Achtung BABY!
Männer: back to the roots.
Eines konnte ich aber zum Stillen beitragen: Ich bin am zweiten Tag in die Apotheke gegangen, um Stillhütchen zu besorgen. Das hört sich schon sehr cool an, wenn ein Mann in eine Apotheke kommt und selbstbewusst sagt: »Guten Tag, ich bräuchte bitte Stillhütchen.«
»Wie bitte?«
»Für meine Frau.«
»Ach so. Für Flach- oder Hohlwarzen?«
»Chef, wenn du noch einmal die Brüste meiner Frau beleidigst, dann …«
Ja, keiner hatte mich auf diesen Still-Wortschatz vorbereitet.
»Guter Mann, so bezeichnet man diverse Brustwarzentypen.«
»Ich bin auch ein Brustwarzentyp. Aber ich bin auch nicht hohl oder flach.«
Liebe Stillhütchenindustrie: Kann man da nicht anatomisch schönere Bezeichnungen für Brustwarzen finden? So was wie Knubbel- oder Horizontalnippel? Vielleicht ist es ja auch nur, weil ich ein Mann bin. Aber wir Männer sind im Still-Business scheinbar gar nicht vorgesehen. Als Zaungast akzeptiert, als Mitarbeiter nur peripher von Bedeutung. Da war ich schon froh, als ich einmal von Gudrun losgeschickt wurde, einen Still-BH zu kaufen. Für die Unwissenden: Bei Still-BHs kann man in der Mitte einen Teil runterklappen, damit man den BH beim Stillen nicht ausziehen muss. Der eine oder andere kennt das vielleicht aus Pornofilmen. Beim Still-BH-Kauf wurde ich als Mann nicht wirklich ernst genommen. Ich erklärte der Verkäuferin, dass ich für meine Frau einen Still-BH bräuchte in Größe 80 D. Sie nahmdiese Information gar nicht auf, sondern begann mich zu belehren: »Bei einem Still-BH kommt es auf die genaue Größe an, das ist ganz wichtig. Der darf ja auch nicht zu eng sein.«
»Ich bräuchte den bitte in Größe 80 D.«
»Natürlich, wenn er dann zu groß ist, ist das auch nicht gut.«
Sie hat mir nicht wirklich zugehört!
»Hallo, bitte Still-BH in Größe 80 D!«
»Sind Sie sich da ganz sicher?«
»Ich habe noch vor etwa zwei Stunden die Titten meiner Frau in den Händen gehabt. Außerdem hat mir meine Frau einen Einkaufszettel geschrieben.«
In der Babyabteilung sollte ich dann noch Stilleinlagen kaufen. Die werden in BHs eingelegt, um etwaige tropfende Milch aufzusaugen. Die Verkäuferin riet mir zu Stilleinlagen aus Schafwolle. Die seien super ökologisch, denn man könnte sie waschen und sie seien so mehrfach verwendbar. Als umweltbewusster Konsument habe ich mich dafür entschieden. Zu Hause ergab sich dann ein Problem: Die Ökologie der Schafwolle ist unbestritten, aber wenn sie feucht wird, riecht sie, als ob Schafe im Schlafzimmer grasen. Gudrun roch es sofort: »Du, Michl, da stinkt’s nach Lamm!«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Du weißt, ich mag kein Lamm.«
Bei Brüsten bin ich ja ökologisch drauf. Ich bin ein Ablehner von Plastikbrüsten, quasi ein Brustvegetarier. So habe ich mich in dieser Zeit mal gefragt, ob man mit Silikonbrüsten überhaupt stillen kann? Drückt das ganze Material da drin nicht die Zulaufwege ab? Und wie ist das für das Baby? Das will sich an die weiche Lenor-Mutterbrust kuscheln und hat aber das Gefühl, sein Gesicht prallt auf eine Hartplastikschale. Es mag ab einer gewissen Größe einen Vorteil haben: Viele Pornodarstellerinnen können ihr Kind auf ihre Brüste legen und so während des Stillens mit dem Kleinen umhergehen, ohne es dabei mit den Händen festhalten zu müssen.
Ich finde es schön, dass heutzutage das Stillen wieder »in« ist. Als vor etwa 40 Jahren die künstliche Babynahrung auf den Markt kam, hörten viele Mütter auf zu stillen. Das galt als unmodern und veraltet. Die Babynahrungsindustrie verstand es auch sehr gut, der Gesellschaft und vor allem den Frauen zu suggerieren, dass die künstliche Säuglingsnahrung ein gleichwertiger Ersatz sei für Muttermilch. Dabei gibt es für Babys nichts Besseres als Muttermilch. Laut Wissenschaft enthält diese alle notwendigen Nährstoffe in der perfekten Zusammensetzung, immer frisch, keimfrei und richtig temperiert. Quasi wie ein perfekter Weinkühlschrank für Nichtalkoholiker. Stillen stärkt das Immunsystem der Babys und schützt sie vor Allergien und Krankheiten. Man sollte aber an das Ganze nicht zu dogmatisch rangehen. Keine Mutter ist eine schlechte Mutter, weil sie sich entschieden hat, nicht zu stillen.
Ich möchte noch einen Aspekt ansprechen, der mir wichtig erscheint. Große Säuglingsnahrungskonzerne verschiffen alljährlich Hunderte Tonnen von Babymilchpulver in Dritte-Welt-Länder wie Afrika. Als humanitäre Hilfe. Aber wenn
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