Achtung BABY!
gehen.«
Das ist die Hymne der fröhlichen Kinder in Pakistan und Bangladesch, die mit ihren flinken Fingern fleißig Ski- und Jogginganzüge nähen, die man dann in Deutschland bei KIK für 9.90 Euro kaufen kann. Aber dieses Lied hat wenigstens ein Happy End:
»Trapp, trapp, drei, trapp, trapp, drei,
jetzt gehen wir von der Arbeit heim«
Aufgefallen? Das ist tatsächlich die einzige von neun Strophen, die sich nicht reimt. Ist das ein Freud’scher Versprecher, oder bin ich da zu kleinlich? Zur Entspannung noch die letzte Strophe:
»Hopp, hopp, hopp, hopp, hopp, hopp,
jetzt tanzen alle im Galopp.«
Mit einem Tageslohn von 80 Cent lässt es sich nach einem 16-Stunden Tag wohl so richtig feiern.
7. Zeigt her eure Füße
Nein, jetzt kommt kein billiger Vergleich mit Pornofilmen für Fußfetischisten, sondern erst mal Unverständnis meinerseits. Vielleicht sitze ich hier an meinem Schreibtisch etwas auf dem Schlauch, aber irgendwie verstehe ich die Kombination der beiden Textzeilen des Refrains nicht …
»Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh’
Und sehet den fleißigen Waschfrauen zu!«
Warum soll ich meine Füße und Schuhe herzeigen und dann den Waschfrauen zusehen? Mir fehlt da eine Information. Muss ich erst beweisen, dass ich keine dreckigen Füße habe, weil ich sonst nicht würdig wäre, einen Blick auf die sauberen Waschfrauen zu erhaschen? Oder sind Schuhe eine Opfergabe heiliger Reinigungsmadonnen? Lassen wir das mal beiseite, es gibt noch Wichtigeres in diesem Lied zu begutachten. Die erste Strophe beginnt noch sehr harmlos mit einer extremen Wiederholung der zentralen Tätigkeit echter Waschfrauen:
»Sie waschen, sie waschen, sie waschen den ganzen Tag.
Sie waschen, sie waschen, sie waschen den ganzen Tag.«
Können bis jetzt alle folgen? Gut. Aber zwischen der zweiten und der dritten Strophe muss dann etwas passiert sein. Oder das Lied wurde während der Französischen Revolution geschrieben …
»Sie hängen, sie hängen, sie hängen den ganzen Tag.«
Schon hart. In der vierten Strophe wird es dann wieder etwas volksnäher. Das ist für mich die »Desperate Housewives«-Strophe. Wenn die Ehemänner aus dem Haus sind, beginnt das versteckte Leben frustrierter Hauswaschfrauen:
»Sie legen, sie legen, sie legen den ganzen Tag.«
Kein Kommentar.
Und wer jetzt denkt, der Mittermeier hat für diese Top Seven der Kinderlieder mit seltsamen Texten wochenlange Recherchen betrieben und Hunderte Volkslieder nach möglichen komischen Vergleichen durchforstet, den muss ich enttäuschen. Ich bin bei einem einzigen Volks- und Kinderliederbuch gerade mal bis Seite 22 gekommen, von möglichen 180! Wenn ich ehrlich bin, hatte ich Angst weiterzulesen.
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Verwahrlosung
So manche Nacht brach wie ein Feuersturm über die Koalition der Willigen herein. Lilly zeigte oft alles, was sie konnte, ich sage nur zitternde Unterlippe und zitternder Unterkiefer. Dieser Anblick bricht in einem jeglichen Widerstand. Man würde alles gestehen. Ich frage mich manchmal, ob solche durch heulboarding erzwungenen Elterngeständnisse vor einem regulären Gericht überhaupt zugelassen wären. Gegen ein schreiendes Baby ist die CIA eine nette Wohlfahrtsorganisation. Die erste Zeit nach der Geburt ist das Schlafzimmer (dieses Wort fungiert als ein klassisches Paradoxon) so eine Art Guantanamo Kids Bay. Es gibt kein Entrinnen. Der große Unterschied ist, du gehst immer wieder freiwillig da rein, und in diesem Fall ist der Wärter der Gefangene. Es ist eben alles anders. Vor allem, alles ist anders, als man es sich vorher vorstellen konnte. Das Fernsehen zeigt uns meist ein anderes Bild frischen Familienlebens: schöne Mama, souveräner Vater, süßes braves Kind, und alles läuft reibungslos und entspannt. Die Wohnung ist piccobello aufgeräumt und sauber. Wenn ich mal einen Film oder einen Werbespot drehen müsste, würde da ein Vater in einem völligen Chaos stehen, ungeduscht, unrasiert, dunkle Augenhöhlen, mit einem vollgesabberten Pullover. Als Outsider habe ich oft frische Eltern betrachtet und gedacht, »die lassen sich ganz schön gehen, ich würde schon darauf achten, ob ich vollgesabberte Kleidung trage«. Nein! Das tut man nicht. Egal, welche oder wie große Flecken das Baby auf der Kleidung verewigt hat, man lässt sie trotzdem weiter an, weil man nicht allepaar Minuten waschen kann. Wieso T-Shirt wechseln, wenn die Kleine das gleich wieder vollschlatzt? Oft merkt man auch gar nicht, dass man mit Sabber auf
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