Achtung BABY!
verstanden. Das kam mir mehr so vor wie: »Schieß dir in beide Beine, dann kannst du nicht mehr gehen.« Ein alter Spruch aus dem Wilden Westen.
»Olga, ich habe das Gefühl, Ihre Physiognomie stimmt, aber Ihre Einstellung lässt zu wünschen übrig. Ich habe leider kein Foto für Sie!«
Die nächste Bewerberin war ganz anders. Das war eine Eso-Hebamme. Sie duzte sofort alles (ich meine wirklich alles). Die stand mit so vergeistigtem Blick vor mir und homöopathisierte ihr Credo: »Für das Universum ist eine Geburt etwas ganz Natürliches.«
Darauf habe ich gesagt: »Hey, und wenn du meiner Frau während der Geburt das gibst, was du genommen hast, bist du dabei!«
Humor war nicht gerade ihre Stärke. Mir ging es wie bei DSDS,du hörst nach fünf Sekunden, ob jemand singen kann oder nicht. Ich legte nun das Humorlevel noch etwas nach oben: »Sollen wir dann vor der Geburt alle zusammen noch was rauchen, dass sich meine Frau entspannt?«
»Nein, man sollte am besten vorher positive Energie ans Universum rausgeben.«
»Der Weltraum, unendliche Weiten, dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise …«
»Sie sollten sich darüber nicht lustig machen.«
»Scotty, Warp 9!«
Dann kam meine praktische Frage: »Geben Sie uns doch mal einen Tipp, was sollen wir jetzt in den nächsten Wochen so machen?«
»Geht doch mal in so einen Geburtsvorbereitungskurs, da lernt ihr auch andere Frauen kennen!«
Ich war dann doch etwas verwirrt: »Gute Idee, aber wieso sollte ich dann die Schwangere da mitnehmen?«
Sie suchte noch solidarische Hilfe im Gesicht meiner Frau, aber wenn das Lachen mal seinen Weg gefunden hat, ist es nicht aufzuhalten. Das Universum hatte dann wieder eine arbeitslose Hebamme mehr zu ernähren.
Meine Frau ist später mal alleine in so eine Geburtsvorbereitungs-Hechelgruppe gegangen. Ich durfte nicht mit.
»Nichts gegen dich, Michl, aber es ist für mich angenehmer, wenn nicht alle blöd schauen.«
Aber die Erzählungen haben mir auch gereicht. In diesen Hechelgruppen treffen sich mehrheitlich werdende Mütter und Väter, die gerne mit dem Universum reden. Alle haben vorher ihr Hirn im Wartezimmer bei der Frauenärztin liegen lassen und sich mit Glückshormonen den letzten Rest Realität rausgedopt. Die Sitznachbarin meiner Frau lächelte sie an, und sie sagte etwas, bei dem selbst das Universum an dieser Stelle geweint hätte: »Oh, bist du auch schwanger?«
Und meine Frau, die Frau eines Komikers, antwortetestandesgemäß: »Nein, ich bin fett! Das ist hier doch das Treffen der Anonymen Weight Watchers?«
Ich war so stolz auf sie! Aber was tut man, wenn Ironie nicht als solche erkannt wird? Richtig. Durchziehen. Meine Frau machte weiter: »Meine Ernährungsberaterin meinte, wenn man sich zu dick fühle, solle man sich neben einen Wal stellen. Es ist alles eine Frage des Blickwinkels.«
Die Gruppenkarriere meiner Frau war damit beendet.
Ach so, einige fragen sich wahrscheinlich, hat Michl noch die perfekte Hebamme gefunden? Meine Frau hat. Sie kam zu mir und sagte: »Ich habe meine Hebamme, wenn du für dich noch eine brauchst, dann schön für dich.«
»Aber habe ich denn da nicht noch was mitzureden?«
» Ich kriege das Kind.«
Wie schon gesagt, man muss Argumente annehmen, wenn sie da sind.
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Vorabveröffentlichung
Schon Sekunden, nachdem wir erfahren hatten, dass wir schwanger waren, schoss uns ein Gedanke durch den Kopf: Wann erzählen wir es den Eltern und den Freunden? Gudrun und ich hatten beschlossen, dass wir drei Monate abwarten, zur Sicherheit. Ganz strikt haben wir es nicht eingehalten. Wir saßen wie auf glühenden Glückskohlen, und der Drang, es in die Welt hinauszuschreien, wurde täglich größer. Nach einem Tag, oder waren es zwei, brach es bei mir durch, und ich fragte: »Oder Gudrun, vielleicht drei Wochen?«
»Du, Michl, wie wär’s mit drei Stunden?«
»Du, Gudrun, es ist jetzt schon drei Uhr.«
»Okay, lass uns anrufen.«
»Nein, das muss man persönlich machen.«
Wir sind dann »zufällig« bei unseren Eltern vorbeigekommen, um die frohe Botschaft zu verkünden. Ich wollte die Nachricht in einer Metapher rüberbringen. Deshalb habe ich aus meinem alten Schlafzimmer den Seppel geholt. Der Seppel war meine erste Puppe. Er ist eine hässliche hellblaurote Stofffigur mit Knautschfüllung. Er ist kein Clown, keine richtige Puppe, er ist auch kein Kasperl, schaut mehr aus wie ein Loser-Sandmännchen. Den habe ich dann meinen Eltern mit den Worten
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