Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
durch den man durchsehen könne.
    „Verzeihung, gnä’ Frau, es macht mir ganz den Eindruck, als könnten Sie uns einen Hinweis geben!“ eröffnete ich schnaubend und geschraubt das Gespräch.
    Die weißhaarige Dame nickte huldvoll und erkundigte sich noch geschraubter:
    „Deute ich das korrekt, daß Sie und die Herrschaften darüber erstaunt sind, daß der Lieferwagen verschwunden ist?“
    „Sie deuten das überaus korrekt!“ nickte ich. „Man hat ihn mitten von der Straße geklaut!“
    „Vor etwa einer Viertelstunde kam ich mit Prinz Chihu von dort“, sie zeigte nach rechts. Im Parterre versuchte Pinsel, mit einer Knurrattacke Prinz Chihu aus der Reserve zu locken, doch außer einem leisen, vornehmen Wedeln des prinzlichen Schweifs erreichte er nichts. „Als wir an dem Lieferwagen vorbeigingen, öffnete gerade ein Mann die Tür und stieg ein.“
    „Es war nur ein Mann?“ warf ich fragend dazwischen.
    „Ja, nur einer. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Nur etwas Verwunderung empfand ich, weil er ohne Licht davonfuhr.“
    „Chrrrrr... Chrrrrr... Chrrrrrr..
    Ich stieß den Schirm kurz und heftig auf. „Ruhe, Pinsel!“ zischte ich nach unten.
    „Oooooooachrrrr“, brummte Prinz Chihu oder Chilu.
    Die weißhaarige Dame faßte ihn kürzer.
    „Prinz Chihu haßt Stöcke und ähnliches Werkzeug!“ sagte sie. Und die Rüge war unüberhörbar.
    „Aha“, sagte ich. Was sonst hätte ich schon groß sagen können.
    „Er fuhr also ohne Licht davon!“ nahm ich den Faden wieder auf. Sie zeigte zur Straßenkreuzung. „Dort vorn hat er es dann eingeschaltet. Enthielt der Wagen Ihre Sachen?“
    „Er enthielt alles, was man zum Filmen braucht.“
    „Ach, Sie sind vom Film...“ sagte sie, und es klang wie: „Ach, Sie leben vom Tütenkleben.“
    Bevor mir was ganz Schlaues einfiel, tauchte der kantige Luigi neben mir auf. Seine Miene war die eines auf Feuer tanzenden Mannes, der kein Fakir war.
    „Nun, konnte Ihnen die Dame helfen?“ bellte er in den sonst recht friedlichen Abend.
    „Die Dame hat gesehen, wie sich der Dieb lichtlos von dannen machte.“
    „Lichtlos?“
    „Er fuhr ohne Licht weg!“ übersetzte ich.
    „Können Sie der Polizei sagen, wie der Mistkerl aussah?“ schnauzte Müller-Maroni die weißhaarige Lady an, die daraufhin erschrocken zurückfuhr. Daß bei dieser hastigen Bewegung Prinz Chihu für einen Augenblick ohne Luft war, bemerkte sie erst, als sich ihr Gefährte durch tiefes Röcheln bemerkbar machte.
    „Armer, lieber Chihu!“ rief sie abwärts. Und man sah, daß der Prinz ihr verzieh. Dann erinnerte sie sich wieder dessen, was Müller-Maroni von ihr wollte. Entrüstet wehrte sie ab: „Aber ich gehe doch nicht zur Polizei, wo denken Sie hin. Um diese Zeit..
    Ich sah meinem Geldgeber Luigi an, daß er sie am liebsten geschnappt, in seinen Kofferraum gesperrt und zur Polizei gekarrt hätte.
    Ich gab ihm einen unauffälligen Wink, packte meinen ganzen Charme in Stimme und Gesicht und begann leise und eindringlich zu fragen:
    „Gnä’ Frau, es ist Ihnen doch sicher möglich, den Mann zu beschreiben, der mit dem Fahrzeug davon ist.“
    „Er hat mir ja den Rücken zugedreht. Sein Gesicht konnte ich leider nicht erkennen. Ich weiß nicht, ob er alt oder jung war.“
    Müller-Maroni stöhnte. „Wir haben schon viel zuviel Zeit verloren, wir müssen die Polizei verständigen.“
    „War er größer oder kleiner als ich?“
    „Vielleicht einen halben Kopf größer, aber wesentlich, wesentlich dünner!“ Zur Bekräftigung nickte sie energisch. Beim Barthaar des Schwülstigen, einmal „wesentlich“ hätte ja auch gereicht.
    „Können Sie sich noch an seine Bekleidung erinnern?“
    „Bekleidung???“ stutzte sie, sah in den Himmel. „Ja, er... er trug so einen grauen... oder braunen? Ich weiß nicht mehr genau, jedenfalls einen Arbeitskittel. Einen dunklen Arbeitskittel!“
    „Mütze, Hut, Kappe?“
    „Nein, gar nichts... oder doch?“
    Und dann sprudelte es aus ihr heraus: „Aber eins weiß ich noch ganz genau, ich war nämlich früher praktische Ärztin... dem Mann fehlte an der rechten Hand ein Finger.“
    Mein Herz schlug plötzlich doppelt so schnell. Wie der Blitz war mir ein Name durchs Gedächtnis gehuscht: Maschen, Bubi Maschen, genannt das „Chamäleon“. Ein Ganove, der sich jeder Umgebung und Situation anzupassen verstand. Und Bubi Maschen fehlte ein Finger. Nur... der fehlte ihm nicht an der rechten, sondern an der linken Hand. Mylady muß sich geirrt

Weitere Kostenlose Bücher