Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.
Samentütchen, erklären, was es damit auf sich hat, und fordern ihn auf, einen kleinen Wunsch-Acker einzuweihen. Das Geschenk ist preisgünstig und von tiefer symbolischer Bedeutung.
Dialog-Rezepte. Kochen muss der gute Mensch selbst. Etwa einen «Dialog von Lachs und Zander» oder «von Spargel und Schinken» oder, noch besser, einen «Dialog der Schokoladen»: Schokolade schmelzen, aus Sahne und weißer Schokolade eine Mousse herstellen, aus Sahne und dunkler Schokolade ebenfalls. Auch zu «Bratapfel-Kiwi-Dialog» und «Pampelmusen-Pfirsich-Dialog» gibt es verlockende Rezepte im Web. «Koch das mal! Es ist ein gutes Training für deine Dialogbereitschaft. Und wir essen dann einfach mal, ohne zu reden, ja?»
Unter zehn Euro: die herzerfrischende Polemik Die Wut und der Stolz von Oriana Fallaci (List Verlag). Unter zwanzig Euro: Mein Leben, meine Freiheit , die nicht sonderlich islambegeisterte Autobiographie von Ayaan Hirsi Ali (Piper Verlag).
Böse Sprüche für gute Menschen
«Wer Dialog einfordert, tut es immer in der Vorfreude auf den Genuss des eigenen Sprechens.» Roger Willemsen, Journalist
«Man kann mit jedem Menschen reden. Die Kunst besteht darin, es zu vermeiden.» Madame Pompadour, Mätresse
«In den muslimisch dominierten Vierteln ist Gewalt das identitätsstiftende Element.» Alice Schwarzer, Autorin
«Multikulturalismus soll bedeuten: Integration unter Beibehaltung der eigenen Identität. Wenn Frauen eingeschlossen werden und Töchter nicht zur Schule gehen dürfen, ist das die Beibehaltung der eigenen Kultur?» Ayaan Hirsi Ali, Frauenrechtlerin
«Respekt ist: wenn man Klitorisbeschneidung als Weltkulturerbe betrachtet.» Josef Joffe, Publizist
5. Sie feiern Jahrestage
Früher waren die liebsten Jahrestage aller Gutmenschen der Auschwitz-Gedenktag und der Tag der Bücherverbrennung. Inzwischen sind weitere Gedenktage hinzugekommen, scheinbar aus anderem Anlass, gefeiert jedoch wird stets dasselbe. Und das ist: dass es einmal schrecklich schlechte und richtig schuldige Menschen gegeben hat, die unvorstellbar Verwerfliches getan haben.
Das ist für Gutmenschen ein Grund zum Feiern, denn im Andenken an das ferne Böse fühlt man sich so wundersam lauter und gereinigt, und im Andenken an ferne Schuld wird man wieder so herrlich unschuldig. Gutmenschen betonen an so einem Tag, dass das, was damals geschehen ist, sich auf gar keinen Fall wiederholen darf. Jedenfalls nicht auf dieselbe Weise; auf leicht veränderte Weise geschieht es permanent. Mit glücklicher Trauermiene weisen sie darauf hin, dass man den Anfängen wehren müsse und dass allerhöchste Wachsamkeit vonnöten sei, weil die Bedrohung nie aufhöre. Und falls die Bedrohung aufhören würde – die Gutmenschen würden sie erfinden.
Wo feiern sie denn? In Hoyerswerda, Rostock, Mölln, Solingen; da gab es zunächst Attacken auf Ausländer und Brandanschläge; und wenig später zum Ausgleich Multikultifeste und Protestumzüge. Davon sind zehn oder fünfzehn Jahre später Vereine zur Integration geblieben und ein paar Begegnungsstätten, die allmählich veröden. Einmal im Jahr jedoch werden sie geputzt, und die Vereinsvorsitzenden laufen zu großer Form auf: wenn es zum Jahrestag gilt, sich das Unvorstellbare abermals vorzustellen, wenn möglich mit Kundgebung, Sternmarsch und abendlichem Konzert.
Die Teilnahme an solch einer Veranstaltung gleicht dem segensreichen Ablass, den einst die Kirchen erteilten: Die Sünden während des Jahres sind damit getilgt und vergeben. Wer unerschrocken sein Plakat gegen die Barbarei in die Höhe hebt, darf sich aller Schuld entledigt fühlen. Wunderbar. Möge das Böse nie enden oder wenigstens immer wieder beschworen werden.
Mit ähnlich entlastender Wirkung ziehen jedes Jahr am Palmsonntag Prozessionen schweigend um Gedenkstätten früherer Konzentrationslager; als Unschuldszeugnis und Ablassbrief gibt es Teilnahmebescheinigungen und Gruppenfotos. In Auschwitz-Komitees sammeln sich gute Menschen, die «wider das Vergessen» antreten, was angesichts eines wachsenden Anteils an Demenzkranken in der Bevölkerung tatsächlich angemessen scheint.
Sie organisieren sturzlangweilige Ausstellungen und moralisch einwandfreie Lesungen mit dem krönenden Hinweis: «Der Eintritt ist frei, der Raum ist für Rollstühle zugänglich, bei Bedarf wird in Gebärdensprache übersetzt.» Guter geht’s nun wirklich nicht. Wenn Rollstuhlfahrer und Taubstumme mit im Raum sitzen, ist Gott oder etwas noch Höheres
Weitere Kostenlose Bücher