Achtung Klappe
auf den Schirmgriff..
Ich tat es.
„Und jetzt... Trommelwirbel!!“
„Dideldideldideldideldideldideldideldideldidel...“
„…ziehe ich das zweite Bein nach und sitze bequem wie der Sultan von Latschenhausen!“
Dem Trommelwirbel verschlug es die Sprache, und er stimmte ein in das allgemeine Stöhnen der Ungläubigkeit.
„M... M... Mann, wie kommen Sie denn da wieder runter, Herr Pfiff?“ flüsterte Müller-Maroni, als habe er Angst, ein lautes Wort könnte mich vom Schirm stürzen lassen.
„Zunächst warte ich mal auf einen ordentlichen Beifall!“ sprach ich.
Und da prasselte er auch schon auf mich ein, der gewünschte Beifall. Zwölf Hände klatschten so heftig, daß es sich nach fünfzig anhörte. Ich lupfte dankbar die Mütze.
Sekunden später stand ich wieder aufrecht und ließ meinen Schirm wirbeln. Mit dem Gefühl des Siegers verbeugte ich mich und sagte:
„Vergessen wir nicht, daß wir zum Arbeiten da sind!“ (Angeben konnte wirklich schön sein!)
„Den Trick müssen Sie mir unbedingt verraten!“ rief Nobsie und klopfte sich dazu bei jedem Wort mit der flachen Hand auf den Bauch.
„Es ist kein Trick, Schauspieler!“ wies ich ihn zurecht. „Das ist ehrliche Arbeit... Ich meine artistische Arbeit! An dieser Gleichgewichtsübung habe ich über zehn Jahre geübt!“
„Zehn Jahre?“ fragte Müller-Maroni ungläubig.
„Na ja, nicht ganz zehn“, gab ich zu. „Aber sechs waren es bestimmt!“
Nobsie schüttelte seinen Kopf auch noch, als wir bereits vor dem neuen Drehort eintrafen, einem schmucken Einfamilienhaus mit großem Garten. Hier mußte ich, das heißt Nobsie, zur Verfolgung eines vermeintlichen Erpressers starten. Und zwar durchs Fenster.
„Sehen wir uns die Örtlichkeiten erst noch einmal alle gemeinsam an“, schlug der Regisseur vor. „Die Fahrzeuge lassen wir hier auf dem Parkplatz, das Stückchen können wir gut zu Fuß gehen.“
Die „Fahrzeuge“, das waren der Pkw des kantigen Luigi und der Produktionswagen, in dem sich die gesamte Ausrüstung befand. Von den wertvollen Kameras über die Scheinwerfer bis hin zum Filmmaterial. Doch nicht nur das. Im Produktionswagen hingen auch eine Menge Kleidungsstücke, darunter Nobsies private Textilien, die er mit dem Filmkostüm tauschen wollte, bevor er nach den Aufnahmen ins Hotel fuhr.
Als wir eine knappe halbe Stunde später wieder den Weg Richtung Parkplatz einschlugen, brannte bereits die Straßenbeleuchtung.
Am wenigsten paßte die Verspätung Fred Ziegler, den es zu irgendeiner albernen Feier drängte. Aber es war schlicht unmöglich gewesen, die freundliche Einladung des Hausbesitzers zu einem kleinen Umtrunk abzulehnen. Schließlich stellte er sein Haus der Paulus-Film für die Filmaufnahmen kostenlos zur Verfügung. Es ging ein Ruck durch uns, als wir um die letzte Ecke vor dem Parkplatz bogen.
„A... a... a... aber…“ stotterte die Zigarre und stieß seine Arme von sich, bevor er mit langen Schritten davonspurtete.
Wir hinterher!!!
Der Produktionswagen war verschwunden!
Dort, wo er bisher gestanden hatte, befand sich nur noch leeres Pflaster. Das war, bei Jussuv, dem Bartzupfer, der Auftakt zu einer äußerst bedauerlichen Entwicklung.
„Ich hatte ihn abgeschlossen, verdammt und zugenäht, ich hatte ihn abgeschlossen!“ schrie Ziegler mit sich überschlagender Stimme. Sicher dachte er gleichzeitig auch an die Jubiläumsfeier des „Freundeskreis zur Erhaltung der Zitronenfalter“.
„Henry, ruf die Polizei!“ rief Müller-Maroni beherrscht dem herkulisch gebauten Henry zu. Ein Riese, bei dem ich noch nicht herausgefunden hatte, wofür genau er zuständig war. Er hielt immer etwas anderes in seinen gewaltigen Pranken.
„Halt!“ meldete ich mich laut genug zu Wort. „Nur nichts überstürzen. Fragen wir dort die Dame mit dem Hund, sie scheint was zu wissen!“
Pinsel erreichte den vornehmen Chow-Chow natürlich wesentlich eher als ich die vornehme Dame, die unsere lautstarke Aufregung mit aristokratisch-gebremster Neugier verfolgte.
Während ich auf sie zukeuchte, hörte ich hinter mir die lamentierende Stimme Balduins des Dritten, der soeben kundtat, daß mit dem Produktionswagen nicht nur sein wertvoller braunschwarz genadelter Anzug verschwunden sei, sondern ebenso auch die darin befindliche Brieftasche samt Geld und Ausweisen.
Mein Knorpelfresser umtänzelte den Chow-Chow mit zunehmender Gereiztheit, denn der buschige Asiate tat, als sei Pinsel aus Glas oder nur ein lästiger Schatten,
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