Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.
Gutmenschen überreichen, desto röter schwillt seine Hasskappe.
Böse Sprüche für gute Menschen
«Am liebsten sind mir die Menschen, deren Bekanntschaft mir erspart bleibt.» André Gide, Nobelpreisträger
«Ich liebe die Menschen. Aber die Vorstellung, mit einem von ihnen das Zimmer zu teilen, ist mir unerträglich.» Fjodor Dostojewski, Schriftsteller
«Nach einigem Nachdenken findet man jeden unsympathisch.» Laurence Olivier, Schauspieler
«Es gibt Dinge und Menschen, die sind einfach hassenswert.» Maxim Biller, Schriftsteller
«Dein Schweigen ist so tiefsinnig, dass man wünscht, es möge niemals enden.» Karl Valentin
3. Sie bürgern Hitler aus
Zwischen 1933 und 1943 wurden in Deutschland Menschen, Straßen und Apfelsorten nach Hitler benannt, es gab Hitler-Parks und Hitler-Berge, Hitler-Eichen, -Höhlen, -Plätze, Hitler-Brunnen, -Brücken, -Schiffe, -Torten, -Restaurants, es gab Führer-Rezepte, Führer-Porzellan-Service und Adolf-Zuchtstiere. Es war so wie unter Stalin, unter Mao oder Castro: Zahllose Städte und Gemeinden wetteiferten darin, das strahlende Idol zum Ehrenbürger zu ernennen.
Für Gutmenschen öffnet sich hier ein herrliches Reich der Entdeckungen. Die kuriosesten Anträge auf führergemäße Umbenennungen hat der Historiker Helmut Heiber in einem Band gesammelt ( Die Rückseite des Hakenkreuzes ). Seine Arbeit kann Gutmenschen beim Recherchieren unschätzbare Dienste leisten. Leider sind nicht alle Anträge auf Ehrenbürgerschaft verzeichnet. Zwischen fünfhundert bis tausend Orte in Deutschland und Österreich sollen Hitler in die Riege der Honoratioren aufgenommen haben. Bei weitem nicht aus allen ist er mittlerweile in Unehren wieder entlassen worden.
Wer also Hitlers Namen irgendwo in den Chroniken entdeckt, hat glänzende Chancen, zum Gutmenschen auf Lebenszeit ernannt zu werden. Er muss nur laut genug auf den Skandal hinweisen und ein paar andere Ablassbedürftige für sein Vorhaben gewinnen. Motto der zu gründenden Bürgerinitiative: «Es ist unerträglich, dass dieser verhasste Name immer noch in den Annalen unserer Stadt geführt wird!»
Häufig besteht obendrein noch eine Städtepartnerschaft mit einem Ort in Israel. Das steigert die Gutheit der Entdeckung. «Wir müssen uns schämen!», kann die Gutmenschen-Gruppe allen weniger Guten erklären. Eine sofortige Ausbürgerung ist unerlässlich, und zwar möglichst feierlich. Gesetzlich erlischt eine Ehrenbürgerschaft mit dem Tod ganz von selbst. Aber nicht im Falle Hitler, denn er ist ja nicht tot. Er ist unsterblich. Deshalb sahen sich Städtchen von Gonsenheim über Hechtsheim bis zuletzt Doberan dem Vorwurf rechtschaffener Menschen ausgesetzt, sie hofierten immer noch dem untoten Führer.
In allen Fällen beschlossen die Stadtversammlungen sehr rasch und immer ohne Gegenstimmen, Hitler die Ehrenbürgerschaft posthum abzuerkennen. Ein großer Sieg guter Menschen, bei dem die Stadtparlamentarier hoffentlich niemals glauben, er ändere etwas an ihrer Schuld! Genau genommen ist es schade, dass die Sache bislang immer ohne Gegenstimmen abläuft. Ein «Ewiggestriger» oder «Geschichtsklitterer» unter den Stadtverordneten wäre für die Gutmenschen-Projektgruppe die Krönung, gewöhnlich «Ungeheuerlichkeit» genannt.
Noch immer nicht abgeschlossen ist die beantragte Ausbürgerung Hitlers aus Deutschland. Hitler hatte 1925 die österreichische Staatsbürgerschaft abgelegt, sieben Jahre später wurde der Staatenlose mit Migrationshintergrund in Deutschland eingebürgert, und zwar in Braunschweig. Eine Gutmenschen-Gruppe möchte ihm nun die Staatsbürgerschaft aberkennen, und zwar «als symbolischen Schritt». Jeder, der dagegen ist, müsse sich die Frage stellen lassen, ob er etwas gegen eine Distanzierung von Hitler hat.
Doch auch auf der Gegenseite ist Gutheit möglich. Denn eine Ausbürgerung kann auch als Verdrängung der Realität ausgelegt werden. Und falls das Ganze dann in die Agenda der Ratsversammlung gelangt, ist noch ein weiteres Unschuldsbekenntnis möglich, wie es bei der Hitler-Ausbürgerung in Mainz ein Gutmensch in den Saal posaunte: «Es ist mir unerträglich, wenn ein Verbrecher auf der Tagesordnung eines freigewählten Parlaments auftaucht und ihm die Ehre einer Beschlussfassung zuteil wird.» Na, bitte. Gutsein ist möglich. Dank Hitler immer wieder, immer neu.
Bosheiten für Gutmenschen
Es gibt rund 370 000 beschriebene Käferarten. Aber es gibt nur einen Hitler-Käfer. Dieser kleine
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