Achtung: Die "Monsters" kommen!
Jetzt soll die
Mitmenschheit erbeben. In drei langen Nächten buddelte er in jenem einsamen
Brachland herum. Eine total Tote-Hose-Gegend, in die sich allenfalls mal ein
streunender Hund verirrte.
Und Männi fand. Vier Fässer fand er.
Wieso vier und nicht neun? Hatte sein Vater sich verschrieben? Unmöglich! Männi
buddelte weiter. Es blieben vier. Rätselhaft!
Männi mietete einen Kleinlaster,
brachte drei Fässer bei Nacht und Nebel aufs eigene Grundstück und legte das
Versteck an. Die Fässer waren sein Schatz. Eine Kostbarkeit, die es für noch
soviel Geld nirgendwo mehr zu kaufen gab. Und welche Möglichkeiten eröffneten
sich ihm! Da nahm er das gewisse Unbehagen durch die Nähe der Fässer gern in
Kauf. Ernstliche Bedenken kamen ihm erst später. Aber noch befanden sich die
Fässer in Bestzustand. Keins leckte. Keins rostete durch. Gift unter Kontrolle,
voll im Griff.
Faß Nr. 4 blieb im Brachland.
Und von Zeit zu Zeit, wenn der Haß ihn
überkam, zapfte Männi dort etwas TCDD ab, um wiedermal zuzuschlagen.
Nachts tat er das, und dabei sah er aus
wie ein Tiefseetaucher: vermummt, abgeschottet, mit Atemmaske, Helm,
Sicherheits-Anzug. Diese Ausstattung — üblich für Gift-Fabrik-Facharbeiter im
Gefahren-Tätigkeitsbereich IV — hatte Männi in Papas Betrieb abgestaubt, lange
bevor an die Brunnenvergifterei zu denken war.
Jetzt — wiedermal — ließ Männi die
Entstehung seiner Unterwelt-Laufbahn am inneren Auge vorbei gleiten, während
unten im blauen Salon drei alte Damen Portwein becherten, sich übler Nachrede
hingaben und ganz unvornehm kicherten.
Neun Fässer, dachte Männi. Vier habe
ich. Wo sind die restlichen fünf? Was hat Finkenaas, dieses Rabenaas, mit denen
gemacht?
Der ehemalige Werksfahrer war längst in
Rente und inzwischen 79 Jahre alt.
Männi hatte ihn aufgesucht, aber nur
Mathilde Finkenaas angetroffen, Guntrams um ein Jahr ältere Schwester.
Weinerlich erzählte sie, daß ihr Bruder schwerkrank sei. Seit einem Jahr liege
er im Krankenhaus — immer auf der Schwelle zwischen Leben und Tod. Hoffnung
bestünde nicht mehr. Und nur selten werde Besuch zu ihm — Guntram —
vorgelassen.
Welches Krankenhaus?
Das Gertrauden-Hospital in Bad
Gallenfels, einem schönen Ort noch im Einzugsbereich der Großstadt.
Männi fuhr hin, brachte eine Tüte
Weintrauben und eine halbe Flasche Mosel-Wein mit, wurde aber abgeschmettert.
Kein Besuch für Guntram Finkenaas. Der dämmere nur noch vor sich hin, der arme
Mensch.
Trauben und Wein durfte Männi dalassen.
Sein Besuch sollte jedoch nicht
vergeblich sein. Mit drei Hundertern — Geld hatten die Knecks in Fülle —
bestach er einen Krankenpfleger. Der versprach ihm, anzurufen, wenn Finkenaas
ansprechbar sei.
Doch bis heute wartete Männi vergebens.
Er schloß sein Notizbuch.
Im Knabenzimmer, wo noch immer
Hampelmänner und zwei Kasperl-Puppen an der Wand hingen, war es warm. Männi
wischte sich über die Glatze.
Sollte er hinuntergehen zu den Damen
und ein Gläschen Portwein mittrinken?
Draußen im Flur klingelte das Telefon.
„Määänniii!“ schrie Adelheid von unten.
„Geh mal ans Telefon.“
Männi meldete sich.
„Herr Knäck“, sagte eine heisere
Stimme, „hier ist Baldur Pitzig.“
„Wer?“
„Erinnern Sie sich nicht? Ich bin der
Krankenpfleger aus dem Gertrauden-Hospital.“
Männi blieb die Luft weg.
„Ja?“ meinte er dann. „Ja? Sie rufen an
wegen Finkenaas?“
„Richtig. Mit ihm geht’s zu Ende. Der
Tod grinst ihm über die Schulter, wie wir hier zu sagen pflegen. Aber Finkenaas
ist bei Bewußtsein. Jetzt können Sie mit ihm reden. Allerdings müssen Sie sich
beeilen.“
„Ich... ich komme“, stotterte Männi.
„Ich komme sofort.“
17. Keine mörderische Absicht
Sascha Lechner öffnete die Tür, sah Tim
neben Bettina stehen und prallte zurück.
„Nur ruhig! Und schön langsam!“ riet
der TKKG-Häuptling und trat einen Schritt vor, um Sascha packen zu können,
falls der ausrastete.
Aber der Bankräuber griff nicht zur
Pistole.
Mit hängendem Unterkiefer starrte er
die Fünfer-Gruppe an, die jetzt zu ihm hereinstampfte.
Bettina, die sich etwas gefangen hatte,
schloß die Tür.
„Sascha, sie... wissen alles. Ich habe
keine Ahnung, wie... wie... sie dir auf die Spur gekommen sind. Es... sind
Detektive.“
„Wir sind Schüler“, stellte Tim richtig
und sah sich um, ohne den mißratenen Typ aus den Augen zu lassen. „Als
Detektive, Helfer und Umweltwächter betätigen wir uns nur in der
Weitere Kostenlose Bücher