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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Jaspers Werken beurlauben mußte, weil sie einfach zu keiner Arbeit mehr fähig waren. Aus jungen, kraftstrotzenden Männern waren zitternde Nervenbündel geworden. Statt sich mit Ihrer Arbeit zu beschäftigen, dachten sie nur noch an den Tod.
    „Kommen Sie in acht Tagen wieder“, sagte man ihnen auf der Direktion. „Vielleicht hat man bis dahin den Mörder gefaßt. Wenn nicht, wird Ihr Urlaub verlängert werden. Gute Erholung, meine Herren!“
    Das war alles. Sie durften gehen.
    Es war gerade Feierabend, als sie durch das Werkstor schritten. Laut bellte hinter ihnen die Fabriksirene auf. „Was jetzt?“, fragte George Atkins düster. „Wollen Sie mich hier in London allein zurücklassen? Könnten wir nicht zusammenbleiben? Ich habe genügend Platz in meiner Junggesellenbude.“
    Ashley Beding und Stephen Cardigan schielten scheu an ihm vorbei. Es war noch immer so, daß einer dem anderen mißtraute. Sie fanden einfach kein ehrliches Wort mehr, das sie miteinander versöhnt hätte.
    „Ich werde zu meiner Familie fahren“, sagte Ashley Beding.
    „Vermutlich wird Mr. Cardigan das gleiche tun. Oder nicht?“
    „Doch“, sagte Stephen Cardigan. „Ich fahre mit dem nächsten Zug. Draußen in meinem stillen Vorort bin ich weit besser aufgehoben als hier.“
    „Na schön! Dann alles Gute“, murmelte George Atkins und lüftete seinen Hut. Er entfernte sich mit langsamen Schritten. Er vergrub seine Hände in den Manteltaschen und ging vornübergebeugt durch den windigen Abend. Man sah es seinem unbewegten Gesicht nicht an, wie fieberhaft seine Gedanken arbeiteten. Sie liefen rastlos hin und her. Sie kreisten ständig um den gleichen Punkt. So kann es nicht weitergehen, sinnierte er. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Ich werde den Mörder herausfordern. Ich werde ihn zum Kampf zwingen. Er muß endlich einmal aus dem Dunkel ins Licht treten. Er hatte auch schon einen Plan.
    Alle Morde, so überlegte er, hatten in der Havana-Bar ihren Ausgang genommen. Das konnte kein Zufall sein. Vielleicht arbeitete Ann Barnet wirklich mit dem Mörder zusammen. Zweimal hatte sie die letzten Stunden der Opfer selbst miterlebt. Vielleicht geschah es heute zum dritten Mal. Er wollte es darauf ankommen lassen.
    Er krampfte die Eland um die Pistole, die er seit gestern in der Tasche trug. Ich werde Ann Barnet heimbegleiten, nahm er sich vor. Ich werde mit ihr in der U-Bahn fahren, genauso wie das damals Clark Digby tat. Ich werde mit ihr bis zum Hotel gehen. Dann wird sich ja zeigen, ob meine Vermutung richtig ist. Er aß in einer einfachen Gaststätte zu Abend und suchte kurz nach neun Uhr die Havana-Bar auf. In den schummerigen Räumen herrschte mächtiger Betrieb. Die Tische waren dicht belagert. Auf der kleinen Tanzfläche hopsten ein paar leichtbekleidete Mädchen herum. Farbige Scheinwerfer tauchten die jungen Körper in warmes Licht. George Atkins hatte kein Interesse für das Programm. Er schlenderte an die Bartheke und kletterte auf einen Hocker. Mit gleichgültigem Gesicht bestellte er sich einen Manhattan.
    Ann Barnet schüttelte ihre dunklen Locken und lächelte ihn herausfordernd an.
    „Es freut mich“, sagte sie, „daß mal wieder einer von Ihnen den Weg zu mir findet. Tagelang habe ich keinen Ihrer Kollegen mehr hier gesehen.“
    „Die meisten können dicht mehr kommen, weil sie tot sind“, sagte George Atkins rau. „Vielleicht bin ich selbst auch bald an der Reihe. Aber vorher möchte ich gern noch mit diesem Schuft abrechnen, der uns allen das Leben zur Hölle macht. Ich glaube, ich habe bereits eine Spur von ihm gefunden.“
    Er hatte in Wirklichkeit keine Ahnung, wer der Mörder war. Aber wenn Ann Barnet etwas wußte, so mußte sie jetzt in Alarmstimmung sein. Dann hatte sie vielleicht jetzt schon den Entschluß gefaßt, noch in dieser Nacht zu handeln. Vielleicht lauerte der Tod schon wieder einmal in nächster Nähe.
    George Atkins ließ sich nichts von einer Furcht anmerken. Er war so wie immer. Seine Hände zitterten nicht im geringsten, als er das Glas an die Lippen führte.
    „Wann schließen Sie heute?“, fragte er mit verstecktem Lauern.
    „Um Mitternacht, Mr. Atkins.“
    „Gut so. Dann werde ich Ihnen so lange hier Gesellschaft leisten.“
    Ann Barnet zeigte sich sehr erfreut darüber. Sie hatte es gern, wenn sie einen Dauergast bedienen durfte, der große Zechen machte. Sie lehnte sich so weit über die Theke, daß George Atkins glauben mußte, alle Himmel stünden offen.

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