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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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wird, die Mittermeiers sind schwanger. Wenn nicht, dann blöd, und wenn ja, dann will man es ja zu gegebener Zeit vorher noch seinen Eltern sagen. Ich nahm den Test mit nach Hause. Wir betreten an dieser Stelle wieder einen Mysterybereich. Ich weiß nicht, wer von euch schon mal ein Schwangerschaftstestergebnis zu lesen und zu verstehen versucht hat. Irgendwie habe ich die Relativitätstheorie von Einstein schneller begriffen. Von wem werden eigentlich Schwangerschaftstests erdacht und gemacht? Von misanthropischen Sadisten, die hoffnungsvolle Babymacher verunsichern wollen? Schwangerschaftstest – das kam mir so vor wie damals bei den Indianern, wo sie Hühnerknochen am Boden ausgelegt haben und feierlich erklärten: »Wakatanka tikka tukka plopp.«
    Der Schamane schleckte seinen Finger ab, hielt ihn in den Wind, machte ein Gesicht wie Sitting Bull am Tag vor Little Big Horn und resümierte:
    »Westwind – Schwalben – schwanger.«
    Wir haben in den Beschreibungszetteln der Schwangerschaftstests keinen Trost gefunden. Sie kamen uns vor wie dieRätselseiten in einer Zeitschrift für Hochbegabte. Kann man Anweisungen von Schwangerschaftstests bitte mal so formulieren, dass auch der Normalsterbliche eine Chance hat, sie zu begreifen? Du kommst dir da vor wie der Hieroglyphen-Sepp am Grab von Tutenchamun. Und da stehen immerhin zwei potenziell schwangere, kurzzeitgehirnamputierte Menschen. Da stehen sinngemäß so Sachen wie: »Wenn der Balken zwischen den beiden anderen Balken (die eine Farbe haben, die niemand erkennen kann) sich in eine Ihnen bisher unbekannte Farbe verfärbt – so lilarosablassblau –, dann könnte es vielleicht sicher sein, dass Sie möglicherweise etwas schwanger sind.«
    Und dann starrt man da zu zweit auf das Teststäbchen. Ich war mehr als verwirrt: »Ist das ein Balken?«
    »Keine Ahnung, was ist das für eine Farbe?«
    »Hab ich noch nie gesehen.«
    »Ist das rosa?«
    »Keine Ahnung. Sind wir jetzt schwanger?«
    »Ich weiß es nicht. Holen wir einen neuen Test?«
    »Ja! … Nein!«
    Die nette Apothekerin wollte dieses Mal besonders lustig sein: »Grüß Gott, Herr Mittermeier, brauchen wir wieder einen …?«
    Und dabei imitierte sie mit den Händen eine Poppbewegung. Ja, das sind so die Momente, in denen sich der Komiker ein bisschen einsam fühlt. Um die Stimmung zu halten, gab ich ihr mein charmantestes nichtehrliches Lächeln und lobte ihren Humor: »Ich dachte es mir ja immer, dass Apotheker an gute Drogen kommen.«
    Das war wohl der Schritt zu weit. Freeze. Ich hatte den darauffolgenden Gesichtsausdruck der Apothekerin schon mal gesehen. Damals war ich im Winter in eine Polizeikontrolle gekommen: »Ihre Papiere, bitte!«
    »Kein Problem.«
    Und dann kam etwas, was ich eigentlich schön finde – die Frage: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, auszusteigen und einen Alkoholtest zu machen?«
    Sie fragen einen immer. Das finde ich super: »Würde es Ihnen etwas ausmachen?«
    Ich habe damals den rhetorischen Part in der Frage einfach außer Acht gelassen und ehrlich geantwortet: »Es wäre mir lieber, wenn nicht, weil es ganz schön kalt draußen ist.«
    Au. Und nun stand ich vor der Schwester des Polizisten in meiner Apotheke. Das ist der Moment, in dem ich mir sagte, halt jetzt einfach dein Maul und gib deinem Gegenüber das Gefühl, den Komiker besiegt zu haben. Die Rache der Apothekerin war eine lange und schreckliche. Ich habe im ersten Jahr unserer Zeugungsversuche drei Schwangerschaftstests gekauft beziehungsweise jedes Mal zwei bis drei. Aber erst nach dem dritten Mal blickte sie mich an wie ein Drogendealer, der gerade eine besondere Lieferung bekommen hat: »Herr Mittermeier, anscheinend ist es Ihnen immer ein bisschen zu kompliziert mit diesem Test. Es geht auch einfacher.«
    »Was heißt einfacher? Kommt da mit der Packung ein Arzt mit, der dir die Hand auf die Schulter legt und sagt, Sie sind schwanger?«
    »Nein, im Ernst, es gibt einen Test, wo auf dem Stäbchen-Display erscheint: schwanger oder nicht schwanger .«
    Ich dachte mir, die Sau – und fragte in einem Akt ungeheurer Selbstbeherrschung: »Kann ich den bei Ihnen kaufen?«
    »Klar.«
    »Und das sagen Sie mir jetzt erst?«
    »Sie haben ja nie danach gefragt.«
    »Danke, Dörte.«
    »Woher wissen Sie meinen Namen?«
    Manchmal sind die Gesetze der Menschheit einfach. Die Apothekerin hatte uns monatelang mit polnischen Schwangerschaftstests schmoren lassen, aber jetzt war es so weit. Sie sagte noch: »Das ist der

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