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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Mittermeier
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Beam!«
    Der nächste neue Zahn kam erst zwei Monate später. Wir nannten sie Sechszahn. Dabei blieb es drei Monate, dann sind wir wieder in den Urlaub gefahren. Andere fahren auch ins Ausland, um sich neue Zähne machen zu lassen.

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    Früherziehung
    Als Kinderloser habe ich Eltern belächelt, die stolz auf die kleinsten Fähigkeiten ihrer Kleinen waren. Ich erinnere mich nur durch einen grauen, fast undurchdringbaren Schleier an Gespräche vor der Geburt. Habe ich darüber schon mal in einem früheren Leben oder Kapitel geschrieben? Bei Kleinkindern wird von den Eltern jede noch so kleine Entwicklung bejubelt wie ein Durchbruch in der Quantenphysik: »Es kann seinen Finger in den Po stecken, yeeeah! Vielleicht wird es mal ein Arzt?«
    Gut, in dem speziellen Fall ist der Weg zum Pornodarsteller auch nicht mehr weit. Der Komiker in mir hat so Situationen früher immer sehr amüsiert aufgenommen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe dann solche Dialoge auch schon mal mitgeschnitten. Ohne mein kleines Aufnahmegerät oder meine mobile Festspeicherplatte im Hirn gäbe es dieses Buch nicht. Und heute stehe ich da als Papa und verfolge die kleinste Veränderung meiner Tochter, und – ich gebe das zu – ich bin stolz auf sie! Ich könnte manchmal platzen vor Stolz. Ich bin auch der Meinung, dass die Geschichte der Quantenphysik umgeschrieben werden muss. Lilly konnte im Laufe ihres ersten Lebensjahres Dinge, die kein Mensch jemals in der Evolutionsgeschichte gekonnt hat in ihrem Alter. Okay, die Latte liegt am Anfang nicht sehr hoch:
    Zwölf Dinge, die man Kleinkinder machen lässt, oder sagen wir besser: die man andressiert, und auf die man als Eltern mörderstolz ist:
    »Wie groß ist die Lilly? Sooo groß ist die Lilly!«
    Der erste Satz wird von uns Eltern gesprochen, und Lilly hebt dann beim »soo groß« beide Arme nach oben und freut sich. Das war die erste Aktion, die sie auf Zuruf gemacht hat (am 8. 11. 2008). Deswegen wird das immer die Nummer eins für uns bleiben. Sie liebte dieses Spiel. Ich muss zugeben, wir hatten da wochenlang hingeübt. Bei den ersten Versuchen stand sie immer vor uns wie Jack Nicholson am Schluss von »Einer flog übers Kuckucksnest«, teilnahmslos und gehirnamputiert. Sie blickte uns dabei an mit einem Blick, der ausdrückte: »Was soll der Scheiß?« Aber dann zu der Szene vom »Kuckucksnest«, wo der vermeintlich stumme Indianer zum ersten Mal spricht und sich für einen Kaugummi bedankt. Wir fragten Lilly, sie hob beide Hände und wir waren in Tränen aufgelöst. Die nächsten Tage musste sie das etwa 567 Mal machen. So bekam sie ihren ersten Muskelkater.
    »Bye Bye!«
    Lilly winkt zum Abschied. Das ist der Klassiker ganzer Babygenerationen.
    »Lilly, gib mal einen Handkuss.«
    Sie imitiert einen Handkuss in unbeholfener Vollendung. Das ist der Kracher im Elternshowwettbewerb.
    »Lilly, schlag ein, give me five!«
    Man hält ihr die Handfläche hin, und sie schlägt ein. Das kommt vor allem gut, wenn man auf Ibiza am Raver-Strand ist. All die coolen Beach-Babes fallen verzückt in eine prämaturielle Kurzphase. »Mei is die süß, so eine möchte ich auch haben!«
    »Wie machen die Fische?«
    Mund geht auf und zu.
    »Wie macht der Indianer?«
    »Ululululuu!« Lilly patscht mit der Handfläche mehrfach aufden offenen Mund – das dazugehörige Geräuschprinzip hat sie noch nicht verstanden, deswegen machen die Eltern den Ton dazu, ähnlich wie die Charakterdarsteller der Winnetou-Indianer in Jugoslawien.
    »Wie macht die Katze?«
    »Mao mao!« Das war ihre erste Lautkombination, die sie konnte. Ich wurde schon von Bekannten angesprochen, ob das etwas mit meiner politischen Einstellung zu tun hat. Nein. Aber Lilly hat die andere Variante trotz vieler Aufforderungen nicht machen wollen: »Ho Ho Ho Chi Minh!«
    »Lilly, wie ist das Zauberwort? Sag mal bitte!«
    Sie schlägt die Handflächen aufeinander, »Bitte« in Charade.
    »Lilly, tanzen!«
    (Man beachte die offene Grammatik dieser Aufforderung.)
    Lilly tanzt dann wie eines von den in der Rockdisco um drei Uhr morgens übrig gebliebenen Ökoweibern. Eine Mischung aus Wippen, Kiffen und Beschwören guter Feen im Rockwald. Eine sehr gute »Stairway to Heaven«-Bewegungsadaption.
    (Die Steigerung:) »Lilly, Flamenco!«
    Lilly steppt mit den Füßen und dreht sich, nimmt dabei die Hände in die Höhe. Sieht für eine Eineinhalbjährige ganz professionell aus. Was man nicht alles auf Ibiza in einem Straßencafé lernt.
    »Lilly,

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