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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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Erfahrung ran. Erst dachte ich noch, vielleicht hatte MacGyver eine Frau, und die müsste doch Tipps haben, die sonst kein menschliches Wesen geben kann. So zum Beispiel aus nichts (Dingen, die so am Boden zufällig rumliegen) einen funktionsfähigen Kreißsaal bauen. Aber sollte ich wirklich meiner Notausrüstung – Kugelschreibermine, Kaugummi und Schweizermesser – trauen? Ich brauchte ja unbedingt noch heißes Wasser und Frotteehandtücher dazu. Meine Frau beruhigte mich: »Michl, die Hebamme leitet das Ganze während der Geburt. Und übrigens, ich würde gerne eine ambulante Geburt machen.«
    »Was heißt das denn?«
    »Da geht man gleich nach der Geburt wieder nach Hause.«
    »Und dann?«
    »Dann ist man daheim.«
    Panik machte sich in mir breit. Wie denn, wo denn, was denn? Was soll man denn dann damit (noch hatte es etwas Surreales) anfangen, so gleich zu Hause? Ich hatte bisher nur Paare getroffen, die im Krankenhaus entbunden hatten und danach da auch erst mal blieben. Dann werden dort Frau und Kind für die ersten Tage optimal versorgt, und man hatte da als Mann auch die Möglichkeit, ein Anfänger-Baby-Survivaltraining zu bekommen. Kurse wie »Wickeln, ohne dabei zu töten«. Wir hatten schon einige Freunde nach einer Geburt in der Klinik besucht, und da war eines immer gleich offensichtlich: Die Frau war glücklich, aber so was von am Ende, dass sie es gerade noch schaffte, das Baby im Arm zu halten. Oder besser, das Kleine hing festgesaugt an der Brust, die Arme waren zu schwach. Und jetzt? Ambulante Geburt? Keine loyalenSchwestern und Hebammen, die beim geringsten Problemanzeichen herbeieilen und mit einem katholischen Lächeln helfen? Meine Frau blieb hart: »Michl, ich hab diese Entscheidung für die ambulante Geburt getroffen, ich kriege ja auch das Kind.«
    Man muss gute Argumente akzeptieren, wenn sie da sind.
    »Michl, informier dich über das Thema ambulante Geburt, das ist nichts Böses.«
    Mich beruhigte nur, dass wir wenigstens während der Geburt im Krankenhaus wären. Bekannte von mir hatten sich für eine Hausgeburt entschieden. Kann man machen. Ich will jetzt auch diese Geschichte hier nicht ausführlich erzählen, denn das war keine Action-Geburt, sondern eine Splatter-Geburt. Es ist zwar alles gut gegangen, Mutter und Kind beide gesund, aber ich habe meinen Kumpel danach nie wieder so gesehen wie vorher. Mit ihm ist dabei irgendwas passiert. Das Wort Blut darf in seinem Beisein nicht mehr ausgesprochen werden. Das Wohnzimmer sah wohl danach aus wie eine Maya-Opferstätte.
    Ich hab mir dann zumindest mal Informationen geholt zu dem Thema »ambulante Geburt«. Nach dem Grundstudium wurde das grundskeptische männliche Wesen, das bei mir als Untermieter eingetragen ist, besänftigt. Wissen macht ruhig. Ambulant entbinden bedeutet, dass man bei der Geburt die Sicherheit der Klinik hat, danach wird untersucht, ob wirklich alles okay ist bei Frau und Baby, und erst dann darf man heim. Das Schöne daran ist, dass man zu Hause alleine ist ohne den durchchoreografierten Klinikalltag: Um 6.30 Uhr wecken, dann Frühstück (wer hat eigentlich wirklich Hunger zu so einer Zeit?), dann Visite, dann Putzfrau, dann eine Wichtigmachschwester, dann Mittagessen, dann ein lustiger Zivi, dann wieder was, dann Kaffee und dann die Freunde und Verwandten, die vorbeikommen, um das Baby anzugucken, immer unangemeldet und zahlenmäßig weit überlegen. Die Frau reißt sich mit letzten Kräften zusammen und tut so, als ob sie sich freut, zum zehnten Mal nette Anekdoten zu 20-Stunden-Wehen und Dammschnitt zu erzählen. Bei dem Rummel könntest du auch am Oktoberfest entbinden. Ein Prositfür die Gemütlichkeit. Wenn du aber nach der Geburt nach Hause gehst, kannst du das alles selber steuern, wann aufstehen, wann Besucher empfangen etc. Und das Schönste, du bist zu dritt – eine neu geschaffene Einheit fürs Leben. Das hat so was Inniges und Intimes, und es sind Momente, die man sehr intensiv erlebt. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ambulante Geburt gut ist. Aber – bei ambulanten Geburten ist es besonders wichtig, dass man für die Tage und Wochen nach der Geburt eine gute Nachsorgehebamme hat, die einem zur Seite steht. Meine einzige wirklich große Empfehlung in diesem Buch: Sucht euch eine gute, erfahrene Nachsorgehebamme, die Tag und Nacht erreichbar ist und die ihr alles fragen könnt.

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