Achtung BABY!
dem Gänsebraten, mit der Maus vorlieb.«
Da sagt Speedy Gonzales: danke. Was lernen wir aus diesem Lied? Solange du nicht klaust, kannst du die Tiere schon erschießen. Ja, liebe Vegetarier, da ist für euch nicht viel zu holen im Kinderliederkosmos.
2. Häschen in der Grube
Die Hymne aller Zyniker. Da wird Schadenfreude zum Prinzip:
»Häschen in der Grube sitzt und schläft, sitzt und schläft.
Armes Häschen, bist du krank, dass du nicht mehr hüpfen kannst?
Häschen, hüpf! Häschen, hüpf! Häschen, hüpf!«
»Danke« sagt da das Häschen, das gerade mit gebrochenem Sprunggelenk in irgendeiner Baugrube sitzt, »das ist ein sehr guter Tipp, ›Häschen hüpf‹, da wäre ich nie selber drauf gekommen«. Also, liebe Kinder, wenn ihr jemanden am Wegrand seht, der sich nicht mehr fortbewegen kann, macht ihr gute Stimmung, indem ihr einfach den Namen des »Häschens« austauscht.
3. Ri-ra-rutsch
Ist wirklich noch niemandem aufgefallen, dass Kinderlieder oft von Schmerz und Tod handeln? Sollen die Kleinen auf die harte Welt da draußen vorbereitet werden? Oder sind Kinderliederkomponisten einfach frustrierte Musiker, die es nie als Rockstars geschafft haben und nun den unschuldigen Kleinen ihren Weltfrust zu vermitteln suchen?
»Ri-ra-rutsch! Wir fahren mit der Kutsch.
Wir fahren über Stock und Stein.
Da bricht sich das Schimmelchen ein Bein.«
Das arme Schimmelchen. Im Normalfall ist es bei Pferden so, wenn sie sich das Bein brechen, werden sie eingeschläfert. Im Western singt dann immer Mr. Colt das letzte Lied »Pow pow pow!« Jetzt würde man sich denken, okay, das Schimmelchen im Kinderlied bricht sich das Bein, aber die werden das sicher am Schluss positiv mit Happy End auflösen. Nichts da. Der nächste und letzte Satz des Liedes zeigt wo’s langgeht:
»Ri-ra-rutsch! Es ist nichts mit der Kutsch.«
Das Schimmelchen ist schon gar nicht mehr erwähnt. Geweint wird nur um die Kutsch, die jetzt nicht mehr weiterfahren kann.Nach dem Motto, »selber schuld, blöder Klepper, wenn du stolperst, beim nächsten Mal, wenn wir über Stock und Stein fahren, nehmen wir den HUMMER« (und das ist ein Tier-meets-Technik-Wortspiel erster Güte!).
4. Hopp, hopp, hopp
Dieses Lied geht etwas besonnener an die Thematik gefährdeter Pferdearten ran. Schon in der ersten Strophe ist eine Warnung eingebaut, damit es anderen Pferden nicht so ergeht wie dem netten ri-ra-rutsch-Schimmelchen:
»Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp!
Über Stock und über Steine, aber brich dir nicht die Beine«
Aber die folgende Textpassage fand ich dann doch etwas bedenklich. Ich bin mir nicht sicher, ob das Thema Sex mit Tieren in ein lustiges Kinderlied verpackt werden sollte …
»Tipp, tipp, tapp, wirf mich ja nicht ab!
Zähme deine wilden Triebe, Pferdchen, tu es mir zuliebe.«
Eine Warnung an alle Pferdchen, die sich nicht zurückhalten können: Beim Sex ist es wie beim Postkutschenziehen, nicht stolpern!
5. Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
Noch einmal zum Thema versaute Kinderlieder. Wir alle haben schon mal in der Kindheit über den Vergleich gelacht:
»Er rüttelt sich, er schüttelt sich, er wirft sein Säcklein hinter sich.«
Man weiß eh nicht, ob man den Bi-Ba-Butzemann zu so einer Fähigkeit beglückwünschen soll. Der mag ja ein großer Stecher sein, aber im alltäglichen Leben stelle ich mir das schon etwas schwierig vor. Ich habe mich auch immer gefragt, was ist eigentlich ein Bi-Ba-Butzemann? Ich kenne alle möglichen schwarzen oder Klabautermänner, aber ein Bi-Ba-Butzemann taucht sonst nirgendwo auf. Vielleicht sind die auch vor langer Zeitausgestorben, da die ja bei Gefahr nicht weglaufen konnten … Ja, ja, ich weiß, der Vergleich mit »dem Säcklein« ist so alt wie Johannes Heesters’ dritte Zähne. Schon klar, aber ich habe den Vergleich nicht aus Humorgründen gemacht. Sondern um für alle Zeiten festzustellen: Dieses Lied ist für Kinderohren nicht geeignet. Der Beweis: Der Bi-Ba-Butzesack wurde 1806 geschrieben, und der Text entstammt einem Werk mit dem Titel »Des Knaben Wunderhorn«. Aha, das Säcklein ist nur der eine Teil der versauten Geschichte, da geht noch mehr. Liebe Kinder, wenn mal zu euch einer kommt und sagt, »ich bin der Bi-Ba-Butzemann«, dann haut sofort ab! Er kann euch ja nicht schnell genug nachlaufen.
6. Wer will fleißige Handwerker sehn
Selbst das Thema Kinderarbeit wird im Volkslied für die Kleinen nicht ausgespart:
»Wer will fleißige Handwerker sehn,
der muss zu uns Kindern
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