war ihm zuvorgekommen. Einer von ihnen hatte ihm die kostbaren Kapseln vor der Nase weggeschnappt. Er musterte sie mit verbissenem Grimm.
    „Warum so ernst?“, fragte George Atkins verwundert. „Sie hätten doch allen Anlaß, in dieser Stunde glücklich und froh zu sein. Oder geht Ihnen der Tod Clark Digbys so nahe? Haben Sie überhaupt schon davon gehört?“
    „Ja“, murmelte Edward Clifton düster. „Ich hörte davon. Solange noch eine von diesen Kapseln im Umlauf ist, werden wir alle um unser Leben zittern müssen, wie?“
    „Haben Sie etwa einen Verdacht?“, fragte George Atkins hastig. „Reden Sie!“
    Edward Clifton schielte schräg in die verschlossenen Gesichter.
    „Vielleicht weiß ich eine ganze Menge“, sagte er mit hohler Stimme. „Kann sein, daß ich auch einen begründeten Verdacht habe. Aber ich bin klüger als Clark Digby. Ich möchte nicht der nächste sein, der das giftige Gas zu schlucken bekommt.“
    „Wir reden noch darüber“, sagte George Atkins gedämpft.
    „Vielleicht trauen Sie sich unter vier Augen mehr zu sagen. Gehen Sie jetzt zur Direktion, Mr. Clifton. Holen Sie Ihr rückständiges Gehalt ab. Heute haben Sie noch frei. Morgen früh um acht Uhr treten Sie dann bitte Ihren Dienst an.“
    Eine halbe Stunde später verließ Edward Clifton in gehobener Stimmung das Fabrikgelände der Jaspers Werke. Er hatte zwanzig knisternde Scheine in der Brieftasche. Seit langer Zeit war er wieder einmal anständig bei Kasse. Als er auf der Straße stand, überlegte er, ob er Marion nicht wenigstens einen Teil des Geldes über  
    bringen sollte. Minutenlang dauerte der Kampf in seinem Innern. Schließlich entschied er sich für den schlechteren Weg. Er fuhr nach Richmond in die Lambert Ave, um Hazel Playford einen Besuch zu machen. Heute durfte sie sich etwas wünschen. Er konnte ihr beinahe jede Bitte erfüllen. Aber so lange er auch am Hausportal läutete, die Tür blieb ihm verschlossen. Vor den Fenstern lagen die Rolläden. Leicht möglich, daß Hazel wirklich nicht zu Hause war. Er vertröstete sich auf den Abend. Ich werde sie in der Havana-Bar besuchen, nahm er sich vor. Ich werde ihr ein kleines Geschenk mitbringen. Das wird sie umstimmen. Sie wird in dieser Nacht wieder genauso zärtlich und leidenschaftlich und verliebt sein wie einst.
    Er fuhr in die Innenstadt und kaufte in den eleganten Läden der Oxford Street eine goldene Armbanduhr und eine Flasche teures Parfüm. Er verstaute die Geschenke in seiner Aktentasche und setzte sich dann in eine Weinstube, um von den Stunden der kommenden Nacht zu träumen. Die Gedanken an Marion hatte er abgeschaltet. Sie hatte keinen Raum mehr in seinem Innern. Er konnte nur noch an Hazel Playford denken. Als er am Abend die Weinstube verließ, stand er schon nicht mehr ganz sicher auf den Beinen. Die Schritte bis zur nächsten Straßenecke wurden ihm sauer. Deshalb leistete er sich eine Taxe und ließ sich zum Lancaster Gate in Bayswater bringen. Die Havana-Bar hatte eben ihre Pforten geöffnet. In sattem Lila leuchteten die Neonröhren über den weiten Platz. Die Schaukästen, in denen die Bilder Hazel Playfords zu sehen waren, lagen in hellem Licht. Edward Clifton trat hastig heran und spähte hungrig auf die verlockenden Bilder. Er spürte sein Blut heiß und stürmisch durch die Adern strömen. Der Wunsch, dieses katzenhaft geschmeidige Geschöpf wieder in den Armen zu halten, brannte wie Feuer in seinem Blut. Rasch und ungeduldig trat er in das Lokal ein. Es war noch kaum besetzt. Die Kellner standen an den halbleeren Tischen und wedelten gelangweilt mit ihren Servietten.

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