Achtung BABY!
hintenließ.
Schlimm ist, das man als Vater oder Mutter sofort denkt, manhat was falsch gemacht, aber es liegt wohl an etwas ganz anderem: Babys können sehr viel von dem wahrnehmen, was um sie herum passiert. Wie uns erklärt wurde, »ein Baby ist ein kleiner Mensch, der die Welt noch nicht versteht«. Und das Baby versucht, die daraus entstehenden negativen Gefühle durch Schreien abzubauen. Das kannte ich bisher bloß von schlechten blonden Komikerinnen. Oft ist es auch nur eine Überreizung durch die Umwelt, die die Kleinen (hier sind wieder die Babys gemeint) überfordert, und schon geht es wieder los.
Der Dichter Novalis hat mal gesagt: »Ein Kind ist eine sichtbar gewordene Liebe.« Der hatte sicher keine Kinder, sonst hätte er den Satz wahrscheinlich ein klein wenig verändert: »Ein Kind ist eine hörbar gewordene Liebe.«
Und was würde ich ihm heute entgegnen? »Es schreit zwar viel, aber wenn es dich dann einmal anlächelt, kriegst du alles wieder zurück.«
Das Lächeln der Babys gibt Liebe und Freude in einem Maß, das ich mir vorher nicht vorstellen konnte. Und eines muss ich an dieser Stelle euch Kinderlosen da draußen sagen: »Ihr habt ja keine Ahnung!«
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Schnuller a. k. a. Peacemaker
Ich habe mich während Lillys schlimmen Schreiphasen manchmal gefragt: Gibt’s da keinen Stöpsel? Irgendetwas, was den Sound-Schlund verschließt? Klar, Schnuller. Dafür sind die doch gemacht. Aber schon im Krankenhaus erklärte die Hebamme, man soll bei einem neugeborenen Baby erst mal keinen Schnuller verwenden. Nicht, dass es sich schon sofort daran gewöhnt. Wie – daran gewöhnt? Natürlich – daran gewöhnt. Ich habe Lilly in den ersten zwei Tagen nur beruhigen können, indem ich ihr einen meiner Finger zum Nuckeln in den Mund gesteckt habe. Statt nuckeln hat sie daran gesaugt – wie ein Vampir nach einer viermonatigen Sonnenphase. Du denkst dir, nein, dieses kleine Ding kann doch eigentlich nicht so saugen, das ist doch physikalisch gar nicht möglich. Wo kommt das Gegengewicht her? Woher nimmt sie diesen Zug? Nachdem meine Finger schon auf bleistiftdünne Handfortsätze geschrumpft waren, nahm ich den Schnuller. Mir egal, wenn sie dann davon abhängig würde, ich brauchte etwas Ruhe. Außerdem ist es besser, wenn sie vom Schnuller abhängig wird als von Papas Fingern. Das sähe ja blöd aus, wenn die Kleine irgendwann mit Papa im Mund durch die Gegend läuft. Ich habe ihr also den Schnuller in den Mund gesteckt und – aaaaaaah – Ruhe. Frieden legte sich auf meine Nerven. Es gibt aber ein kleines Problem beim Schnuller. Der bleibt nicht so drin wie ein Finger. Ich dachte manchmal an so Gummiknochenmenschen, die man immer im Zirkus sieht. So lag ich manchmal da, um sicherzustellen, dass der Finger nicht rausrutschte. Ich sah wohl auchmanchmal aus wie einer, der Yoga als Entspannungsübung noch nicht so ganz verstanden hatte. Tja, liebe Kinderlose, jetzt werdet ihr sagen, mei, wenn der Schnuller rausfällt, dann muss er halt wieder rein in den Babymund. Gute Idee, danke, dafür werdet ihr für den Innovationsnobelpreis nominiert, aber: Das Baby kann den Schnuller nicht selbst in den Mund tun. Das Baby kann noch gar nichts, außer einfach so dazuliegen und seine Stimmbänder in Schwingung zu versetzen. Der Schnuller fällt raus und liegt dann da. Und Schnuller raus bedeutet noch lauter schreien. Also steckt Papa den Schnuller wieder rein. Ich weiß nicht, ob Babys das extra machen, aber nach dem 421. – geschrieben: vierhunderteinundzwanzigsten – Mal fängt man an, über Methoden nachzudenken, wie man den Gummisauger am Mund festtackern könnte. Es gibt leider keine Methode, die nicht auch in Filmen wie »Saw II–V« vorkommen könnte. Und der herausfallende Schnuller kann auch in einigen Fällen zur Katastrophe führen. Man muss vielleicht vorher sagen, dass wir erwachsenen Menschen es normalerweise akustisch nicht wahrnehmen, wenn ein Schnuller aus etwa drei Zentimetern Höhe auf eine Matratze fällt. Es hat in etwa den Klang einer in Ohnmacht fallenden Waldameise, die gerade einen Brotkrumen in eigener Körpergröße trägt – dim (ich weiß nicht, wie man es besser mit Lautschrift darstellen sollte). Bei Babys ist das anders, die hören so was. Die würden auch eine magersüchtige Ameise ohne Brotzeit umfallen hören. Das ist schon auch eine super Laune der Natur, den Babys bei der Geburt einen hypersensiblen Seismografen ins Gehörwerk einzubauen. Danke. Das Baby liegt im Bett, es
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