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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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Frau meinte, das sei doch ein bisschen übertrieben. Ich meinte: »Nein!«
    Das sind halt Männer-Argumente. Auch wenn die Frau die zentrale Figur im Geburtsspiel ist, wollte ich nicht nur ein lästiger Beisitzer sein (siehe vorher die einsamen Vor-der-Tür-Steher in einschlägigen Filmen). Die Hebamme ist beim intimsten Moment deines Lebens dabei, da muss neben ihren Fähigkeiten auch die zwischenmenschliche Chemie stimmen. Oder anders gesagt, du willst nicht mit einem erwachsenen Arschlochkind im Kreißsaal stehen. Ich wollte mir da mein eigenes Bild machen, mit jeder der infrage kommenden Hebammen reden, erst telefonieren und sie dann persönlich sehen und abchecken – die Hebamme würde ja auch meine Ausbilderin werden. Und da ich zeit meines Lebens ein großes Vorgesetztenproblem hatte, war es sehr wichtig, die richtige Wahl zu treffen. Ich wählte quasi meinen eigenen Chef. Da wollte ich kein Risiko eingehen.
    Drei Hebammen haben es in die letzte Mottoshow geschafft. Ich hatte vorher noch so ein Schild gemalt und an die Wand gehängt: »MSDS – Michl Sucht Die Superhebamme«. Nur keinen Druck aufbauen. Ich wollte die Hebammen auf Herz und Nieren testen. Wer bei einer Geburt cool bleiben will, sollte auch bei meiner kleinen Fragestunde die Nerven im Griff haben. Gudrun meinte, das erinnere sie doch sehr an den Film »Das Leben der anderen«.
    »Guter Tipp, Gudrun, danke!«
    Den Film hab ich mir dann doch gleich noch als kleine Inspiration reingezogen. So ein Verhör, ähm, Gespräch, muss vorbereitet sein. Meine Frau bestand darauf, dass ich nicht alleine mit den Hebammen rede. Wir beschlossen »good Cop, bad Cop« mit den Kandidatinnen zu spielen. Der Ersten, die wir zum Recall gebeten haben, eilte ihr Ruf voraus. Einige von unseren Bekannten hatten gesagt, die ist es, die ist die Beste. Eine Russin. Okay. Ich dachte mir noch, die Russen sind wirklich überall. Ich wusste auch nicht, was ich mir vorgestellt hatte. Es würde hoffentlich keine von diesen blutjungen, würstellippigen betonbrüstigen Discoschlampen sein, die mit dicken, geschmacklos gekleideten Oligarchenbuben rumziehen. Nein, sie war eine russische Russin. Wie soll ich sie grob beschreiben? In den James-Bond-Filmen gab es ab und zu ehemalige Kugelstoßerinnen, die sich auf die Seite des bösen Möchtegernweltbeherrschers stellten. Unsere Russenkandidatin war mehr so ein Heb-Hammer. Zwanzig von denen, und die Sowjetunion wäre damals nicht zusammengebrochen. Ich war vorbereitet auf Olga (der Name wurde vom Autor geändert, ein bisschen Klischee muss sein). Ich hatte mir ihre schriftliche Bewerbung und ihren Lebenslauf durchgelesen. Gestutzt hatte ich nur an einer Stelle. Da stand, ihre Vorfahren stammten aus den Karpaten. Okay – sie kam ursprünglich aus Transsilvanien. Ich dachte mir, Michl, lass doch erst mal deine rassistischen Vorurteile weg, es muss nicht jeder ein böser Vampir sein, der aus Transsilvanien stammt. Das hat auch gehalten, bis sie dann an der Haustüre stand. Sie sah so ein bisschen aus wie Bela Lugosis Schwester und blickte mir starr in die Augen: »Grrüß Gott, Herrr Mitterrmeierr.«
    Hörte ich da bei der Mundbewegung ein schlürfendes Geräusch – wie beim Lufteinsaugen zwischen langen Zähnen? Wahrscheinlich nur Einbildung. Sie hat »grüß Gott« gesagt, das würde ein Vampir nie tun. Ich war zunächst wieder entspannt, aber das Gespräch lief nicht so toll. Als ich sie aus Spaß fragte, »Sie helfen schon auch bei Sonnenlicht, oder?«, wirkte sie doch etwas sauer.Ich war sicher nicht der Erste, von dem sie so einen Gag gehört hatte. Manchmal kann ich es aber auch nicht lassen. Als sie mich komisch anblickte, sagte ich noch: »’tschuldigung! Ich hab heute Knoblauch gegessen.«
    Dann habe ich sie gefragt: »Wieso glauben Sie, dass Sie die richtige Hebamme für uns sind?«
    »Ich habe überr 10 000 Kinderr auf die Welt gebrracht, da ist eurres kein Prroblem! Und ein paarr Ausfälle sind statistisch ganz natürrlich.«
    Das hat mich nicht wirklich beruhigt. Sie war zwar ehrlich, aber welcher Mann will das schon? Dann kam das Vorsingen. Oder besser, die praktische Übung. Und Olga hat dann Schmerztraining mit meiner Frau gemacht. Sie hat bei meiner Frau hinten an der Schulter mit Daumen und Zeigefinger einen Nerv genommen und hat dann zugedrückt …
    »Aaaaaaah!«
    »Frrau Mitterrmeierr, Sie müssen losslassen.«
    »Jaaaaaaah!«
    »Spürren Sie den Schmerrz, dann lässt err nach!«
    Ich habe das irgendwie nicht ganz

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