Achtmal kam der Tod Kommissar Morry
Loch aus. Da kann ich mich ja gleich ins Gefängnis hocken. Dort habe ich es auch nicht schlechter. Und überhaupt sehne ich mich nach Cloy Foster. Wir gehören nun mal zusammen. Würde gern bei ihm in der Zelle sitzen.“
„Was reden Sie denn da?“, fragte Leslie Carron verständnislos. „Ich riskiere Kopf und Kragen, weil ich Sie hier in Sicherheit brachte, und Sie reden davon, daß Sie ins Gefängnis wollen. Habe ich richtig verstanden?“
„Ganz richtig“, bestätigte Duke Calahan. „Ich habe dieses Versteckspiel satt bis zum Hals. Schlage vor, Sir, daß Sie mir noch einmal eine von Ihren Adressen geben. Geht es gut, soll es mir recht sein, geht es schief, habe ich auch nichts dagegen.“
„Bitte“, sagte Leslie Carron achselzuckend. „Wie Sie wollen!“ Er händigte ihm ein Kärtchen aus und schrieb eine Adresse darauf nieder. Dann wandte er sich zum Gehen.
„Stop!“, rief Duke Calahan hinter ihm her. „Sie haben das Wichtigste vergessen. Na, Sie wissen schon. Möchte mich heute Abend mal wieder richtig vollaufen lassen.“
Leslie Carron zog wie immer seine Brieftasche. Er war das nun schon gewöhnt. Und er gab auch diesmal reichlich. „Ich weiß nicht recht“, sagte er zum Schluß. „Mir ist nicht recht wohl bei dem Gedanken, daß Sie Ihren Kopf absichtlich in die Schlinge stecken wollen. Was ist nun, wenn auch heute Nacht die Polizei hinter den Wohnungstüren lauert?“
„Keine Sorge“, brummte Duke Calahan. „Die Cops rechnen bestimmt nicht damit, daß ich die Frechheit besitze, noch einmal bei einem dieser Ingenieure einzubrechen. Sie haben längst das Feld geräumt.“
„Na gut“, meinte Leslie Carron zögernd. „Ich kann Sie nicht zurückhalten. Machen Sie, was Sie wollen.“
Abends um elf Uhr brach Duke Calahan auf. Er fuhr nach Bayswater und strich wie ein beutegieriges Raubtier durch die nächtlichen Straßen. Vor einem großen Wohnblock blieb er stehen. Er studierte die Namensschilder neben den Glocken.
Endlich hatte er die Adresse gefunden, die er suchte. Er trat noch einmal zurück und spähte an der Vorderfront hinauf. Nur im ersten Stock war noch Licht. Die anderen Fensterreihen gähnten dunkel. Er hatte also nicht viel zu befürchten. Er öffnete die Haustür mit seinem Sperrhaken, trat in den Flur ein und knipste das Nachtlicht an. Dann ging er langsam Wie ein müder Heimkehrer die Treppe hinauf. Vor der Wohnung, die er mit seinem Besuch beehren wollte, blieb er eine Weile stehen. Er horchte mit angespannten Nerven. Als sich nichts rührte, sperrte er leise die Tür auf, zwickte die Sperrkette mit einer Spezialzange ab und huschte auf leisen Sohlen in den Korridor hinein. Bisher war alles gut gegangen. Auch in der Wohnung rührte sich nichts. Man hatte sein Eindringen nicht bemerkt. Wie ein körperloser Schatten wanderte Duke Calahan durch den Korridor und horchte an allen Türen. Schon bald hatte er herausgefunden, wo das Schlafzimmer lag. Er hörte leise Atemzüge durch die Tür dringen. Wer so fest schläft, ist nicht gefährlich, dachte er beruhigt. Schätze, hier läßt sich leicht arbeiten. Er schritt über die Schwelle des altertümlichen Wohnzimmers und schaltete frech das Licht ein. Forschend glitten seine Blicke durch den hellen Raum. Es gab weder einen Tresor noch einen Safe. Die Einrichtung war sehr bescheiden. Weitere Räume, in denen er hätte suchen können, gab es nicht.
Ein Laie wäre sicher enttäuscht umgekehrt. Aber Duke Calahan besaß die untrügliche Witterung des alten Berufsganoven. Vom ersten Augenblick an hatte er das Gefühl, als wären gerade hier die todbringenden Glaskapseln verborgen. Er wußte, daß er sich nicht täuschte. Und er war fest davon überzeugt, die geheimnisvollen Kugeln zu finden. Unverzüglich machte er sich an die Arbeit.
Er öffnete jede Schublade, jeden Schrank. Er tastete die Wände ab und auch den Fußboden. Er hob den Teppich auf und nahm die Vorhänge ab. Einmal glitt ihm ein Brieföffner aus der Hand und fiel mit leisem Poltern auf den Teppich nieder. Duke Calahan duckte sich und starrte argwöhnisch auf die Tür, die in den Schlafraum führte. Sein Herz hämmerte plötzlich zum Zerspringen. Die Nerven zitterten wie überspannte Saiten. Er hatte ein Geräusch nebenan 'gehört. Es klang geradeso, als würde jemand vom Bett aufstehen. Man hörte das Huschen nackter Füße. Gleich darauf erklangen rasche Schritte hinter der Tür. Eine Sekunde blieb Duke Calahan noch regungslos stehen. Als sich die Tür öffnete,
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