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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Er trank und trank. Er zahlte dreimal und gab jedes Mal ein reichliches Trinkgeld. Um Mitternacht leerte sich der geräumige Saal. An den Tischen zahlten die letzten Gäste.
    „Schade“, seufzte George Atkins. „Schade, daß jetzt schon Schluß ist. Ich hätte gern noch ein wenig mit Ihnen gefeiert. Habe nämlich ab heute Urlaub. Und zu Hause wartet niemand auf mich. Ich bin ja Junggeselle, wie Sie wissen. Eine Frau wie Sie würde meinen Urlaub beträchtlich verschönern.“
    Ann Barnet fiel prompt auf ihn herein. Sie war sofort Feuer und Flamme für diese Idee.
    „Darüber könnte man ja reden“, meinte sich mit einem koketten Augenaufschlag. „Kommen Sie doch mit in mein Hotel. Ich habe immer etwas zu trinken da. Dann könnten wir auch gleich über Ihren Urlaub reden, Mr. Atkins. Sie fahren doch einen großen Wagen, nicht wahr? Na also! Vielleicht ließe sich eine kleine Winterreise nach Schottland arrangieren. Wäre gar nicht so schlecht, die Sache.“ „Leider ließ ich meinen Wagen heute zu Hause“, sagte George Atkins flüchtig. „Aber das macht nichts. Wir werden mit der U-Bahn fahren.“
    Auch damit war Ann Barnet einverstanden. Sie war noch nie ein zimperliches Mädchen gewesen. Zutraulich hängte sie sich in den Arm des Ingenieurs, als sie die Bar verließen. Mit verliebtem Geplauder ging sie neben ihm her. Die U-Bahn-Station am Lancaster Gate tauchte vor ihnen auf. Nebeneinander schritten sie in den Treppenschacht hinunter. Sie waren im Moment ganz allein. Jetzt, dachte George Atkins, heißt es wachsam sein. An den Treppen lauert der Tod. Jetzt wäre die günstigste Gelegenheit, mich unauffällig auszulöschen. Er krampfte die Hand um die Pistole. Er krümmte den Zeigefinger um den Abzug. Der Daumen lag am Sicherungshebel. Ab und zu spähte er in die Höhe. Jeden Augenblick erwartete er, ein höhnisch verzerrtes Gesicht oben am Schachteingang zu sehen. Jeden Moment wartete er aiuf das schrille Klirren einer zerspringenden Glaskapsel. Aber es geschah nichts. Sie kamen unangefochten in die Halle. Auch als der Zug einlief, war nichts Verdächtiges zu bemerken. Sie kamen in ein leeres Abteil. Niemand stieg hinter ihnen ein. Sie blieben allein. Noch immer hielt George Atkins die Hand am Schaft der Pistole. Jedesmal, wenn der Zug in eine Station einlief, starrte er wie gebannt auf die Tür. Aber auch jetzt war seine Sorge unbegründet. Sie erreichten die Putney Station und noch immer war nichts geschehen.  
    „Wir haben nicht weit zum Hotel“, sagte Ann Barnet kichernd. „Hoffentlich sind Sie nicht enttäuscht, Mr. Atkins. Es ist nicht gerade fürstlich eingerichtet.“
    „Macht nichts“, brummte George Atkins trocken. „Ich hin nicht so verwöhnt, wie Sie denken.“
    Ann Barnet hängte sich schwer an seinen Arm. Er glaubte, die Hitze ihres Körpers durch den dicken Mantel zu spüren. Ihre Augen lachten und lockten. Anscheinend hatte sie es darauf abgesehen, ihm eine freudenreiche Nacht zu bieten. Aber George Atkins dachte nicht an solche Dinge. Er lauschte ständig nach rückwärts. Er hörte Schritte. Dumpfe, verstohlene Schritte, die stets im gleichen Abstand blieben. Also doch, dachte er. Ich wußte es ja. Es ist so weit.
    „Was haben Sie denn?“, fragte Ann Barnet erstaunt. „Hier ist der Hoteleingang. Keine Angst. Der Portier macht keine Schwierigkeiten. Er ist gewöhnt, daß ich ab und zu einen netten Gast mitbringe.“
    Sie hielt die Tür auf. Sie zauberte das betörendste Lächeln in ihr Gesicht. „Kommen Sie doch“, sagte sie leise.
    Aber George Atkins rührte sich nicht von der Stelle.
    „Ich habe es mir anders überlegt“, brummte er wortkarg. „Ich muß zu Hause noch Verschiedenes erledigen. Wir sehen uns morgen wieder, Miß Barnet. Gute Nacht!“
    Er kümmerte sich nicht um ihr aufgeregtes Gezwitscher. Er ging langsam die Straße hinunter. Er legte den Sicherungsflügel seiner Pistole um und hielt die Waffe schußbereit. Die Schritte waren noch immer hinter ihm. Man hörte sie kaum. Der Verfolger schlich auf verdammt leisen Sohlen. George Atkins bog um die nächste Ecke und blieb unmittelbar hinter dem Häuservorsprung stehen. Sein Trick war gelungen. Der andere hatte nichts davon gemerkt. Er kam ahnungslos näher. Jetzt tauchte er an der Ecke auf. Sein Gesicht geriet in den Schein einer Laterne. Man konnte es deutlich erkennen.
    Nach einem langen Satz stand George Atkins vor dem völlig überraschten Mann.
    „Guten Abend, Mr. Cardigan“, sagte er höhnisch. „Was tun Sie

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