Achtung BABY!
keine Chance.«
Erweitern wir also die Theorie um ein weiteres Element. Das der Arschlocheltern. Zum Beispiel Eltern, die mit ihren Kindern ohne Grund schimpfen oder sie präventiv schlagen. Das Kind im Supermarkt guckt noch friedlich auf die Regale, aber Mama setzt schon mal an und schreit: »Du lässt das alles stehen!«
Was heißt denn »alles«? Glaubt Mama, der Kleine zieht dann mit einem Tieflader von Mattel durch die Supermarktgänge und spielt Godzilla in New York? Eltern, die schon aggressiv sind, wenn sie nur glauben, ihr Kind könnte vielleicht was anstellen, fand ich immer seltsam. Ergibt das wirklich Sinn? Das ist ja gute alte George-W.-Bush-Schule. Das Prinzip Irakkrieg: Bevor der andere mich angreift, haue ich selbst zu. Ich kannte das vorher nur aus meiner Jugendzeit. In der Disco, da ging einerzum anderen hin und hat ihn angemacht: »Hast du mich blöd angeschaut?«
»Nein.«
Dann haute er dem trotzdem eine rein mit der Begründung: »Aber du wolltest blöd schauen.«
Hat er dann ja auch. Oder war alles doch ganz anders? Hat George W. den Saddam Hussein damals vorher noch angerufen und ihn zu warnen versucht: »Saddam, du lässt das alles stehen!«
»Was? Den Kuwait?«
»Alles halt!«
Was soll ein Kind aus so was lernen? Respekt? Vertrauen? Eigenständigkeit? Konstruktivität? Liebe? Verwirrung? Ich habe vor Kurzem eine Szene am Münchner Flughafen beobachtet: Ein etwa dreijähriges Kind hat rumgequengelt, und die Mutter hat es darauf die ganze Zeit nur angeschrien: »Du bist jetzt still. Sei still. Bist du jetzt still!«
Dann hat die Mutter versucht, weiter in ihrer Zeitung zu lesen. Das Kind wurde immer unruhiger und lauter, und die Mutter auch. Und dann kam ein Erziehungssatz wie aus dem Lehrbuch für angewandte Psychologie: »Wenn du jetzt nicht sofort still bist, geh ich weg und lass dich hier alleine zurück!«
Das war mal ein konstruktives Argument. In der Beruhigungsrangfolge ist das etwa auf Rang 11 347. Das Kind, völlig verstört, ist dann natürlich vollends ausgeflippt. Dafür gab es dann noch als Untermalung der Argumentation eine Watsche.
Es gibt natürlich auch das andere Extrem. Vergeistigte Eltern, die gar nichts reflektieren und mit der Wirklichkeit nicht umgehen wollen. Die Bandbreite bei Arschlocheltern ist eben breit. Und die Kombination von Arschlocheltern mit Arschlochkindern ist tödlich: Als wir einmal bei Freunden waren, waren da auch mehrere Eltern mit Kindern. Ich saß bei den Kindern und spielte mit ihnen. Die Tochter unserer Freunde war gerade zwei Jahre alt. Ein anderes etwa gleichaltriges Mädchen ging plötzlich schnurstracks auf sie zu und packte sie bei den Haaren und zog daran. Und es war nicht nur so ein bisschen ziehen, sie wollteanscheinend wirklich kahle Stellen sehen. Nach dem ersten Mal dachte ich mir, okay, das kann ja mal vorkommen. Die Mutter der Angreiferin flötete nur: »Das war aber nicht schön.«
Die Freundestochter war verstört, weil sie mit dieser Aggression nicht umgehen konnte. Außerdem tat es sauweh. Der zweite Angriff der Kopfepiliererin war so heftig, dass man glauben konnte, sie wollte fremde Haare für eine Puppenperücke sammeln. Ihre Mutter erklärte wieder nur lächelnd: »Mei, sie rauft halt gerne.«
Ich lächelte zurück: »Ich kenn das, ich schlag auch ab und zu Kinder. Das beruhigt mich irgendwie.«
»Geh weg von meinem Kind.«
»Nichts anderes wollen alle anderen hier.«
Au, das gab böse Diskussionen, die mit dem Totschlag-Argument endeten: »Du Kinderloser hast ja keine Ahnung!«
Das Nachdenken über Arschlochkinder und Arschlocheltern hat mich schon verunsichert: Werde ich mal ein guter Vater sein? Kann ich es wirklich besser machen? Und in dem Zusammenhang stellte sich mir die zentrale Frage: O Gott, werde ich dann einer von »den anderen«?
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Der richtige Moment
Wann ist der ideale Moment, ein Kind zu bekommen? Ich hatte mir darüber viele Gedanken gemacht. Es ist ja auch nicht mal eben so eine Entscheidung wie: Lass uns doch nach Cran Canaria fahren statt ins Allgäu. Zur Entscheidungsfindung bin ich sogar mal zu einer Wahrsagerin gegangen. Das war halb Ernst und halb Spaß. Ich dachte mir, vielleicht gibt sie mir wenigstens einen guten Tipp. Als ich 2003 ein halbes Jahr in New York lebte, kam ich regelmäßig auf dem Weg zu meiner Wohnung im East Village am Laden (oder sagt man da Büro?) einer Wahrsagerin vorbei. »Mrs. Psych tells you the future«. Jedes Mal habe ich neugierig reingeschaut, was
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