Achtung BABY!
klacksen, sie brabbelt zufrieden fröhlich vor sich hin, und etwa nach einer halben Stunde ruft sie nach uns, beziehungsweise schreit einfach. Ich komme in ihr Zimmer, und sie hat mal wieder alle Schnuller und alle Kuscheltiere aus ihrem Bett geworfen. Meine Theorie ist, sie bleibt also so lange friedlich, bis die Wurfmunition aufgebrauchtist. Das erinnert mich ein bisschen an gute alte Kavallerie-Western. Damals am Little Big Horn. Wenn General Custers Truppen keine Munition mehr hatten, warfen sie sich mit Gebrüll auf die Indianergegner. Dann wurde mit bloßen Händen gekämpft. Wir hoffen inständig, dass wir es schaffen, Lilly bis zur Einschulung die Schnullerei wieder abzugewöhnen, und warten so auf den Tag von »General Babys letzter Schlacht am Little Big Nuk«.
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Schlaf, Papilein, schlaf
Natürlich schläft ein Baby nicht immer einfach so ein, indem man den Schnuller in den Mund steckt und ihm einmal zärtlich über den Kopf streichelt. Wenn ich heute zurückdenke, kann ich mir die schlaflosen Nächte eigentlich nicht mehr vorstellen. Die sind vergessen und verdrängt – das ist übrigens ein Effekt, den man von vielen Eltern hört. Eltern leben in der Gegenwart, da ist genügend los. Das ist so eine Art Kollektivverdrängung dunkler Zeiten. Das wäre vergleichbar mit dem Umgang Österreichs mit der Geschichte des Dritten Reichs: »Mia woan net schuid, mia woan Opfa, da Hitler woa zwoa Österreicher, oba Karriere hot er erst in Deitschland gmocht.«
Bei Eltern hat diese Verdrängung aber einen evolutionsbedingten Sinn. Das zeitweise Vergessen ist der Motor für zukünftige Fertilität. Wenn man als Eltern die harten Anfangszeiten nicht zeitweise vergessen könnte und dauernd präsent hätte, gäbe es keine Brüder oder Schwestern auf dieser Welt. Höchstens bei masochistisch veranlagten Elternpaaren. Oder Gebärmaschinen wie Heidi Klum. Gut, diese Misses McGladbach hat ja keinen Stress: Pro Kind eine Vollzeit-Nanny, außerdem noch Köche und Personal Trainer, da kann man schon mal zwei Tage nach der Geburt auf dem roten Teppich flanieren. Und dann hat sie auch noch einen eigenen Sänger zur Verfügung, der die Kleinen mit seiner sanften Stimme professionell in den Schlaf singen kann.
Wie aber bringe ich kleine Babys wirklich am besten zum Einschlafen? Leider habe ich nicht die todsichere Methode gefunden.Sonst hätte ich mir das patentieren lassen und hätte einen Weltkonzern gegründet. So was wie »Babysleep Inc.«. Man kriegt zu dem Thema die verschiedensten Vorschläge befreundeter Eltern, und leider auch von denen, mit denen man nicht befreundet sein will, denen man aber am Spielplatz oder in der Krabbelgruppe nicht entkommen kann: »Wie, ihr holt euer Kind nicht jede Nacht zu euch ins Elternbett? Da ist es doch klar, dass es schreit.«
»Wir ficken halt ab und zu noch so rum.«
Dieser Klassiker geht immer, he he he. Darauf bekommt man natürlich die Moralkeule zurück: »Das ist schon sehr egoistisch von euch dem Kind gegenüber.«
»Ja, aber es macht Spaß und stellt doch einigermaßen sicher, dass Papa nicht irgendwann mit einer neunzehnjährigen Messehostess abzieht, sich scheiden lässt und dann mit gefärbten Haaren und Ed-Hardy-Klamotten rumläuft.«
Ich habe auch schon beim Metzger oder Bäcker Tipps für die perfekte Einschlafmethode bekommen. Die Palette ist breiter als Amy Winehouse nach dem Besuch einer Wodkadestillerie: singen, summen, vorlesen, im Arm wiegen, Mobile mit Schlafliedfunktion, Plüschtier mit Schnur im Hintern, die bei Zug Musik fahren lässt, Föhn anmachen, Dunstabzugshaube laufen lassen, Seal im Schlafzimmer, über den Kopf streicheln, im Auto rumfahren, flehen, indianische Regentänze, ruhiges Zureden – alles und nichts hilft. Wenn die Natur so ein Wunderwerk schaffen kann wie nie heiser werdende Stimmbänder bei Neugeborenen, wäre es doch ein Leichtes gewesen, bei den Kleinen auch eine Baby-Einschlaffunktion einzubauen. Zum Beispiel am linken Ohrläppchen zupfen und gleichzeitig leicht einen Zeigefinger in den Bauchnabel drücken – PAUSE –, mein Gott, das wäre es gewesen.
Die Traditionalisten sagen, dann würden einem diese ganz speziellen Momente abgehen, die man als Eltern in vielen dunklen Nächten mit seinem Baby durchlebt. Prinzipiell stimme ich da schon zu, aber das galt nicht immer. In Film und Fernsehen zum Beispiel geht das scheinbar so leicht. Da kommt die Mama ins Kinderzimmer, streichelt dem Baby sanft über den Kopf, wiegt eskurz im
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