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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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ließ ihn hochklettern, der Junge triumphierte von oben; dann drehte sich Lilly um, ging zum Bobby-Car und setzte sich mit einem Grinsen drauf. So kann man Konflikte zu seinen Gunsten lösen. Der Junge schrie sauer noch von oben, konnte aber nicht so schnell wieder runterklettern. Für einen kurzen Moment dachte ich noch, vielleicht wollte ja Lilly, dass der dann einfach runterspringt, so wie man das in Filmen wie »Das Omen« sieht. Aber nein, Lilly drehte entspannt eine Runde mit dem Bobby-Car und ließ es dann auch wieder liegen. Ich war beeindruckt und stolz, wie clever sie mit 19 Monaten schon sein konnte, wenn sie etwas wollte. Aber ich bekam ein klein wenig Angst bei dem Gedanken, was da noch alles auf mich zukommen würde.

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    Stolze Papas
    Ich habe mich sehr auf meinen ersten Vatertag gefreut. Aber nicht, weil ich dann mal mit anderen Männern einen Tag lang auf Saufwallfahrt gehen konnte. Dieses Vatertagsprinzip habe ich nie verstanden. Wieso verlassen Väter am Vatertag die Familie, um sich mit anderen Vätern zu besaufen? Wieso heißt Muttertag, dass die Mama daheim bleibt und dann von ihren Kindern gefeiert wird, und Vatertag, dass Papa auswärts Spaß hat? Saufen die Väter wegen des Kindes? Gut, es gibt sicher Arschlochkinder, bei denen man den Papa verstehen kann. Ich verbrachte meinen ersten Vatertag natürlich mit meiner Tochter. Sie ist ja doch der Grund meines Vaterseins. Ich will nicht behaupten, das sei besser, als mit dem Koma-Schorsch saufen zu gehen.
    Ich bin eigentlich kein Typ, der sich immer mit anderen vergleicht oder messen muss, aber andere Eltern lassen einem ja keine Chance auf ein Leben ohne Feinabgleich. Es geht einem schon auf den Sack, wenn manche Mütter auf dem Spielplatz die Entwicklungsstufen ihrer Kinder dauernd mit den anderen vergleichen und zu dem Schluss kommen, dass ihr eigenes Kind ein Genie ist. Und die anderen höchstens zukünftig Hilfsarbeiter werden. Auf dem Spielplatz fragte mich eine Mutter: »Wie alt ist denn eure?«
    »Lilly ist 19 Monate alt.«
    »Wie, eure Tochter ist schon 19 Monate alt?«
    »Ja, ist sie nicht süß?«
    »Ich dachte, die kann höchstens zwölf Monate alt sein, weil sie ja noch gar nicht spricht.«
    »Ööh.«
    »Unser kleiner Konstantin hat mit zwölf Monaten schon ganze Sätze von sich gegeben.«
    »Ist das der Kleine dahinten, der gerade auf den Boden kackt?«
    »Ein Genie, er baut einen Turm!«
    Was will man auf so was sagen? An dieser Stelle gab es keinen Return mehr von mir. Da ist alles gesagt. Es gibt Mütter, mit denen man einfach nicht mehr spricht. Aber auch Väter vergleichen ihre Kleinen mit dem Rest der Kinderwelt. Was früher der Schwanzvergleich war, ist heute der Babyvergleich. Als wir Lilly zum ersten Mal unseren Freunden zeigten, trug ich Lilly auf dem Arm. Natürlich nicht einfach so, ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich schwebte mit Lilly im Fliegergriff in den Raum. Sie nannten mich »den Roten Baron«. Ein bisschen Show musste sein. Aber wir Männer können da nichts dafür. Männer müssen sich immer messen. Das haben wir in den Genen. Das fängt im Kindergarten an und hört nie auf. Die Länge ist ab einem gewissen Alter nicht mehr so entscheidend. Da gibt es Punkte wie: »Wer hat den cooleren Heiratsantrag gemacht?« (Liebe Burschen, ihr könnt dafür noch mal im Kapitel »Der richtige Moment« nachlesen, wo ihr steht.) Ein beliebtes Thema auch, wer hatte die bessere Hochzeitsnacht? In der Hochzeitsnacht gibt es ja nur zwei Alternativen: Wilden, leidenschaftlichen, erstmals legitimierten Sex – oder Geschenke auspacken. Aber was sind schon Geschenke? Dann kommen so Vergleichsmomente wie: »An welchem Ort und wie wurde das Kind gezeugt?« Ich war mal bei Bekannten eingeladen, und da hat ein mir Gott sei Dank nicht näher bekannter Mann doch wirklich gemeint punkten zu können mit: »Auf der Flugzeugtoilette!«
    Es ist schon schön zu wissen, wo ein Leben entstanden ist, aber ich finde, nicht jede Information muss auch für zukünftige Generationen überliefert werden. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber unsere Lilly wurde in Stockholm gezeugt. Sie ist also ein kleines Schwedenkind. Beat this, Burschen!
    Frauen achten bei Kindern auf einen möglichst genauen Feinabgleich, Männer messen immer. Das Geilste für einen kleinen Jungen an einer Uhr ist die Stoppuhrfunktion. Damit kann man genau sehen, wer Erster ist, wer schneller ist. Wer braucht länger, um zum Kiosk zu rennen. Wer hat das schnellste

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