Achtsam leben, lieben, handeln - ein spiritueller Begleiter durch das Jahr
haben und wir uns jetzt, angesichts einer Not, an Gott erinnern. Gott hört und erhört uns auf jeden Fall, auch wenn wir nicht immer genau das erhalten, was wir erbitten. Gott hat einen gröÃeren Horizont, wir nennen ihn Vorsehung. Er weiÃ, was zu unserem Besten ist.
Viele, die auf dem Weg einer Notlage zum Beten gekommen sind, haben es erfahren: Das Gebet verhilft zu einer klaren Sicht, zu einer tieferen Einsicht. Man lernt, die Not, die Krankheit, ein Unglück mit anderen Augen zu sehen und damit besser zu verstehen.
Wer betet, zeigt seine Bedürftigkeit; er wird demütig. Mit Selbsterniedrigung hat Demut wenig zu tun, eher mit dem Wissen unserer Abhängigkeit und Geschöpflichkeit. Dieses Wissen schenkt uns eine leichte Sprache. Gott erwartet keine gelehrten oder theologisch einwandfreien Sätze, wenn wir beten. Er will hören, was unser Herz sagt. Oft genug drückt es im Schweigen mehr aus als mit vielen Worten.
Mit der Zeit verändert das Gebet den Beter. Denn mehr und mehr öffnet das Gebet den Sinn für das Wunderbare, dass es im gewaltigen Kosmos ein Ohr gibt, das hört, dem wir klagen können. Das Staunen und Wundern führt aus der Enge des kleinen Bittens heraus und stellt das Leben des Menschen vertrauensvoll in den groÃen Zusammenhang göttlicher Pläne. Das Vertrauen ist es letztlich, was uns lehrt, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden, um am Ende alles Gott zu überlassen, der weiÃ, was für uns gut und richtig ist.
Nicht ablenken
Ein armer Jude betete laut in der Synagoge: âNur ein Silberstück schenk mir, groÃer Gott. Ich muss meinen Kindern Brot und Milch kaufen. Mich jammert ihr Hunger. Bitte, nur um einen einzigen Silbertaler bitte ich dich.â Ein reicher Jude neben ihm holte seinen Geldbeutel aus der Tasche und sagte zu dem Bittenden: âDa hast den Silbernen, den du für deine Kinder brauchst. Jetzt hör auf zu beten und lenk mir Gott nicht ab! Bei mir geht es um eine weit gröÃere Summe.â
Sei nicht kleinmütig, wenn ihr betet,
und nicht nachlässig, wenn ihr Gutes tut.
Jesus Sirach 7,10
Eine Handvoll Monatsimpulse
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Sich täglich am Morgen oder am Abend
Zeit für einige Minuten der Stille nehmen.
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Sich durch das Läuten einer Glocke oder
des Telefons unterbrechen lassen, um dann
achtsamer und bewusster weiterzuarbeiten.
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Einmal in der Woche die Entwicklung
der Natur betrachten â das sich entfaltende Blatt,
die Verfärbung des Laubs, das Reifen des Obstes,
die Verzauberung durch Nebel.
â
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Die Not oder Krankheit eines Mitmenschen
mittragen durch ein Gebet, das Entzünden einer Kerze
in der Kirche, einen KartengruÃ, einen Besuch.
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Sich beim fürbittenden Gebet daran erinnern,
dass Gott uns durch unsere Gebete ändern will.
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In der Bibel lesen.
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Am Ende des Monats
sollten drei dieser Impulse
verwirklicht sein.
SEPTEMBER
Am Leben reifen
Es muss ein Mensch schon reif sein,
bevor er die wichtigen Fragen zulässt.
Leben ist Entwicklung und damit Zukunft. Darüber lässt sich leicht die Gegenwart vergessen, das Heute. Leben stellt zugleich die Frage nach dem Sinn. Sinn lässt sich nicht machen, er ist von Gott in das Leben hineingelegt. Der Mensch vergangener Generationen war so in die Tradition eingebettet, dass sich Sinnfragen überhaupt nicht oder viel seltener stellten. Es gab kaum die Möglichkeit, das Leben selbstbewusst zu gestalten. Der Mensch wurde gelebt. Nur wenige wagten es, aus den Vorgaben und Mustern auszubrechen. Es waren entweder Narren oder Heilige. Beide wurden erst lange nach ihrem Tod be- und geachtet.
Heute hat der Mensch sein Leben und seine Zukunft verantwortlich in die Hand zu nehmen. Das Leben stellt hohe Ansprüche; um sie zu erfüllen, ist ein hohes Maà an Reife nötig. Reife gewinnen wir durch positive, aber auch durch negative Erfahrungen. Um Entscheidungen zu treffen, muss der Mensch als Erstes wissen, wer er überhaupt ist.
Angesichts des gewaltigen Kosmos, der uns unendlich erscheint, fühlt sich der Mensch als ein Winzling, wie ein Nichts. Und doch ist jeder Mensch ein Unikat, er hat einen Wert, er ist liebenswert, weil er von Gott geliebt ist. Das ist eine so gewaltige Aussage, dass sie nicht einmal aus einem übermütigen Kopf entspringen kann. Dieses Wissen entstammt nicht dem Winzling Mensch, sondern der liebenden Zuwendung des
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