Achtung BABY!
ein Baby zu bekommen. Es war nach einer mehrwöchigen Safarireise durch Tansania. Am Rückflugtag, wir saßen bei einer Zwischenlandung am Flughafen von Nairobi, brach es irgendwie aus uns raus. Es war ein unvergesslicher Glücksmoment. Der aufmerksame Leser denkt sich natürlich: Wie? Am Flughafen? Haben die dann da …? Nein. Die Reise ging nach Hause, und wir waren bereit für eingroßes Abenteuer. Ein Baby zu bekommen, ich glaube, das ist das letzte große Abenteuer der Menschheit. Wir Enterprise-Fans würden sagen: »Baby – The Final Frontier. Unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer vom Raumschiff Mittermeier, das mit seiner zweiköpfigen Besatzung fünf Jahre unterwegs sein wird, eine neue fremde Welt zu erforschen, fern jeglicher Zivilisation.«
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Reif für die Kinder
Als Gudrun und ich, damals noch kinderlos, einmal in großer Verwandtschaftsrunde saßen und alle Schwager und Schwägerinnen darüber klagten, dass sie keinen Babysitter hatten, aber dringend einen brauchten, schlugen wir spontan vor: »Dann könnten ja wir mal auf eure Kleinen aufpassen.«
Stille. Du weißt, dass du noch keine familientaugliche Ausstrahlung besitzt, wenn die Antwort folgendermaßen lautet: »Babysitter, ihr???!!«
In dem »Ihr???!!« steckte eine überraschte, totale Ungläubigkeit mit zeitgleichem Unverständnis gegenüber einem offenbar surrealen Vorschlag. Eine ähnliche Situation hatten wir vorher nur einmal erlebt. Wir waren auf der Suche nach einem neuen Auto. Wir haben uns, ganz Christi Geburt verpflichtet, von einem Stern leiten lassen und gingen in so ein Nobelautohaus. Wir waren angezogen wie meistens, wenn wir privat unterwegs waren: Jeans, T-Shirt, Turnschuhe. Aber wir waren sauber! Als wir in dem Autohaus nach einer höheren Autoklasse fragten, schaute uns der Verkäufer skeptisch an. Der Wagen sollte auch für mich zum Touren geeignet sein. Wir hatten uns schon vorher ein Modell im Internet ausgesucht, stellten die technischen Fragen, die wir auswendig gelernt hatten, und dann fragten wir ihn noch: »Kann man den Wagen mal Probe fahren?«
»Probe fahren, ihr???!!«
Dieses »Ihr???!!« klang genauso wie das von unseren Schwagern und Schwägerinnen. Dem Autoverkäufer konnte ich wenigstenssachlich antworten: »Nein, nicht wir. Wir sind nur die Vortester für einen russischen Milliardär, der sich nicht von unsympathischen Autoverkäufern zulabern lassen will.«
Er hat uns dann noch angeboten, dass wir mit ihm zusammen (!) Probe fahren könnten. Das war schon hart. Er hat uns auch noch zehn Minuten ans Steuer gelassen. Ehrensache, dass der Stern danach erloschen war. Aber trotzdem konnten wir mit der Gesamtsituation nicht zufrieden sein.
»Babysitter, ihr???!!«
Ja, wir waren die Aussätzigen. Wir hatten den Sticker auf unserer Stirn: »No kids – no trust«. Nur auf großen Familienfesten, da wurden einem gerne die Kinder hingeschoben. Da kann nichts passieren, da waren ja alle in einem großen Raum. Da darf der Komiker auch mal unterhalten. Auf einer Kommunion saß ich da mit einem Haufen Kinder an einem Tisch. Eines der Kinder hatte einen großen Zeichenblock mit Stiften dabei. Ich schlug also vor: »Hey, Kinder, ich mal euch was.«
Ich muss dazu sagen, mit meinen Mal- und Zeichenkünsten bewege ich mich seit dem Kindergarten nicht gerade in der Profiliga. Ich habe früher in der Schule im Zeichenunterricht andere Mitschüler, die gut zeichnen konnten, mit Wurstsemmeln und Schokolade bezahlt, dass sie mir die Bilder malten, die wir als Hausaufgabe machen mussten. So saß ich nun über dreißig Jahre später da und sollte mit meinen Zeichenkünsten eine Horde von Kindern zum Staunen bringen. Ich habe es wenigstens versucht. Wurstsemmelkorruption wäre in diesem Fall leider aufgefallen. So malte ich ein Haus, eine Sonne, einen Baum, die Klassiker. Und dann habe ich mich daran versucht, die Verwandten auf der Kommunion zu zeichnen. Ich bemerkte selbst von den unter Achtjährigen überraschte Blicke ob des frühgeschichtlichen Standes meiner Zeichenkünste. Aber ich war mit Spaß dabei und zeichnete und malte. Irgendwann war das Blatt voll. So. Bei einer weitläufig objektiven Betrachtung konnte das Bild entweder von einem Genie oder von einem Vierjährigen stammen. Die Kinder dachten, ich mache Spaß und male deswegen so schlecht. Aberdann nahte die Kritikerin vom Familien-Feuilleton: Eine von den alten Tanten kam zu uns, setzte sich an unseren Tisch, blickte auf das Bild, und dann verfiel sie
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